Starker Start ins europäische IPO-Jahr
Erst die Ankündigung von Tele Columbus für Frankfurt, jetzt Sunrise in Zürich: Das nächste Telekomunternehmen Europas will den Kurszettel verlängern. Der Finanzinvestor CVC führt die Nummer 2 der Schweiz mit UBS und Deutscher Bank aufs Parkett. Die Pipeline für IPOs in Europa ist darüber hinaus prall gefüllt.Von Walther Becker, FrankfurtDas neue IPO-Jahr fängt gut an. Am ersten Handelstag hatte der drittgrößte deutsche Kabelnetzbetreiber Tele Columbus sein Listing angekündigt, inzwischen stehen zwei milliardenschwere Börsengänge auf der Agenda: der Brillenhersteller Grandvision aus den Niederlanden und der zweitgrößte Schweizer Telekomkonzern Sunrise aus dem Portfolio von Finanzinvestor CVC. UBS und Deutsche Bank sowie Morgan Stanley und Berenberg begleiten die Transaktion.Auch hinter dem Luxottica- und Fielmann-Konkurrenten aus Holland – hier geht es um zirka 1 Mrd. Euro – steht neben der Familie mit HAL Holding eine Beteiligungsgesellschaft. J.P. Morgan und ABN Amro sind Koordinatoren; Barclays, BNP Paribas und HSBC sind weitere Buchführer. Gesellschafter von Tele Columbus (Mittelzufluss von 477 Mill. Euro zur Mitte der Preisspanne) sind Hedgefonds und Banken. Hier haben Goldman Sachs und J.P. Morgan die Führung, weitere Bookrunner sind BoA Merrill Lynch und Berenberg – die Hamburger Privatbank positioniert sich zunehmend als europaweiter Spieler aus Deutschland. J.P. Morgan hat erneut einen guten Lauf: Von neun sich abzeichnenden IPOs ist die Bank bei sechs führend dabei.Klaus Hessberger, Co-Leiter des Aktienmarktgeschäfts von J.P. Morgan in Europa, spricht von einem “beschleunigten Start” ins neue IPO-Jahr. Die Unternehmen nutzten nach der Delle im vierten Quartal das sich öffnende Fenster und den Anlagedruck der Investoren im neuen Jahr. Außerdem stünden etwa in Großbritannien Wahlen an, was einige Aspiranten rasch an die Börse gehen lasse. Er rechnet, wie er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagte, dieses Jahr mit einem ähnlichen Volumen wie 2014, als der IPO-Markt laut Dealogic auf knapp 70 Mrd. Dollar zulegte. Hessberger erwartet erneut starke Aktivitäten von Private Equity, aber auch Konzernabspaltungen. Fiat mit Ferrari, Bayer, Eon und Siemens haben dies mehr oder weniger klar angekündigt. Familienunternehmen sollen stärker an den Markt kommen, und Privatisierungen – nicht in Deutschland – würden europaweit verstärkt zum Thema. Mehr PrivatisierungenIn Madrid soll voraussichtlich im Februar der Flughafenbetreiber Aena landen, der sein IPO 2014 verschoben hatte: 4,9 Mrd. Euro in einer Umplatzierung von 28 % des Kapitals mit BoA Merrill Lynch, Goldman Sachs, Morgan Stanley, Santander, HSBC und J.P. Morgan. Weitere große Deals zeichnen sich mit dem französischen Wäschedienstleister Elis ab, dessen Gesellschafter, der Finanzinvestor Eurazeo, den erneuten Anlauf im Februar vorhat und in erster Linie auf Société Générale, Goldman Sachs, BNP Paribas und Deutsche Bank setzt. Hier soll es um eine Kapitalerhöhung von 700 Mill. Euro gehen. Weitere Aspiranten sind HSS Hire und Trainline in London. In Frankfurt gelten Armacell und Scout24 als Anwärter. In Amsterdam geht es um Bols-Likör und in Istanbul um Turkish Aerospace Industries (300 Mill. Dollar). Weiter könnte auch ABN Amro den Weg zurück an die Börse finden.Mittelfristig könnte laut Reuters die Deutsche Bank ihr Privatkundengeschäft einschließlich Postbank getrennt platzieren, sollte sich die Bundesregierung für eine harte Trennung von Einlagengeschäft und Investment Banking entscheiden.Sunrise steht vier Wochen vor der Erstnotiz. Der Mobilfunkbetreiber will Schulden abbauen, Wachstum finanzieren und positioniert sich als Dividendenwert. Sunrise soll im nächsten Jahr 135 Mill. sfr ausschütten. Von 2016 an würden mindestens 65 % des “eigenkapitalfreien Cash-flow” ausgekehrt. Zudem plant Sunrise, überschüssige Liquidität zurückfließen zu lassen, nachdem die angestrebte Kapitalstruktur mit einem Verhältnis von 2,5 von Nettoschulden zu operativem Ergebnis (Ebitda) erreicht sei. Bei einem Discount zu Branchenprimus Swisscom wird Sunrise auf knapp 5 Mrd. sfr taxiert. Es wäre das größte IPO in Zürich seit acht Jahren: 2006 holte sich der Raffineriebetreiber Petroplus – längst schon insolvent – knapp 3 Mrd. sfr.