Start-up-Hauptstadt Berlin muss nachsitzen

DIW listet eine Reihe gravierender Mängel auf, die den Gründungsboom gefährden könnten

Start-up-Hauptstadt Berlin muss nachsitzen

ge Berlin – Berlin hat sich in den vergangenen Jahren einen guten Ruf als Start-up-Metropole erarbeitet, in der mit zuletzt zwei Gewerbegründungen je 100 Erwerbspersonen mehr Firmen neu entstanden als anderswo in der Republik. Mit 2,1 Mrd. Euro erhielten hauptstädtische Start-ups etwa 70 % des gesamten Venture-Capital-Volumens, das 2015 in Deutschland investiert wurde – womit sich Berlin in Europa vor London, Stockholm und Paris auf Platz 1 schob. Doch trotz dieser stolzen Bilanz listet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) eine Reihe gravierender Mängel auf, die die jüngste Erfolgsgeschichte bremsen könnten.Auffällig sei jedenfalls die ungenügende Ausbildung in Berliner Schulen. Bei Ländervergleichen landeten hauptstädtische Jugendliche regelmäßig auf hinteren Plätzen. Der Anteil derer, die die Schule ohne Abschluss verlassen, liege weit über dem Bundesdurchschnitt. Kein Wunder, dass nahezu jedes zweite Start-up in der Stadt durch Personen ohne deutsche Staatsbürgerschaft gegründet werde, heißt es im jüngsten Wochenbericht des DIW, der sich in Gänze Berlin und seiner wieder wachsenden Wirtschaft widmet. Auch von den Beschäftigten in Neugründungen kämen mehr als 40 % aus dem Ausland.Weiterhin kritisieren die Forscher eine gewisse Trägheit der Berliner Verwaltung – angefangen bei einer lahmen Administration über zu geringe Infrastrukturinvestitionen bis hin zur mangelnden Bereitstellung von Gewerbeflächen. Gazellen scheuen vor BerlinDies könnte auch dazu geführt haben, dass besonders schnell wachsende Start-ups, so genannte Gazellen, die Stadt verlassen haben, rätselt das DIW. Denn obwohl fast 8 % aller Betriebsgründungen und knapp 7 % aller innovativen Gründungen in Berlin entstünden, seien nur 4 % aller Gazellen-Unternehmen dort ansässig.Entsprechend mahnen die Experten, Berlin müsse auch für diese schnell expandieren Firmen attraktiv werden, “damit die bestehenden Chancen besser in nachhaltigem Wirtschaftswachstum und attraktiven Jobs münden”.Zudem beobachtete das DIW, dass der überwiegende Teil des bislang investierten Risikokapitals in Start-ups mit den Business-to-Consumer-Schwerpunkten E-Commerce sowie Konsumdienstleistungen floss. Dagegen habe der vorbildliche Wissenschafts- und Forschungsstandort Berlin Adlershof mit seinen für Gazellen wichtigen Business-to-Business-orientierten Clustern deutlich weniger profitiert. Dennoch seien dort in den vergangenen Jahren rund 500 Hightech-Start-ups gegründet worden.—– Wertberichtigt Seite 8