Startschuss für 5G-Netzausbau

Erstmals seit 2010 bieten vier Mobilfunkkonzerne mit - Analysten rechnen mit steigendem Auktionserlös

Startschuss für 5G-Netzausbau

Heute fällt der Startschuss zur mit Spannung erwarteten Auktion der Frequenzen für den 5G-Netzausbau. Während die als Bieter beteiligten Mobilfunkbetreiber über die Auflagen der Bundesnetzagentur lamentieren, gehen diese einigen Verbänden nicht weit genug. Trotz der Auflagen rechnen Analysten mit dem höchsten Erlös seit der Rekordauktion im Jahr 2000.scd Mainz – “Unser Interesse ist nicht, dass die Auktion maximal viel Geld in die Kasse spült, sondern dass die Mobilfunkanbieter mit den ersteigerten Frequenzen auch etwas anfangen können”, versichert Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur. Es gehe der Behörde vielmehr darum, einen Beitrag zu leisten für das Thema Gigabitgesellschaft und insbesondere Industrie 4.0. Der Anspruch spiegelt sich in den Auflagen für die Bieter, die nicht nur bis Ende 2022 rund 98 % aller Haushalte in jedem Bundesland mit schnellem Mobilfunk versorgen sollen, sondern auch noch – gestaffelt bis Ende 2024 – praktisch sämtliche wichtigen Verkehrswege auf der Straße, auf Schienen und zu Wasser.Die ab heute versteigerten mittleren Frequenzbereiche eignen sich für eine landesweite Versorgung kaum, da sie mit hoher Bandbreite, aber geringer Reichweite von maximal 3 Kilometern nicht für die Fläche geeignet sind. Homann wies allerdings darauf hin, dass die Netzbetreiber dafür die 2015 ersteigerten, aber noch ungenützten niedrigen Frequenzbereiche nutzen könnten, die bis zu 10 Kilometer Reichweite aufweisen. Zur Versteigerung kommt ein Frequenzspektrum von insgesamt 420 Megahertz, das sich in 40 Blöcke zu je 10 und einen Block zu 20 Megahertz aufteilt. In Summe beträgt das Mindestgebot für alle Blöcke knapp 105 Mill. Euro. Erwartet wird indes weit mehr. “Der Gesamterlös dürfte sich unseres Erachtens im Bereich von 5 bis 6 Mrd. Euro bewegen”, schätzen etwa die Analysten der LBBW. 2015 hatte die Versteigerung 5,1 Mrd. Euro eingebracht, 2010 waren es knapp 4,4 Mrd. Euro (siehe Grafik). Ins Rennen gehen die Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica sowie der Neueinsteiger Drillisch, der zu United Internet gehört. Als Neueinsteiger hat Drillisch geringere Auflagen zu erfüllen, was den Wettbewerbern missfällt. Homann verteidigte die Sonderrolle, weil Drillisch einen klaren Startnachteil habe.Kritik am Auktionsdesign gab es noch am Montag von verschiedener Seite. So fürchtet die Gewerkschaft Verdi, dass die Telekomgesellschaften zu viel bieten und dann das Geld für den Netzausbau knapp werde. Statt des Erlöses hätte die Netzagentur den verpflichtenden Ausbau in den Fokus nehmen müssen. Der Branchenverband Bitkom sieht die Telekomkonzerne von den Vergabevorschriften ohnehin schon in ein Korsett geschnürt, das die Wirtschaftlichkeit in Frage stelle.ZEW-Ökonom Vitali Gretschko rechnet dank der Teilnahme von Drillisch mit einer spannenden Auktion. Beim letzten Mal, als ein neuer Anbieter dabei war, sei der Auktionserlös im Jahr 2000 auf 50 Mrd. Euro hochgetrieben worden. Allerdings gebe es keinen vergleichbaren Hype wie damals um UMTS, der sich dann auch als überzogen herausgestellt hatte. Derzeit machen zwei Theorien im Markt die Runde, wie Drillisch für steigende Gebote sorgen könnte. Zum einen durch sehr aktives eigenes Bietverhalten, zum anderen, indem sich die Wettbewerber gezwungen sehen könnten, Drillisch mit höheren Geboten aus dem Markt zu preisen.Die Analysten der LBBW schätzen den Erlös auf 5 Mrd. bis 6 Mrd. Euro – das wären in der Mitte der Spanne 400 Mill. Euro mehr als 2015.—– Wertberichtigt Seite 8