Energie

Subventions-Wumms nur für "grünen" Wasserstoff

Die Bundesregierung will den Markt für Wasserstoff beschleunigen und verdoppelt dazu das Ziel für die Elektrolyseleistung bis 2030 auf 10 Gigawatt. Direkt subventioniert wird aber nur "grüner" Wasserstoff aus erneuerbaren Energien. Experten halten die Beschränkung gleich in der Anfangsphase für falsch.

Subventions-Wumms nur für "grünen" Wasserstoff

Staatsgeld nur für grünen Wasserstoff

Neue Strategie der Bundesregierung grenzt “blauen” Wasserstoff aus Erdgas mit CO2-Abscheidung aus

Die Bundesregierung will den Markt für Wasserstoff beschleunigen und verdoppelt dazu das Ziel für die Elektrolyseleistung bis 2030 auf 10 Gigawatt. Direkt subventioniert wird aber nur “grüner” Wasserstoff aus erneuerbaren Energien. Experten halten die Beschränkung gleich in der Anfangsphase für falsch.

cru Frankfurt

Mit Wasserstoff will die Bundesregierung bis 2030 in der Industrie, bei schweren Nutzfahrzeugen sowie im Luft- und Schiffsverkehr fossile Brennstoffe ersetzen. Um dieses Ziel zu erreichen, haben sich die Ministerien in Berlin nach drei Jahren auf eine neue nationale Wasserstoffstrategie geeinigt und diese dem Nationalen Wasserstoffrat zugeleitet, dem 25 Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft angehören, damit das Beratungsgremium Stellung nimmt. Danach soll das Kabinett beschließen.

Direkt subventioniert werden soll nur Wasserstoff, der mit Hilfe erneuerbarer Energien erzeugt wird. In dem 28-seitigen Papier aus dem federführenden Bundeswirtschaftsministerium, das vom 10. Juli datiert und der Börsen-Zeitung vorliegt, heißt es: “Eine direkte finanzielle Förderung der Wasserstofferzeugung ist auf die Erzeugung von grünem Wasserstoff begrenzt.” Um einen schnellen Aufbau des Wasserstoffmarktes sicherzustellen und die erwarteten Bedarfe, insbesondere in der Transformationsphase, zu decken und so die technologische Umstellung auf Wasserstoff zu ermöglichen, würden, zumindest bis ausreichend grüner Wasserstoff zur Verfügung steht, auch andere Farben von Wasserstoff genutzt werden – insbesondere kohlenstoffarmer Wasserstoff aus Abfällen oder Erdgas in Verbindung mit CO2-Abscheidung. Die Nutzung von “grünem” und, soweit in der Markthochlaufphase notwendig, kohlenstoffarmem “blauem” – aus Erdgas in Verbindung mit CO2-Abscheidung erzeugtem – Wasserstoff, “türkisem” – durch Methanpyrolyse erzeugtem – Wasserstoff und “orangem” – auf Basis von Abfallstoffen erzeugtem – Wasserstoff “wollen wir auf der Anwendungsseite in begrenztem Umfang (…) auch fördern”.

Kritik von Experten

Experten wie der jahrzehntelang erfahrene Energie-Management-Consultant Thomas Glimpel halten es für einen Fehler, die direkte staatliche Hilfe gleich von Anfang an auf “grünen” Wasserstoff zu begrenzen. “Als Anreiz zur Umstellung von Erdgas-Anwendungen auf Wasserstoff und zur industriellen Nutzung muss ein ausreichendes Wasserstoff-Angebot zu einem wettbewerbsfähigen Preis geschaffen werden – mit Erdgaskosten und ersparten CO2-Emissionskosten als Messlatte”, sagt Glimpel. “Hierzu muss für eine längere Übergangszeit die Nutzung von klimaneutral produziertem Wasserstoff zugelassen werden – also neben grünem auch blauer oder türkiser Wasserstoff.”

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Für 2030 geht die Bundesregierung von einem Bedarf von 95 bis 130 Terawattstunden aus. “Dieser enthält den prognostizierten Bedarf an Wasserstoffderivaten wie Ammoniak, Methanol oder synthetischen Kraftstoffen und deckt sich mit verschiedenen Energieszenarien, die für das Jahr 2030 einen neu entstehenden Wasserstoffbedarf in Deutschland zwischen 40 und 75 Terawattstunden sehen, der nach 2030 stark ansteigt.” Hinzu komme der bestehende, heute durch “grauen” – aus Erdgas erzeugtem – Wasserstoff gedeckte Bedarf an Wasserstoff in Deutschland von rund 55 Terawattstunden.

Wasserstoff-Kernnetz geplant

Der Bedarf von bis zu 130 Terawattstunden entspricht rund 3% des jährlichen Primärenergieverbrauchs. Noch 2023 soll das Energiewirtschaftsrecht geändert werden, um die Grundlage für ein Wasserstoff-Kernnetz zu schaffen. Bis 2027/28 soll ein Startnetz mit mehr als 1.800 Kilometern umgestellten und neu gebauten Wasserstoffleitungen entstehen. Betroffen davon ist auch der Finanzinvestor Macquarie: „Wir begrüßen die Beauftragung der Ferngasnetzbetreiber zur Planung des Wasserstoff-Kernnetzes, bei der auch eine unserer Beteiligungen, ThyssenGas, aktiv involviert ist”, sagt Managing Director Cord von Lewinski. Außerdem plant die Regierung 2023 für schnellere Genehmigungen ein Wasserstoff-Beschleunigungsgesetz.

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