MOBILE WORLD CONGRESS

Start-up-Mutter Telekom

Von Heidi Rohde, zzt. Barcelona Börsen-Zeitung, 4.3.2015 Die Deutsche Telekom geht neue Wege im sogenannten "Partnering". Zusammen mit Intel und Cisco hat der Bonner Konzern auf dem Mobile World Congress in Barcelona die Initiative "Challenge Up!"...

Start-up-Mutter Telekom

Von Heidi Rohde, zzt. BarcelonaDie Deutsche Telekom geht neue Wege im sogenannten “Partnering”. Zusammen mit Intel und Cisco hat der Bonner Konzern auf dem Mobile World Congress in Barcelona die Initiative “Challenge Up!” vorgestellt, bei der die drei Unternehmen Start-ups gezielt unter die Arme greifen wollen. Junge Firmen, die Ideen und Lösungen für das Internet der Dinge entwickelt haben, sind zu einem mehrmonatigen Schaulaufen aufgefordert. An dessen Ende steht im Juni die “Acceleration Week”, bei aus allen Bewerbern zwölf ausgewählt werden, denen die frischgebackenen Start-up-Mütter Hege und Pflege in Gestalt eines viermonatigen Gründerprogamms von Juli bis Oktober angedeihen lassen, das in Krakau, Berlin und in Wien stattfinden wird.Dabei geben sich die Konzerne mütterlich großzügig. Die Start-ups erhalten “komplementäre Ressourcen” der drei Schwergewichte, um ihre Produkte zu schneller Marktreife zu führen, Beratung, Kundenkontakt, auch finanzielle Mittel, ohne dass sie Unternehmensteile abgeben oder die Rechte an ihrem geistigen Eigentum verlieren, wie betont wird. Große SprüngeDas klingt gut für die Auserwählten, die mit Unterstützung der Konzerne womöglich große Sprünge machen, Marktzugang, Reichweite und Skaleneffekte gewinnen. In Anbetracht der vor allem in Deutschland seit längerem geführten Diskussion über die Bedeutung von Start-ups für Innovation in der Wirtschaft und den Mangel an Start-up-Kultur und -Unterstützung setzt vor allem die Telekom ein wichtiges Signal.Indes bleibt dabei wie auch bei anderen Kooperationen, die das Bonner Unternehmen vorantreibt, der unmittelbare Nutzen für die Telekom bisher vage. Die Initiative gleicht einem etwas ausgefeilteren Suchverfahren für die Plätze auf der von Höttges propagierten “Steckerleiste”. Diese entsteht auf dem paneuropäischen Netz, das die Telekom baut, und soll Unternehmen ermöglichen, ihre Produkte über das Netz der Telekom sicher und in hoher Qualität zu vertreiben, wie auch in Barcelona betont wurde. Damit gewährt der Konzern jungen, innovativen Unternehmen auf einen Schlag Reichweite und Kundennähe. Für die Telekom selbst sind Kooperationen mit profilierten Start-ups wie Spotify, Uber oder Airbnb ein Mittel der Kundenbindung, nennenswerte Umsatz- und Ergebnisbeiträge dieser Kooperationen gibt es bisher nicht, oder sie sind unklar geblieben.Branchenexperten sind sich gleichwohl darin einig, dass die Telekom mit ihrer “Steckerleiste” eine richtige Strategie verfolgt. Dennoch besteht für den Konzern immer die Gefahr, dass sich die Start-ups schneller von der Mutter emanzipieren, als dieser lieb ist. So können sie, wenn etwa ihr Bekanntheitsgrad hoch genug ist, den Stecker ziehen. Die Wertschöpfung ihrer Geschäfte geht dann an der Telekom vorbei. ——–Die Bonner haben mit Intel und Cisco eine Initiative zur Unterstützung von Start-ups gegründet.——-