Streit um staatlichen Kredit für Fiat Chrysler

Autokonzern hat steuerlichen Sitz in Großbritannien

Streit um staatlichen Kredit für Fiat Chrysler

bl Mailand – Der Autobauer Fiat Chrysler (FCA) verhandelt mit der Regierung in Rom über einen staatlich garantierten Kredit von 6,3 Mrd. Euro, den die Bank Intesa Sanpaolo zur Verfügung stellen soll. Das Darlehen mit einer Laufzeit von drei Jahren und einem Zinssatz von wohl deutlich unter 2 % wird von der italienischen Tochter FCA Italy beantragt und soll dazu dienen, die Fabriken, die seit Ende April wieder hochfahren, zu stützen. Außerdem sollen die Zulieferer und der italienische Automobilsektor insgesamt, der 6,2 % zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt, stabilisiert werden, so FCA.Die Vergabe des Kredits ist politisch umstritten und stößt vor allem in der sozialdemokratischen Regierungspartei Partito Democratico (PD) auf Widerstand. Grund ist, dass FCA ihren rechtlichen Sitz seit vielen Jahren in den Niederlanden hat und steuerlich in London ansässig ist. FCA hatte bei der Verlegung eine Exit-Steuer von mehr als 700 Mill. Euro entrichtet. Vertreter der PD und der Kleinpartei LeU fordern, dass der Autokonzern als Gegenleistung seinen Sitz zurück nach Italien verlagern soll. Regierungschef Giuseppe Conte verteidigt das Unternehmen. FCA sei berechtigt, Kredite zu beantragen, weil es um die Konzerntochter in Italien gehe, die Tausende von Beschäftigten im Land habe.FCA Italy beschäftigt 54 000 Mitarbeiter und erwirtschaftet mit 25,2 Mrd. Euro fast ein Viertel des Gesamtumsatzes von 108 Mrd. Euro im Bel Paese. In den Jahren 2016 bis 2018 (für 2019 sind noch keine Zahlen veröffentlicht) schrieb FCA in Italien tiefrote Zahlen. Bei Zulieferern und Autohändlern des Konzerns arbeiten rund 300 000 Mitarbeiter.FCA hat im Zusammenhang mit der Krise auf die Zahlung der ordentlichen Dividende von 1,1 Mrd. Euro für 2019 verzichtet, eine Kreditlinie von 6,25 Mrd. Euro vereinbart und genutzt und einen weiteren Kreditrahmen über 3,5 Mrd. Euro mit 13 Banken vereinbart.