Corporate Governance

Streubesitz verweigert Erich Sixt die Entlastung

Die Hauptversammlung hat dem Sixt-Aufsichtsratsvorsitzenden Erich Sixt in diesem Jahr die Entlastung verweigert. Allerdings stärkten die Vertreter der Kleinaktionäre dem früheren Vorstandschef den Rücken.

Streubesitz verweigert Erich Sixt die Entlastung

Streubesitz verweigert Sixt die Entlastung

Vertreter der Aktionäre zeigen sich aber in Hauptversammlung uneinig über Aufsichtsratschef

mic München

Der Streubesitz des Autovermieters Sixt hat dem Großaktionär und Aufsichtsratsvorsitzenden Erich Sixt die Entlastung verweigert. Der 79-Jährige erhielt knapp 41% Ja-Stimmen in der virtuellen Hauptversammlung, nachdem er im Vorjahr mit 52% entlastet worden war. Er stimmte nicht mit ab, so dass nur 9,7% des eingetragenen Grundkapitals ihre Stimme abgaben. Die Präsenz betrug grundsätzlich 47,7%. Alle anderen Vorstände und Aufsichtsräte wurden ansonsten in der dreistündigen Veranstaltung entlastet.

Sabrina Reeh, Fondsmanagerin des gewichtigen und langjährigen Sixt-Anteilseigners DWS, sprach Erich Sixt in ihrer Rede direkt an und sagte, seine Expertise sei eine wichtige Ressource. Sie fügte allerdings hinzu: „Wir wünschen uns jedoch im Aufsichtsrat des Unternehmens eine mehrheitlich unabhängige Besetzung und mehr Diversität.“ Die DWS-Anforderungen an die Unabhängigkeit würden lediglich von einem Mitglied erfüllt. Daher stimme die Fondsgesellschaft gegen die Entlastung sämtlicher Mitglieder. Sie schlug darüber hinaus vor, den Aufsichtsrat von aktuell vier auf sechs Mitglieder zu erweitern.

Die Vertreter der Kleinaktionäre schlossen sich der DWS-Position ausdrücklich nicht an. Daniela Bergdolt, Vizepräsidentin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, stärkte Erich Sixt den Rücken. Die Forderung nach einer Vergrößerung des Aufsichtsrats sei richtig: „Dass aber hier in einem Familienunternehmen Familienmitglieder im Aufsichtsrat sitzen, hat sich bis jetzt immer nur wertstabilisierend und positiv ausgewirkt.“

Sixt: „Schablone angelegt“

Daniel Bauer, Vorstand der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, hieb in die gleiche Kerbe. Sixt sei ein Familienunternehmen, daher sei es okay, wie der Aufsichtsrat zusammengestellt sei. Kritik an der Besetzung hätte man bei der Wahl äußern müssen, fügte er hinzu. Er könne die Entlastung erteilen.

Erich Sixt sagte mit Blick auf die DWS: „Ich befürchte, hier wird eine Schablone angelegt, welche Anforderungen braucht man an einen Aufsichtsrat.“ Man stelle sich vor, der Aufsichtsrat wäre nur mit Frauen oder auch nur mit Männern besetzt, die unfähig seien: „Das wäre für das Unternehmen ja auch nicht sehr erfreulich.“ Es gehe um Fachkompetenz. Im vierköpfigen Kontrollgremium sitzt eine Frau.

Sixt habe nie Verlust gemacht, fügte der Großaktionär hinzu: „Wenn wir Geld verlieren, dann schmerzt mich das wirklich physisch.“ Es gehe über den Profit hinaus: „Für mich ist dieses Unternehmen mein Leben.“ Er sei betrübt, wenn die DWS angesichts der besten zwei Jahre in der Firmengeschichte dem Aufsichtsrat das Vertrauen entziehe. Man werde prüfen, ob das Gremium erweitert werde.

„Das ist aus Sicht des Unternehmens ein vollkommen absurdes Ergebnis", sagte ein Unternehmenssprecher. Erich Sixt habe das Unternehmen aufgebaut und mehr als 50 Jahre geleitet: „Seine Erfahrung und sein Know-how sind im Aufsichtsrat unersetzlich.“ Als Hauptaktionär sei er die Person, die das größte Interesse an einer stetigen und nachhaltigen Steigerung Profitabilität des Unternehmens und des Aktienkurses habe.

Das Ergebnis komme durch eine unreflektierte Anwendung von Abstimmungsrichtlinien zustande, die die Besonderheiten eines familiengeführten börsennotierten Unternehmens nicht berücksichtigten, kritisierte der Sprecher: „Wir hätten eine Einzelfallprüfung begrüßt, die die Besonderheiten unserer Aktionärsstruktur hinreichend berücksichtigt.“

Alle vier Redner auf Aktionärsseite äußerten sich im Kern positiv zum Geschäftsverlauf. Mit etwas Skepsis beurteilten die Aktionäre die Expansion in den USA. „Ich hoffe, Sie verbrennen sich dort nicht die Finger“, sagte Bergdolt. Reeh pochte darauf, die Skalierung des US-Geschäfts müsse zu einer höheren Marge und nicht nur zu einem absolut höheren Gewinn führen. Finanzvorstand Franz Weinberger sagte, das US- und das Europa-Geschäft seien ähnlich profitabel.

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