Venture Capital

Start-up-Mekka Großbritannien schwächelt

Wenn es um die Verteilung von Wagniskapital geht, ist Großbritannien die unangefochtene Nummer Eins in Europas Tech-Szene. Relativ betrachtet war das Land zuletzt allerdings größter Nettoverlierer, wie aus einer Analyse der VC-Gesellschaft Atomico hervorgeht. Anteilsmäßig am stärksten zugelegt haben die Niederlande.

Start-up-Mekka Großbritannien schwächelt

Start-up-Mekka Großbritannien schwächelt

Atomico: Größter Anteilsverlust an europäischen VC-Investitionen – Region zeigt Zeichen der Stabilisierung

Wenn es um die Verteilung von Wagniskapital geht, ist Großbritannien die unangefochtene Nummer Eins in Europas Tech-Szene. Relativ betrachtet war das Land zuletzt allerdings größter Nettoverlierer, wie aus einer Analyse der VC-Gesellschaft Atomico hervorgeht. Anteilsmäßig am stärksten zugelegt haben die Niederlande.

kro Frankfurt

Die wichtigste Start-up-Nation Europas verliert bei der Verteilung von Wagniskapitalinvestitionen laut einer Studie zunehmend an Gewicht. Im Vergleich der beiden Zeiträume 2018 bis 2020 und 2021 bis 2023 ist der Anteil Großbritanniens an den in Europa verteilten VC-Geldern um fast drei Prozentpunkte gesunken, wie aus dem jährlichen „State of European Tech Report“ des Londoner Wagniskapitalgebers Atomico hervorgeht. Damit sei das Land der größte Nettoverlierer, heißt es in der Analyse, die am Dienstag zum neunten Mal erschienen ist und in deren Rahmen Atomico Daten von verschiedenen Dienstleistern ausgewertet und zusätzlich mehr als 4.000 Vertreter aus der europäischen Venture-Capital-Szene befragt hat. Größter Gewinner sind die Niederlande mit einem Zuwachs von fast zwei Prozentpunkten.

Amerikaner verlieren Interesse an deutschen Start-ups

Der Abstand Großbritanniens zu den anderen Ländern ist in der absoluten Betrachtung dennoch weiter enorm. Nach bisherigen Hochrechnungen dürften in diesem Jahr 12,7 Mrd. Dollar an Wagniskapitalinvestitionen in das Land fließen – fast 60% mehr als in Frankreich, dem zweitgrößten Empfänger, wo es 8 Mrd. Dollar sein sollen.

Deutschland folgt dicht dahinter mit 7,8 Mrd. Dollar. Gegenüber dem Vorjahr wäre das ein Rückgang von knapp 28%. Damit liegt die Bundesrepublik in der Entwicklung zwar über dem europäischen Durchschnitt. Doch gerade mit Blick auf die wichtigen US-Investoren hatte das Land zuletzt gegenüber anderen großen europäischen Tech-Märkten das Nachsehen. Wo heimische Unternehmen im Boom-Jahr 2021 für jeden von europäischen Investoren stammenden Dollar noch 93 Cent von US-Geldgebern erhalten hatten, waren es laut der Analyse in diesem Jahr nur noch 41 Cent. Weder in Großbritannien, noch in Schweden noch in Frankreich ist das Interesse der Amerikaner in diesem Zeitraum derart stark abgeflaut.

Immerhin: Bei der Zahl sogenannter Einhörner, also Firmen, die mit mehr als 1 Mrd. Dollar bewertet werden, liegt Deutschland derzeit auf Platz Zwei in Europa. Das Research-Unternehmen Forex.com hat hierzulande jüngst 30 solcher Start-ups gezählt, wobei 2023 das Münchener Militärtechnik-Start-up Helsing und das Kölner Übersetzungs-Start-up DeepL hinzugekommen sind. Auch bei der Gewinnung von ausländischen Tech-Talenten verzeichnete Deutschland laut Atomico zuletzt den zweitgrößten Zuwachs nach Großbritannien.

Zeichen der Stabilisierung

In der gesamten Region gebe es nach dem schwierigen Jahr 2022 nun Zeichen der Stabilisierung, so das Fazit der Autoren. Nicht nur liege der Wert der gesamten europäischen Tech-Branche mit knapp 3 Bill. Dollar ungefähr wieder auf dem Niveau des Jahres 2021. Mit den 45 Mrd. Dollar, die Wagniskapitalgeber in diesem Jahr voraussichtlich in die Branche pumpen, steuert das Ökosystem auch auf das drittstärkste Finanzierungsjahr aller Zeiten zu. Es sei "größerer Optimismus zu erkennen", wird Ray Zhou, der Mitgründer und Co-Chef des CRM-Software-Unternehmens Affinity in der Studie zitiert.

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