Strafe gegen Lkw-Hersteller wegen Preiskartell steht bevor

Konzerne stellen mehr als 2,6 Mrd. Euro zurück

Strafe gegen Lkw-Hersteller wegen Preiskartell steht bevor

igo/jh Stuttgart/München – Die EU-Wettbewerbskommission steht offenbar kurz davor, gegen die Lkw-Hersteller Scania, Iveco, DAF, Volvo, Daimler und MAN eine Rekordbuße wegen Preisabsprachen zu verhängen. Der “Financial Times” zufolge soll am Mittwoch die Höhe veröffentlicht werden. Eine Sprecherin der Kommission wollte den Termin nicht kommentieren. In der Branche ist zu hören, es habe aus Brüssel schon einige Male das Signal gegeben, dass ein Ergebnis veröffentlicht werde. Im Laufe dieses Sommers sei aber damit zu rechnen, heißt es.Die Strafe soll über dem bisherigen Höchstwert von 1,4 Mrd. Euro liegen, der 2012 gegen Hersteller von Bildschirmröhren verhängt wurde. Theoretisch könnte die Behörde bis zu 10 % des Umsatzvolumens der Hersteller fordern – in diesem Fall rund 10 Mrd. Euro. Seit 2011 ermittelt die EU, weil die Unternehmen zwischen 1997 und 2011 Preise für mittelschwere und schwere Lkw abgesprochen haben sollen.Die meisten Hersteller haben vorgesorgt und insgesamt Rückstellungen von mehr als 2,6 Mrd. Euro gebildet. MAN rechnet offenbar nicht mit einer Strafzahlung und hatte per Ende 2015 keine Rückstellungen gebildet. Das zum VW-Konzern gehörende Unternehmen hatte das Verfahren als Kronzeuge ins Rollen gebracht. Die schwedische Schwestergesellschaft Scania schließt laut Geschäftsbericht eine Strafzahlung nicht aus, hat aber keine Rückstellung gebildet. Scania sei es nicht möglich, die Folgen zu schätzen.Volvo hat jüngst die bereits zurückgelegten 400 Mill. Euro um 250 Mill. Euro aufgestockt. Daimler hatte 2011 eine unbekannte Summe reserviert. Dazu kamen 2014 noch 600 Mill. Euro hinzu. Vorige Woche gab der Konzern bekannt, weitere 400 Mill. Euro für Rechtsverfahren allgemein zurückzulegen. Neben dem Lkw-Kartell ist nur das Schiedsverfahren im Zusammenhang mit Toll Collect im Geschäftsbericht als Rechtsrisiko aufgeführt. Der US-Hersteller Paccar hat für die niederländische Tochter DAF im ersten Quartal 943 Mill. Dollar zurückgelegt. Die Fiat-Tochter Iveco stellte laut Quartalsbericht 450 Mill. Euro zurück.