Südzucker braucht langen Atem
Erstmalig schließt das Kerngeschäft von Südzucker ganzjährig mit einem negativen Ergebnis ab. Auf der Bilanzpressekonferenz prognostizierte der Vorstand einen operativen Verlust zwischen 50 Mill. und 100 Mill. Euro im Zuckersegment. Konzernweit wird mit einem Plus von 50 Mill.bis 150 Mill. Euro gerechnet nach 181 Mill. im abgelaufenen Turnus.md Mannheim – Der Südzucker-Konzern rechnet für 2015/16 (29. Februar) mit einer Umsatzeinbuße auf rund 6,0 Mrd. bis 6,3 Mrd. Euro und einem deutlichen Rückgang des operativen Ergebnisses auf 50 Mill. bis 150 Mill. Euro. Im vergangenen Geschäftsjahr war der Umsatz auf 6,78 (i.V. 7,53) Mrd. gefallen und der operative Gewinn auf 181 (622) Mill. Euro eingebrochen. “Trotz des anhaltend schwierigen Umfeldes bestätigt Südzucker die Mittelfristprognose für das operative Konzernergebnis von rund 550 Mill. Euro.” Wenn Finanzvorstand Thomas Kölbl von mittelfristig spricht, meint er damit 2019/20. So lange könnte es gemäß Kölbl dauern, bis im Kernsegment Zucker – “in einem robusten Basisszenario” – mit einem operativen Gewinn von rund 250 Mill. Euro gerechnet werden kann. Investoren brauchen also einen langen Atem. In der Sparte war 2014/15 das Ergebnis vor Zinsen und Steuern, bereinigt um Sondereffekte, auf 7 (437) Mill. Euro abgestürzt. Die Gewinnflaute sei die Folge des um 17 % auf 3,23 Mrd. Euro zurückgegangenen Umsatzes. Wesentliche Ursache dafür sei der drastische Verfall der Erlöse für Quotenzucker. Zudem sei im Export von Nichtquotenzucker weniger erlöst worden. Diese Effekte hätten durch den insgesamt gestiegenen Zuckerabsatz bei weitem nicht kompensiert werden können. Und es wird noch schlimmer kommen: Bereits in den beiden letzten Quartalen des abgelaufenen Turnus war das Ergebnis im Zuckersegment negativ – ein Novum. Für 2015/16 sagt Kölbl einen operativen Verlust zwischen 50 Mill. und 100 Mill. Euro voraus. Hintergrund sei, dass das seit Herbst 2014 nochmals verminderte Erlösniveau dann im Gesamtjahr wirke. Zudem werde die Kampagne (Verarbeitungszeit der Zuckerrübenernte) 2015 kürzer sein als 2014, als sie mit 127 (102) Tagen ungewöhnlich lang war. Das werde zu steigenden fixen Stückkosten führen.Vom 1. Oktober 2017 an wird die Welt der europäischen Zuckerproduzenten ohnehin eine andere sein. Dann wird der bislang stark regulierte EU-Markt liberalisiert. Es wird keine Zuckerquoten mehr geben und keinen Mindestrübenpreis, mit dem die Bauern zu bezahlen sind. Auch Exportbeschränkungen fallen weg. Was bleibt, ist der “Außenschutz”: So wird auf jede Tonne Weiß- und Rohzucker, die aus einem “Nicht-Präferenzland” stammt, ein Importzoll von 419 bzw. 339 Euro erhoben.Nach dem laufenden Geschäftsjahr werde sich Südzucker “Stufe für Stufe zu einem befriedigenden Ertragsniveau” zurückarbeiten, kündigte Vorstandschef Wolfgang Heer bei der Bilanzvorlage an. Heer hat sich vom entschiedenen Gegner der Deregulierung zum Befürworter gewandelt. Das Management habe die Mengeneingriffe der EU-Kommission falsch eingeschätzt, sagt er. “Ein früheres Ende der Zuckermarktordnung wäre vorteilhaft gewesen.” Kölbl sprach von einem Korsett, in dem Südzucker gefangen sei. Einerseits könne man die Kapazitäten nicht auslasten, da es für Zuckerproduktion und -exporte Quoten gebe, andererseits gebe es den verbindlichen Rübenmindestpreis.Zufrieden zeigte sich der Vorstand mit der Entwicklung der Segmente Spezialitäten und Frucht. Diese könnten ihre operativen Mittelfristziele – rund 150 Mill. und 75 Mill. Euro – schon früher als die Zuckersparte erreichen, etwa 2017/18. Auch die 69 %-Tochter Cropenergies sollte bis dahin zu früherer Ertragsstärke zurückfinden und operativ rund 75 Mill. Euro verdienen.—– Wertberichtigt Seite 8