Steinhoff setzt Einkaufstour in den USA fort
Die südafrikanische Möbel- und Einzelhandelsgruppe Steinhoff übernimmt für 3,8 Mrd. Dollar den führenden Matratzenhändler in den USA, Mattress Firm Holding. Mit der Transaktion gelingt dem im MDax geführten Unternehmen der Markteintritt in Nordamerika.swa Frankfurt – Die südafrikanische Handelsgruppe Steinhoff setzt ihre Einkaufstour in den USA fort. Der mit den Möbelmärkten Poco, Kika und Conforama aktive Konzern erwirbt den größten Matratzenhändler in den USA, Mattress Firm, und baut sein internationales Netzwerk aus. Für Steinhoff, die im Konzern selbst Betten und Matratzen herstellt (Dunlopillo, Staples, Slumberland), ist es ein Ausbau der vertikalen Integration und der Markteintritt in den USA – was als Plattform für weitere Aktivitäten gedacht ist. Beim Marktführer angeklopftSteinhoff war in diesem Jahr bei mehreren Übernahmezielen anderen Bietern unterlegen, kam aber jüngst beim britischen Aldi-Rivalen Poundland für 600 Mill. Pfund zum Zug. Dort hat laut Bloomberg inzwischen jedoch der Hedgefonds Elliott eine Position von 17,5 % des Kapitals aufgebaut, so dass Steinhoff gezwungen sein könnte, den Preis noch mal zu erhöhen.Für Mattress Firm, die mit 25 % Marktanteil in den USA führende Fachhandelskette für Matratzen, legt Steinhoff in Summe 2,4 Mrd. Dollar in bar auf den Tisch. Das ist ein Preis von 64 Dollar je Aktie und bedeutet eine deutliche Prämie auf den vorangegangenen Schlusskurs von 115 %. Die Aktie von Mattress Firm war im vergangenen Jahr deutlich abgesackt. Einschließlich Schulden hat die Transaktion einen Wert von 3,8 Mrd. Dollar. Beide Boards hätten zugestimmt, heißt es weiter. Der Abschluss des Deals ist bis Ende des dritten Quartals geplant.Mattress Firm wird in der Transaktion beraten von der Investmentbank Barclays, rechtlich steht Ropes & Gray zur Seite. Steinhoff nennt Linklaters als Rechtsberater. Als größter Aktionär von Mattress Firm gilt die Beteiligungsfirma J.W. Childs Associate mit 36,5 % Anteil.Mit der Übernahme gelinge Steinhoff nicht nur der Eintritt in den US-Markt mit einem führenden Partner und einer lokalen Beschaffungskette, das Unternehmen baue auch seine weltweite Position in einer der zentralen Produktkategorien aus, wirbt Steinhoff-CEO Markus Jooste für den Deal. Aktie steigtAn der Börse kam der Zukauf gut an. Die Aktie des seit Dezember vergangenen Jahres in Frankfurt gelisteten Unternehmens kletterte nach Bekanntgabe der Übernahme zeitweise um fast 2 % auf Rekordhoch von 5,91 Euro. Der Konzern wird mit knapp 23 Mrd. Euro bewertet.Analysten der Credit Suisse betrachten den Deal als strategisch sinnvoll. Das Geschäft mit Matratzen sei eines der Kerngebiete für Steinhoff, und bislang sei der Konzern hier noch nicht in den USA vertreten. Das Segment sei attraktiv mit jährlichen Wachstumsraten von 5 % in den USA. Für die Analysten der Commerzbank erscheint der Preis für den Betten- und Matratzenhändler “auf den ersten Blick teuer”, doch die Transaktion sei sinnvoll, heißt es mit Verweis auf die eigene Herstellung von Matratzen im Steinhoff-Konzern.Mattress Firm war zuletzt selbst mit der Übernahme des zweitgrößten US-Wettbewerbers Sleepy’s gewachsen, betreibt gut 3 500 Läden in Nordamerika und setzte zuletzt 3,7 Mrd. Dollar um. Das operative Ergebnis (Ebitda) lag bereinigt bei 308 Mill. Dollar. Als Nummer 2 im US-Fachhandelsmarkt für Matratzen folgt Sleep Number mit 1,2 Mrd. Dollar Umsatz und einem Marktanteil von 7,8 %.Steinhoff sieht sich bereits als größter Matratzenhändler in Großbritannien mit 10 % Marktanteil und hat nach eigenen Angaben als Matratzenproduzent im Vereinigten Königreich einen Marktanteil von einem Fünftel. Nummer 1 sei man auch in Frankreich als Hersteller und Händler und habe eine signifikante Präsenz in Italien, Kroatien, Spanien, Portugal und der Schweiz.Mit der jüngsten Übernahme erhöht sich der Konzernumsatz von Steinhoff pro forma auf 17 Mrd. Euro, bei einem Ebitda von 2,0 Mrd. Euro. Den Deal will das Unternehmen mit Bankdarlehen zwischen zwei und fünf Jahren finanzieren sowie mit einem Brückenkredit über 1,8 Mrd. Dollar. Eine Break-up Fee von 3 % sei Steinhoff im Fall des Scheiterns zugesagt worden.