Start-ups stellen trotz Corona ein
sp Berlin – Die Mehrheit der Nachwuchsfirmen in Deutschland will im laufenden Jahr trotz der Corona-Pandemie ihre Mitarbeiterzahl erhöhen. Das ist das Ergebnis von zwei Umfragen im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, für die im Februar und März – kurz vor dem Lockdown in Deutschland – 206 Start-ups sowie im Mai und Juni – als die Einschränkungen wegen Corona langsam wieder gelockert wurden – weitere 112 Start-ups befragt wurden. Demnach gehen fast drei Fünftel der befragten Jungunternehmen davon aus, die Zahl ihrer Mitarbeiter bis zum Jahresende auszuweiten. Nur 6 % der Befragten rechnen damit, dass die Beschäftigtenzahl zurückgehen wird. Die Zahl der Start-ups, die offene Stellen zu besetzen haben, ist während der Coronakrise etwas zurückgegangen (siehe Grafik).Der Bundesverband Deutscher Start-ups hat Ende März eine Umfrage vorgelegt, in der neun von zehn befragte Nachwuchsfirmen angegeben haben, negativ von der Coronakrise betroffen zu sein. Sieben von zehn Firmen gaben damals an, dass sie wegen Corona um ihre Existenz fürchten, auch weil Investoren die Füße stillhalten. In der Umfrage des Bitkom steht ein anderes Problem im Vordergrund: der Mangel an geeigneten Bewerbern für offene Stellen.Mehr als zwei Drittel der befragten Start-ups berichten von Problemen, geeignete Bewerber zu finden. Selbst wenn es Bewerber gibt, die für die Stelle in Frage kommen, berichten gut zwei Fünftel der Firmen, dass sich geeignete Kandidaten am Ende eher für Großunternehmen oder etablierte Mittelständler entscheiden als für ein Start-up. Um die eigene Attraktivität bei Bewerbern zu steigern, würde jedes zweite Start-up seine Mitarbeiter gern am Unternehmen beteiligen. Die rechtlichen und steuerlichen Bedingungen in Deutschland seien dafür aber zu unattraktiv, beklagen sie. “Beim klassischen Fixgehalt können Start-ups oft nicht mit etablierten Wettbewerbern konkurrieren. Eine Beteiligung am Start-up würde daher zu mehr Fairness im Wettbewerb um die klügsten Köpfe führen”, kommentiert Bitkom-Präsident Achim Berg. “Geeignete Vorschläge für eine Mitarbeiterbeteiligung, von der Start-ups wie Beschäftigte gleichermaßen profitieren würden, liegen auf dem Tisch. Jetzt braucht es den politischen Willen, sie auch umzusetzen.” Hilfe für Berliner NachwuchsAnders liegt der Fall bei den Hilfen für Start-ups, die wegen Corona in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind. Die Bundesregierung hat bereits vor Wochen ein 2 Mrd. Euro schweres Hilfspaket geschnürt, die Details zu den Auszahlungsmodalitäten ließen aber auf sich warten. Am Mittwoch hat die Investitionsbank Berlin (IBB) zusammen mit Bund und Land den Startschuss für Hilfsprogramme mit einem Volumen von 140 Mill. Euro für die Berliner Start-up-Szene gegeben. Berlin ist laut IBB das einzige Bundesland, das im Vertrieb dieser Angebote mit Venture-Capital-Gesellschaften und anderen Intermediären kooperiert.