Maschinenbau

Stellenabbau bei Homag drückt Gewinn von Dürr

Der Maschinenbauer Dürr, der im vergangenen Herbst bei seiner Holzbearbeitungstochter Homag den Rotstift angesetzt hat, rechnet langfristig mit einer Erholung im Bausektor. Im Vorjahr hat die Sparmaßnahme zunächst aber das Ergebnis belastet.

Stellenabbau bei Homag drückt Gewinn von Dürr

Ein großflächiger Stellenabbau bei der Holzbearbeitungstochter Homag kommt den schwäbischen Maschinenbauer Dürr zunächst teuer zu stehen. "Wir werden weltweit rund 600 Beschäftigte abbauen, davon gut die Hälfte in Deutschland", sagte Konzernchef Jochen Weyrauch auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens. "Wir haben dafür eine Rückstellung von gut 50 Mill. Euro gebildet, die wir im vierten Quartal gebucht haben." Vor allem deswegen reduzierte sich das Ergebnis nach Steuern bei Dürr im vergangenen Jahr um etwa 18% auf 110,2 Mill. Euro.

Dass es bei Homag infolge einer deutlich gesunkenen Nachfrage – vor allem im Bausektor – zu den Kürzungen kommen wird, hatte der Maschinenbauer bereits im vergangenen Herbst angekündigt. Die Bestellungen waren in der Sparte 2023 um mehr als 18% zurückgegangen – und damit stärker, als man es bei Dürr im Nachgang des pandemiebedingten Booms erwartet hatte.

Kapazitätsanpassungen notwendig

"Der Rückgang war getrieben durch die hohen Zinsen, die am Ende auch zu einem Erliegen der Baukonjunktur geführt haben", erklärte Weyrauch. "Alles, was wir im Moment an Marktdaten haben, zeigt eindeutig, dass das keine kurzfristige Situation ist. Daher müssen wir jetzt die aktuelle Situation nutzen, um die Kapazitäten anzupassen."

Damit das Geschäft mit den Anlagen zur Holzverarbeitung wieder anziehen kann, braucht es nach Ansicht des Dürr-Chefs unter anderem vereinfachte Genehmigungsverfahren im deutschen Wohnungsbau. "Gerade im Baubereich gibt es ganz viele kommunale Regelungen", beklagte der CEO. Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass sich die Nachfrageschwäche im Möbel- und Bausektor langfristig wieder erhole und begründete dies vornehmlich mit dem Kampf gegen den Klimawandel: "Ich glaube, die Zukunft des nachhaltigen Bauens wird am Ende um Holz nicht herumführen. Holz ist ein CO2-Senker, Beton ist eine CO2-Quelle", so Weyrauch.

Kurzarbeit auch in anderen Bereichen nicht ausgeschlossen

Konzernweit summierten sich die Bestellungen bei Dürr im vergangenen Jahr auf 4,62 Mrd. Euro – was einem Rückgang von knapp 8% im Vergleich zu 2022 entspricht. Für 2024 rechnet der Maschinenbauer nun mit einem Auftragseingang von 4,6 bis 5,0 Mrd. Euro. Wenn sich die Nachfrage in einzelnen Bereichen schlechter als erwartet entwickelt, könne es "im Extremfall" auch in anderen Bereichen als der Homag zu Kurzarbeit kommen, sagte Weyrauch. Im großen Stil sei das aber erst mal nicht zu erwarten.

Der Umsatz soll im laufenden Jahr bei 4,7 bis 5,0 Mrd. Euro liegen, wovon 4,5 bis 6,0% als operativer Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten hängenbleiben soll. 2023 erzielte das Unternehmen einen Rekorderlös von mehr als 4,6 Mrd. Euro, was einem Plus von gut 7% entsprach. Die Zuwächse seien von allen Geschäftsbereichen getragen worden, auch von der Homag.

Das Unternehmen verspricht sich nach wie vor viel vom verstärkten Automatisierungsbedarf im produzierenden Gewerbe und von den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Klimaschutzbemühungen. Mit seinen Maschinen zur Automobillackierung wirbt es beispielsweise mit einem geringeren Energie- und Ressourcenverbrauch. Außerdem bietet Dürr Technologien zur Produktion von Batteriezellen und Elektromotoren.

Elektromobilität bleibt Wachstumstreiber

Die aktuellen Diskussionen in der deutschen Automobilindustrie über ein gedrosseltes Tempo bei der Elektromobilität beunruhigen Weyrauch nicht, wie er sagte: "Ja, momentan wird diskutiert, wie schnell wir vorankommen. Die Euphorie weicht jetzt so ein bisschen dem Pragmatismus. Aber am Ende des Tages wird auf dieser Welt der Anteil der Elektrofahrzeuge deutlich zunehmen. Es ist gut, dass das Thema jetzt mal neutraler diskutiert wird."

An der Börse kam das Zahlenwerk der Schwaben, das von Analysten wie Sven Weier von der UBS als "durchwachsen" bezeichnet wurde, gut an. Die im Kleinwerteindex SDax notierte Dürr-Aktie legte zeitweise um fast 5% zu. Allerdings ist die Aktie immer noch deutlich billiger als vor der Gewinnwarnung, die die Kurstalfahrt im vergangenen Herbst beschleunigt hatte.

Stabile oder leicht erhöhte Dividende möglich

Für die Aktionäre stellte Vorstandschef Weyrauch eine weitestgehend stabile Dividende in Aussicht. 2022 hatte Dürr 0,70 Euro je Aktie gezahlt, Experten in Analysehäusern und Investmentbanken rechnen für das Geschäftsjahr 2023 mit 0,75 Euro. Ihm fiele nicht viel ein, den Erwartungen der Analysten zu widersprechen, sagte der Manager. Er betonte aber, dass die Ausschüttung noch beschlossen werden müsse.


Mehr zum Thema: