Südzucker profitiert von der Corona-Krise
md Frankfurt – Die Südzucker-Gruppe profitiert von der Corona-Krise. Bislang überwiegen jedenfalls die temporären positiven Wirkungen auf die Nachfrage die negativen. Wie aus der Präsentation des Lebensmittelkonzerns zum Jahresabschluss 2019/20 (29. Februar) hervorgeht, habe es in den vorigen Monaten ein starkes Absatzwachstum von Zucker im Einzelhandel sowie im Segment Spezialitäten von funktionellen Lebensmitteln (Division Beneo; Umsatzanteil im Segment: 22 %) und Tiefkühlpizza (Division Freiberger; Umsatzanteil 39 %) sowie Fruchtzubereitungen gegeben. Bei Ethanol (Segment Cropenergies) sei die Wirkung unterschiedlich: Als Desinfektionsmittel sei der Alkohol stark nachgefragt worden, dagegen sei der Absatz als Kraftstoffbeimischung gesunken, was gewichtiger sei. Einen Einbruch habe es bei Portionsartikeln (Zucker, Gebäck usw.) der Division Portion Pack Europe (Segment Spezialitäten) gegeben, die an die Gastronomie verkauft werden, berichtete der seit 1. März amtierende Vorstandsvorsitzende Niels Pörksen.Im Geschäftsjahr 2019/20 wurde den Angaben zufolge aus einem im Vorjahresvergleich wenig veränderten Umsatz von 6,67 (i.V. 6,75) Mrd. Euro ein operatives Ergebnis (Ergebnis vor Zinsen und Steuern, Ebit, bereinigt um Sondereffekte) von 116 (27) Mill. Euro erwirtschaftet. Das ist zwar eine Vervierfachung, doch liegt das Ergebnis weit unter den Werten der beiden vorhergehenden Jahre (445 Mill. und 426 Mill. Euro). Während die Erlöse am unteren Ende der Prognosespanne lagen, landeten Ebitda und operatives Ergebnis jeweils in der oberen Hälfte. Nach Anteilen Dritter ergibt sich ein Fehlbetrag von 282 Mill. Euro nach einem Minus von 888 Mill. im Vorjahr.Im Kernsegment Zucker sei in der zweiten Geschäftsjahreshälfte eine deutlich Verbesserung eingetreten, berichtete Pörksen. Finanzvorstand Thomas Kölbl betonte, dass es auch 2020 ab Oktober eine deutliche operative Verbesserung im Zuckersegment geben werde. Für “95 bis 100 %” aller Kontrakte würden dann neue Preise gelten. Offenbar hat Südzucker 2018 oder früher langfristige Kontrakte zu – aus heutiger Sicht – ungünstigen Konditionen geschlossen. Gemäß den Angaben im Geschäftsbericht lag der durchschnittliche Verkaufspreis für Zucker 2019/20 jedenfalls deutlich niedriger als bei Wettbewerbern wie Nordzucker. Zudem fand in dem Segment eine gravierende Restrukturierung statt: Fünf Werke wurden seit 2018 geschlossen, wodurch das Produktionsvolumen um 700 000 Tonnen auf 4,5 Mill. Tonnen sank. Das trug dazu bei, dass erstmals in der Unternehmensgeschichte der Zuckererlös (2,26 Mrd.) niedriger war als der Umsatz im Spezialitätensegment (2,41 Mrd. Euro).2020/21 werde ein Übergangsjahr, sagte Kölbl. Zum einen, weil die erwartete Ergebnisverbesserung im Zuckersegment aufgrund höherer Verkaufspreise erst in der zweiten Hälfte der Berichtsperiode eintreten wird, zum anderen, weil laut dem CFO etwa zur gleichen Zeit die Kostensenkungsmaßnahmen von rund 100 Mill. Euro pro Jahr im Segment zu greifen beginnen. Es sei zusätzliches Optimierungspotenzial in der Verwaltung von etwa 30 Mill. Euro identifiziert worden, hieß es.Im laufenden Jahr werde die Entschuldungsphase starten, kündigte der Finanzchef an. Ziel sei die deutliche Reduzierung der Nettofinanzschulden, die zum Bilanzstichtag bei 1,57 (1,13) Mrd. Euro lagen, auf 1,35 bis 1,45 Mrd. Euro zum Geschäftsjahresende. Für 2020/21 strebt der Vorstand einen Umsatz zwischen 6,9 und 7,2 Mrd. Euro sowie ein Ebitda von 660 bis 760 Mill. Euro und ein operatives Ergebnis von 300 bis 400 Mill. Euro an. Südzucker hat dabei mögliche Folgen der Pandemie auf das Geschäft außen vor gelassen. Der Aktienkurs zog um 3 % an.