Ströer durch Attacken der Hedgefonds unter Druck
cru Düsseldorf – Die Aktien des Digital-Werbekonzerns Ströer haben sich nach Kursverlusten, die vermutlich durch Short-Positionen von Hedgefonds ausgelöst wurden, zuletzt wieder etwas erholt. Am Montag war der Kurs nach einer Abstufung durch Oddo Seydler um zeitweise 4,2 % auf 36,40 Euro gefallen. Am Dienstag kletterte die Aktie um schon wieder 1,2 % auf 36,78 Euro.Der Börsenwert des Kölner Unternehmens hat sich aber auch so noch binnen eines Jahres um 40 % auf 2 Mrd. Euro verringert. Gleich drei Hedgefonds haben zuletzt bei ihren Wetten gegen den MDax-Konzern den Einsatz erhöht. Wie aus dem Bundesanzeiger hervorgeht, haben Lansdowne Partners, Costue Management und der Assetmanagement-Arm von J.P. Morgan ihre Short-Positionen im Oktober aufgestockt.Derweil strich Oddo-Seydler-Analyst Marcus Silbe seine Kaufempfehlung für die Papiere und stufte sie bei einem Kursziel von 39 Euro auf “Neutral” ab. Am Aktienmarkt würden digitale Aktivitäten im Allgemeinen inzwischen niedriger bewertet als noch im Vorjahr, schrieb der Fachmann. Die geringere Branchenbewertung werde nun auch im Kursziel von Ströer berücksichtigt.Dabei läuft das operative Geschäft gar nicht schlecht. Beim Umbau hatte Ströer zuletzt einen weiteren Meilenstein erreicht. Erstmals war die Digitalsparte im dritten Quartal das größte der drei Segmente und steuerte 47 % zum Konzernumsatz bei. Ströer profitierte dabei vor allem von den großen Zukäufen des vergangenen Jahres – allen voran T-Online. Auch im Stammgeschäft Außenwerbung legte der MDax-Konzern ordentlich zu. Finanzvorstand Bernd Metzner bezifferte das organische Wachstum von Ströer in den ersten neun Monaten auf 7,4 %.Dennoch setzten die Ströer-Aktien mit den Kursverlusten vom Montag jetzt ihren Abwärtstrend fort. Seit ihrem Rekordhoch bei 64,49 Euro im November 2015 haben sie mehr als 43 % verloren. Die Aktien waren im Jahresverlauf wegen Vorwürfen des Hedgefonds Muddy Waters, das Wachstum zu beschönigen, abgestürzt. Mit einem Minus von rund 37 % ist das Papier der größte Verlierer im MDax. Muddy Waters ist für kritische Berichte und Leerverkaufsempfehlungen bekannt. Angreifer Muddy WatersAm 20. April 2016 hatte Muddy Waters laut Pflichtmitteilungen an die Börsenaufsicht eine Leerverkaufsposition von 0,66 % aller Ströer-Aktien gehalten. Am 21. April 2016 veröffentlichte der Hedgefonds auf seiner Internetseite eine 60 Seiten lange Analyse über Ströer, in der der Leerverkäufer dem Unternehmen unter anderem zu Unrecht vorwarf, das Wachstum und die Cash-Generierung zu optimistisch auszuweisen. Inzwischen ist klar, dass der Umsatz in den ersten neun Monaten des Jahres um 38 % gewachsen ist. Dennoch brach der Ströer-Kurs am 21. April binnen Minuten um in der Spitze 33 % ein, und die Aktie ging mit einem Minus von 18 % aus dem Handel.