Stromversorgung im Winter sicher

Kartellamt und Netzagentur fordern weniger Staatseingriffe im Energiesektor - Liquider Großhandelsmarkt

Stromversorgung im Winter sicher

Die Aufsichts- und Regulierungsbehörden auf dem deutschen Energiemarkt registrieren zwar eine deutlich angespanntere Situation im Stromnetz, sehen in den anstehenden Wintermonaten aber keine Probleme mit der Versorgungssicherheit. Im nächsten Jahr steigen die Erzeugungskapazitäten ohnehin deutlich, wie aus einem gemeinsamen Monitoringbericht von Bundeskartellamt und Bundesnetzagentur hervorgeht. Die Investitionen in die Netze werden aber trotzdem deutlich steigen müssen.ahe Düsseldorf – Das Bundeskartellamt und die Bundesnetzagentur haben vor dauerhaften staatlichen Eingriffen in die Kraftwerkssteuerung der Unternehmen gewarnt. Für eine Übergangszeit könnten solche Eingriffe zur Sicherung der Stromversorgung zwar gerechtfertigt sein, erklärten die Präsidenten der beiden Behörden, Andreas Mundt und Jochen Homann. “Effiziente und kostensparende Strukturen werden wir aber nur dann erreichen, wenn wir auch in der Energiewende so bald wie möglich so viel Markt wie möglich zulassen”, erklärten sie bei der Vorlage des ersten gemeinsamen Monitoringberichts zum deutschen Energiemarkt. Das heutige Förderregime für erneuerbare Energien müsse daher schnell geändert werden.Mundt und Homann sehen die heutige Qualität der deutschen Stromversorgung immer noch auf einem relativ hohen Niveau. Im Durchschnitt hatten deutsche Endverbraucher 2011 einen Stromausfall von 15,31 Minuten verzeichnet, was aber noch unter dem Durchschnitt der vorangegangenen fünf Jahre (17,44 Minuten) lag. Und obwohl im vergangenen Winter mehrfach auf Reservekapazitäten zurückgegriffen werden musste, um das Stromnetz zu stabilisieren, erwartet die Regulierungsbehörde für die anstehenden Monate keine Probleme – obwohl sich die Erzeugungskapazitäten in Süddeutschland noch leicht verringert haben. Der durch die Netzbetreiber aktuell ermittelte Bedarf an Erzeugungsleistung könne “durch die im Winter 2012/13 zur Verfügung stehenden Reservekraftwerke gedeckt werden”, hieß es. Neue Kraftwerke 2013 fertigLaut dem Monitoringbericht ist im kommenden Jahr dann ohnehin mit einer deutlichen Zunahme der konventionellen Erzeugungskapazitäten um rund 7,16 Gigawatt (GW) zu rechnen, da vor allem zahlreiche neue Steinkohlekraftwerke dann ans Netz gehen sollen. Für den gesamten Vierjahreszeitraum 2012 bis 2015 ermittelten die Behörden eine Erhöhung der konventionellen Kraftwerksleistung in Deutschland um 4,01 GW, was dann zusätzlich zur Netzstabilisierung beitragen wird.Die Investitionen in das deutsche Stromnetz steigen in diesem Jahr nur leicht (siehe Grafik) auf 7,24 Mrd. Euro. Der Aus- und Umbau der Netzinfrastruktur – sowohl auf Ebene der Verteilnetze als auch bei den Hoch- und Höchstspannungsleitungen – werde durch die Energiewende in den kommenden Jahren aber “erheblich zunehmen”, prognostizierten Kartellamt und Netzagentur, ohne hierzu aber konkrete Prognosen zu nennen.Die Netzagentur hatte erst zu Wochenbeginn einen überarbeiteten Netzentwicklungsplan vorgelegt. Von vier ursprünglich geplanten, großen neuen Nord-Süd-Trassen blieben darin noch drei übrig. Auch einige andere Leitungen wurden zurückgestellt, sodass nun noch gut 2 800 Kilometer Neubau – und damit etwa 1 000 Kilometer weniger als zunächst geplant – anvisiert werden. Steigende WechselquotenDie Einzelhandelsmärkte für Strom und Gas sind laut Monitorbericht von einer dynamischen Entwicklung geprägt. Die Wechselquoten steigen sowohl bei Haushalts- als auch bei den Industriekunden. “Vor dem Hintergrund weiterer für 2013 angekündigter Strompreiserhöhungen sollten alle Verbraucher prüfen, ob nicht günstigere Angebote verfügbar sind”, betonte Netzagenturchef Homann. Und Kartellamtspräsident Mundt verwies darauf, dass es beim Wechsel nicht nur darum gehe, Geld zu sparen, sondern auch darum, “den Wettbewerbsdruck auf die Versorger zu erhöhen”.Von den Industrie- und Gewerbekunden waren Ende 2011 lediglich noch 3 % in der Grundversorgung. 43 % der Unternehmen hatten einen Sondervertrag mit dem jeweiligen Grundversorger, 54 % wurden bereits von anderen Stromanbietern beliefert – mit steigender Tendenz.Zufrieden zeigte sich Mundt auch mit der Entwicklung des Stromgroßhandels. Dieser sei “lebendiger geworden”, erklärte er. Auch das Handelsvolumen habe sich positiv entwickelt. “Dies ist ein wichtiger Faktor für den Wettbewerb im gesamten Strombereich”, so Mundt.