Start in heiße Weihnachtsgeschäft-Phase enttäuscht
md Frankfurt
Die sich weiter verschärfende Pandemielage in Deutschland hat in der Woche vor dem ersten Advent bei vielen Einzelhändlern für einen enttäuschenden Auftakt in die heiße Phase des Weihnachtsgeschäftes gesorgt. Eine Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) zeigt, dass nur 20% der 350 befragten Unternehmen mit den Umsätzen im bisherigen Weihnachtsgeschäft, das von Anfang November bis Ende Dezember läuft, zufrieden sind. Der HDE fordert deshalb, 2G- und 3G-Regeln im Einzelhandel abzuschaffen bzw. nicht einzuführen. Denn im Einzelhandel herrsche aufgrund der funktionierenden Hygienekonzepte und der Maskenpflicht keine erhöhte Infektionsgefahr.
„Der Einzelhandel konnte den immer schwieriger werdenden Rahmenbedingungen mit steigenden Infektionszahlen, höherer Inflation und Lieferengpässen bis in den November hinein trotzen“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. „Die Folgen der dramatischen Verschärfung der Coronakrise erreichten jedoch in der zurückliegenden Woche vor dem 1. Advent den Einzelhandel.“ Die HDE-Umfrage zeigt den Angaben zufolge, dass etwas mehr als die Hälfte der stationären Nonfood-Händler mit der Umsatzentwicklung in der vergangenen Woche unzufrieden ist. Besonders schwach verlief demnach das Geschäft im Bekleidungseinzelhandel; hier sei nur jeder fünfte Händler zufrieden. Überwiegend gut sei es lediglich im Lebensmittelhandel gelaufen.
Deutlich weniger Kunden
Grund für die weit verbreitete Unzufriedenheit der Geschäftsleute sind gemäß dem HDE die flächendeckend gefallenen Kundenfrequenzen. Rund 60% der Handelsunternehmen hätten von Rückgängen im Vergleich zum Vorjahr berichtet. „Viele Einzelhändler bangen um das Weihnachtsgeschäft und damit um ihre umsatzstärkste Zeit“, sagt Genth. Das sei auch eine Folge der vielerorts gültigen 2G- oder 3G-Regelung für den Einzelhandel in den Innenstädten. „Denn die Schlangen vor der Kontrolle an den Türen der Nicht-Lebensmittel-Geschäfte schrecken die Menschen oft vom Einkaufen ab.“ Gleichzeitig sei allen auch in der Politik klar, dass der Einkauf kein Infektionsherd sei und Hygienekonzepte, Lüftungsanlagen sowie die Maskenpflicht für ausreichend Sicherheit sorge. „Deshalb müssen diese Zutrittsbeschränkungen wieder entfallen“, fordert Genth.
In der jetzigen Situation rechnen laut der HDE-Umfrage nur 12% der Handelsunternehmen angesichts der Corona-Restriktionen mit einer positiven Entwicklung der Umsätze in den nächsten Wochen.
Anfang November, vor der Zuspitzung der Infektionslage, hatte der Verband seine Prognose für das Weihnachtgeschäft abgegeben: Danach rechnet der HDE mit einem Umsatzplus von 2% im Vergleich zum Vorjahr. Damit lägen die Umsätze in November und Dezember dieses Jahres bei fast 112 Mrd. Euro. Wachstumstreiber bleibe der Online-Handel, dem ein Plus von 17,3% auf 23,1 Mrd. Euro vorausgesagt wird, während der stationäre Einzelhandel auf Basis der Schätzung 1,3% auf 88,6 Mrd. Euro an Erlösen einbüßen wird. Der Verband wies jedoch schon bei der Bekanntgabe der Prognose auf Risiken wie die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie, Lieferprobleme und die steigende Inflation hin (vgl. BZ vom 9.November).
Einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY zufolge sind für 53% der Bürger in Deutschland die Vorfreude auf das Fest und das vorweihnachtliche Shopping dadurch getrübt, dass Weihnachtsmärkte und andere Veranstaltungen gar nicht oder nur mit Einschränkungen stattfinden.