Starker Ordereingang bei Hermle
kro Frankfurt
− Beim Werkzeugmaschinenbauer Hermle füllen sich nach dem heftigen Einbruch im Coronajahr 2020 zusehends die Auftragsbücher. Das auf Fräsmaschinen für die Metallbearbeitung spezialisierte Unternehmen aus Baden-Württemberg hat im ersten Halbjahr 51 % mehr Bestellungen als im Vorjahr an Land gezogen. Der Auftragsbestand belief sich auf 85,9 Mill. Euro und hat sich damit im Vergleich zum Jahresbeginn nahezu verdoppelt.
Als Erstes habe die Nachfrage in den pandemiestabilen Branchen wie der Medizintechnik und der Verpackungs- und Elektronikindustrie wieder angezogen, teilt Hermle mit. Später habe aber auch eine Erholung in Teilen der Automobilindustrie sowie im Maschinenbau insgesamt eingesetzt. Der 1938 gegründete Mittelständler kann derzeit vor allem mit seinen Automatisierungslösungen für den Bereich Industrie 4.0 punkten. Hier war der Bedarf zuletzt besonders hoch.
Wegen des niedrigen Auftragsbestands aus dem Vorjahr entwickelte sich der Umsatz in den ersten sechs Monaten noch rückläufig. So lagen die Erlöse mit 139,3 Mill. Euro um 13,4 % unter dem Vorjahreswert. Dennoch erachtet der Konzern im Gesamtjahr ein Umsatzplus von 10 % als erreichbar − sofern die Corona-Pandemie sowie die Lieferkettenprobleme, aber auch die automobile Wende nicht allzu sehr dazwischengrätschen. Im vergangenen Jahr war der Umsatz pandemiebedingt um 36 % geschrumpft. Das Betriebsergebnis hatte sich sogar mehr als halbiert.
Auch im laufenden Jahr rechnet das Management wegen der gestiegenen Kosten etwa für Bleche, Gussteile und Elektronikkomponenten mit einer weiter unterproportionalen Entwicklung des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (Ebit). Bislang habe Hermle eine Weitergabe der Preissteigerungen an die Kunden vermieden. Wie viele andere Unternehmen der Branche kommen nun aber auch die Schwaben offenbar nicht mehr darum herum: Im zweiten Halbjahr sollen die Listenpreise moderat angehoben werden, heißt es.
Nicht nur bei Hermle, auch in der gesamten Werkzeugmaschinenindustrie hat sich die Lage nach den herben Rückschlägen im vergangenen Jahr deutlich aufgehellt. So hatte der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW) seine Produktionsprognose für das laufende Jahr Mitte August erhöht. Statt eines Zuwachses von 6 % wird nun ein Plus von 8 % in Aussicht gestellt. „Die Branche hat den Turnaround mit erheblich mehr Dynamik geschafft als ursprünglich angenommen und verzeichnet trotz mancher Lieferschwierigkeiten einen kräftigen Anstieg ihrer Bestellungen“, hatte VDW-Chef Wilfried Schäfer erklärt. Die BayernLB hatte Ende Juli sogar ein mögliches Wachstum von bis zu 10 % in Aussicht gestellt. Die Branche gilt als Herzstück des deutschen Maschinenbaus und guter Indikator für die Investitionsbereitschaft im gesamten verarbeitenden Gewerbe.