State Street sieht Aufsicht in der Pflicht

Vermögensverwalter will Verbreitung stimmrechtsloser Aktien Einhalt gebieten

State Street sieht Aufsicht in der Pflicht

sp New York – Der Vermögensverwalter State Street Global Advisors beäugt mit Sorge, dass bei Börsengängen wieder öfter Aktien mit ungleichen Stimmrechten ausgegeben werden. State Street ist überzeugt, dass vor allem der Finanzaufsicht die Aufgabe zukommt, diesem Trend etwas entgegenzusetzen. Der Umgang mit unterschiedlichen Stimmrechten für Aktionäre ist spätestens seit dem IPO des Internetkonzerns Snap vor fünf Monaten ein echter Aufreger.Zwei- oder Mehrklassengesellschaften im Aktionariat sind zwar auch bei Börsengrößen wie Alphabet, Facebook, Berkshire Hathaway, Visa oder Comcast zu beobachten. Snap, die zum Börsengang nur Papiere ohne Stimmrechte ausgegeben hat, sei aber noch einen Schritt weiter gegangen, sagt Rakhi Kumar von State Street im Interview der Börsen-Zeitung. Das Börsendebüt mit Papieren ganz ohne Stimmrechte habe bei vielen Investoren zur Einsicht geführt, dass Minderheitsrechte für Aktionäre nicht länger als Randthema adressiert werden können, erklärt die Governance-Expertin des Vermögensverwalters, der rund 2,6 Bill. Dollar betreut.State Street hat bereits im März die US-Finanzmarktaufsicht SEC aufgefordert, der Verbreitung von stimmrechtslosen Aktien Einhalt zu gebieten. “Es gibt keine laufende Diskussion mit der Finanzmarktaufsicht, das Thema werden wir aber sicher wieder besprechen”, dämpft Kumar die Erwartung eines raschen Einschreitens des Regulators.Die Rolle von Indexanbietern wie S & P Dow Jones, die Firmen mit unterschiedlichen Stimmrechten nicht mehr berücksichtigt, bewertet Kumar zurückhaltend. “Es gibt keine einfache Lösung für die wachsende Verbreitung von ungleichen Stimmrechten. Aus unserer Sicht kann die Antwort aber nicht lauten, dass Indexanbieter, die Investmentchancen möglichst umfassend abbilden wollen, Snap und ähnliche Unternehmen einfach ausschließen.”Den Einfluss von Börsenbetreibern sieht Kumar ebenfalls nüchtern. Angesichts des starken Wettbewerbs der Börsenplätze sei es unrealistisch, dass die Börsenbetreiber Beschränkungen beim IPO einführen werden. Die Präferenz von State Street Global Advisors gelte der Arbeit mit den Regulierungsbehörden. “Wir wollen das Problem schon vor dem Listing anpacken.”—– Interview Seite 9