Stromnetzausbau kostet 35 Mrd. Euro bis 2030

Vier Übertragungsnetzbetreiber legen Netzagentur Ausbauplan vor - Erdkabel fünfmal so teuer

Stromnetzausbau kostet 35 Mrd. Euro bis 2030

cru Düsseldorf – Die Energiewende samt Atomausstieg wird teuer. Allein für den Ausbau der Stromnetze veranschlagen die Netzbetreiber in ihrem Ausbauplan zwischen 34 Mrd. Euro und 36 Mrd. Euro bis 2030. Die ersten Entwürfe des Netzentwicklungsplans haben die vier Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW – sie sind für die überregionalen “Stromautobahnen” zuständig – am Dienstag der Bundesnetzagentur übergeben und veröffentlicht. Damit beginnt die vierwöchige Konsultationsfrist, während derer jedermann Stellungnahmen abgeben kann.Die Investitionskosten werden in dem Plan auf Basis von Standardkosten ermittelt und haben einen vorläufigen Charakter. Das Gesamtvolumen der Investitionen liegt laut Netzbetreibern in vier verschiedenen Szenarien mit dem Zieljahr 2030 zwischen 34 Mrd. und 36 Mrd. Euro unter der Annahme, dass ein Teil der Verbindungen als Erdkabel ausgeführt wird. Die Erdverkabelung wird laut Plan fünfmal so teuer wie eine normale Hochspannungsleitung.Schwerpunkt des Plans sind leistungsstarke Nord-Süd-Leitungen. Sie sollen die verbrauchsstarken und vom Ausstieg aus der Kernenergie im Jahr 2022 besonders betroffenen Regionen im Südwesten Deutschlands mit dem Norden verbinden, wo sich immer mehr Windräder drehen. Wie viele neue Strecken gebaut werden müssen, ist umstritten. Vier Szenarien als BasisDie vier Szenarien des Plans der Übertragungsnetzbetreiber unterscheiden sich darin, wie stark und wie schnell sich die Energiewende im Hinblick auf den Stromerzeugungsmix, den Stromverbrauch sowie die Durchdringung mit innovativen Technologien und Speichertechnologien vollzieht. Für das Zieljahr 2030 sei ein starkes innerdeutsches Erzeugungsgefälle mit einem Erzeugungsüberschuss in Norddeutsch-land und einem Erzeugungsdefizit in Süddeutschland zu beobachten. Zwischen rund einem Viertel und der Hälfte des jährlichen Bedarfs würden in den südlichen Bundesländern aus Importen gedeckt, heißt es in der Mitteilung der Netzbetreiber.Die Leitungen sind die größte Schwachstelle der Energiewende – der Ausbau hinkt dem Bedarf seit Jahren hinterher. Unter anderem plant die Bundesregierung zwei gigantische unterirdische Stromtrassen quer durch die Republik. Wegen des Trassenverlaufs gab es immer wieder heftigen Streit.Die Erzeugung in nord- und ostdeutschen Bundesländern übersteigt laut Übertragungsnetzbetreibern die lokale Nachfrage um mehr als das Doppelte. Die Bedeutung erneuerbarer Energien, deren Anteil derzeit bei einem Drittel liegt, nehme weiter zu, Wind sei der Energieträger mit dem größten Anteil am Energiemix in allen Szenarien. Wesentliche Treiber für die innerdeutsche Übertragungsaufgabe seien der weitere Aus-bau erneuerbarer Energien sowie die starke Einbindung Deutschlands in den europäischen Binnenmarkt. Netzentgelt steigt drastischDie privaten und industriellen Stromverbraucher im Osten und Norden Deutschlands müssen deshalb schon im laufenden Jahr mit höheren Netzentgelten rechnen, die mehr als ein Viertel des Strompreises ausmachen. Mit Tennet und 50Hertz erhöhen zwei der vier Übertragungsnetzbetreiber die Preise von 2017 an drastisch. 50Hertz hebt seine Netzentgelte nach vorläufigen Berechnungen um rund 45 % an, bei Tennet sind es sogar 80 %. Je Haushalt bedeutet das Mehrkosten zwischen 15 und 30 Euro im Jahr. Basis der Planung ist, dass deutschlandweit allein bis 2025 rund 7 200 Kilometer Höchstspannungsleitungen umgebaut und neu errichtet werden müssen, um im Jahr 2025 knapp 45 % anstatt heute 33 % erneuerbare Energien transportieren zu können.