Steinhoff landet in Großbritannien
wb Frankfurt – Die in Frankfurt börsennotierte Handelsgruppe Steinhoff hat sich bei der 597 Mill. Pfund schweren Übernahme der britischen Billigkette Poundland durchgesetzt. Das Management stellt sich nun doch hinter die Offerte des im MDax notierten Unternehmens aus Südafrika. Offeriert werden 220 Pence je Poundland-Aktie für die 76 %, die Steinhoff noch nicht gehören.Das Angebot sei fair und angemessen, erklärten die Briten kurz vor Ablauf einer Frist der Übernahmekommission in London. Steinhoff hatte nach den britischen Übernahmeregeln bis gestern Nachmittag Zeit, die Übernahmeabsicht fest zu bekunden oder die Finger von der Transaktion zu lassen. J.P. Morgan und Rothschild beraten die Zielgesellschaft, Investec steht dem Bieter zur Seite.Die Offerte liegt um 12 % über dem Schlusskurs vom Dienstag. Gestern kletterte der Kurs auf gut 220 Pence. Vom Kurs zur Emission ist Poundland weit entfernt: Im März 2014 kam die Aktie zu 300 Pence an die Börse. Das IPO über 431 Mill. Pfund hatten Credit Suisse und J.P. Morgan begleitet. Der US-Finanzinvestor Warburg Pincus hatte den Discounter damals an den Kapitalmarkt geführt.Steinhoff, in Deutschland bekannt für Poco-Möbel, ist zuletzt bei zwei ins Auge gefassten Transaktionen gescheitert: der geplanten Übernahme des britischen Einzelhändlers Darty, wo sie von der französischen Groupe Fnac in einem Bieterkampf ausgestochen wurde, und Home Retail Group, zu der Argos gehört und für die Steinhoff ins Rennen gegangen war, sich dann aber wieder zurückgezogen hatte. Daraufhin kam Supermarktbetreiber Sainsbury dort zum Zuge.Bei Poundland hat die globale Reichweite von Steinhoff jetzt das Management überzeugt. Der Kapitalzugang verbessere sich mit dem Kauf, zudem ergäben sich Synergien, begründet das Management des Discounters seine Zustimmung und legt den Aktionären nahe, ihre Bestände anzudienen. Auch der Ausgang des britischen Referendums zum Ausstieg aus der EU habe eine Rolle gespielt. Ende Juni hatte Poundland das Angebot noch zurückgewiesen. Zunächst sicherte sich Steinhoff (Marktkapitalisierung: 20,8 Mrd. Euro) 22,8 % an Poundland, die seinerzeit mit 537 Mill. Pfund bewertet wurde. Poundland betreibt rund 600 Filialen in Großbritannien, Irland und Spanien. Im Ende März ausgelaufenen Fiskaljahr setzte der Discounter 1,33 Mrd. Pfund um und verdiente operativ (underlying Ebitda) 56,9 Mill. Pfund. Steinhoff kam nach neun Monaten des Turnus 2015/16 auf Erlöse von 9,9 Mrd. Euro (plus 45 %) und einen Operating Profit, der im Gleichschritt auf 1,1 Mrd. Euro zulegte. Poundland hatte den Rivalen 99p Stores übernommen, der sich als schwer verdaulich erwies.