Sun Capital geht nach Neckermann-Pleite wieder auf Einkaufstour

US-Finanzinvestor hält sich operative Verbesserungen zugute - Großes Rad in der Verpackungstechnik gedreht - Transaktionen werden künftig kleiner ausfallen

Sun Capital geht nach Neckermann-Pleite wieder auf Einkaufstour

Von Walther Becker, FrankfurtDeutsche Gewerkschaften sind keine Investoren in Private-Equity-Fonds. So sieht sich Sun Capital denn bei ihren Anlegern und möglichen Zielunternehmen hierzulande nicht gebrandmarkt. Immerhin haben die Finanzinvestoren aus Amerika, die sich viel auf ihre operativen Verbesserungen zugute halten, den Neckermann-Versand in die Insolvenz geführt. Das hat Tausende Arbeitsplätze gekostet und Sun Capital 200 Mill. Euro an Verlusten.Verständlicherweise sind seitdem deutsche Gewerkschafter ganz schlecht auf Sun Capital zu sprechen. Zwar habe die Neckermann-Pleite, ein “sehr schwieriger Fall”, die institutionelle Kundschaft von Sun enttäuscht, die Gründe seien aber verstanden worden, wie Benjamin Buerstedde, Principal auf der Transaktionsseite mit Fokus auf dem Deutschlandgeschäft, und Tim Stubbs, Managing Director und operativer Partner für Sun in London, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung durchblicken lassen.Sun sei auch nach Neckermann intensiv auf der Suche nach Investitionszielen. Und zu den Investoren des noch aktuellen, 2007 im Volumen von 5 Mrd. Dollar aufgelegten Fonds zählten auch einige deutsche Investoren. “Unser oberstes Umsetzungsprinzip für neue Portfoliofirmen ist Liquidität, Liquidität, Liquidität, um den Unternehmen Zeit und Flexibilität für operative Verbesserungen zu geben”, sagt Stubbs. Entscheidend sei für Sun die “enge Vernetzung zwischen der operativen und der Transaktionsseite”. Mit ZugangsbeschränkungenSun investiere “üblicherweise in Unternehmen, die über eine starke Marktposition verfügen, langfristige Wettbewerbsvorteile aufweisen und in Märkten mit deutlichen Zugangsbeschränkungen tätig sind”, betont Buerstedde. Als eines der wenigen Beteiligungshäuser habe Sun Capital trotz der schwierigen Lage auch in den Jahren 2007 bis 2010 sämtliche geplante Transaktionen – insgesamt 113 weltweit – umgesetzt. Seit 2011 seien weitere 63 Akquisitionen getätigt worden. In Deutschland wurde 2007/08 das Team aufgebaut, damit sei eine Plattform geschaffen worden. 2009/10 gab es krisenbedingt keine neue Transaktion. Mittlerweile zählen zum Portfolio hierzulande der von EQT erworbene Einzelhändler Strauss Innovation (seit 2012), die Verpackungsunternehmen Paccor (2010) und Kobusch (2011) sowie der Pharma-Auftragshersteller Next Pharma (2011). Ruder herumreißenEine der Lehren aus dem Fall Neckermann sei, sich mehr auf kleinere Firmen zu konzentrieren, wo sich “das Ruder schnell und flexibel herumreißen” lasse, sagt Stubbs. Von der eingeschlagenen Strategie rücke Sun Capital nicht ab. “Quick Flips machen wir nicht”, betont er, die durchschnittliche Haltezeit betrage sechs Jahre.So soll weiter grundsätzlich in alle Unternehmen außer den Top-Performern eines Marktes investiert werden: also Turnaround-Kandidaten, die nicht gewinnbringend bzw. an der Gewinnschwelle operierten, Underperformer, die zwar profitabel seien, jedoch Verbesserungspotenziale in der operativen Marge aufwiesen, sowie Firmen in Sondersituationen, für die eine Übernahme von großer Wichtigkeit sei, bzw. mit Gesellschaftern, die noch eine Minderheit behalten möchten.”Unser Fokus liegt auf Unternehmen mit Umsätzen unter 1 Mrd. Dollar, wobei das durchschnittliche Investitionsvolumen bei 40 Mill. Dollar liegt”, sagt Buerstedde. Es gehe um kleinere und mittlere Unternehmen, am besten mit Erlösen von 100 Mill. bis 500 Mill. Dollar, die “häufig noch professioneller” geführt werden könnten. Alle Partner von Sun brächten industrielle Erfahrung mit, Stubbs war zuvor CEO bei einem Hersteller von Aluminium-Baukomponenten sowie Chef eines Portfoliounternehmens von Sun.Ein großes Rad dreht Sun im Verpackungsgeschäft, das ja schon länger bei Private Equity beliebt ist. In dem Markt gebe es zahlreiche Nischenanbieter, die man sich anschaue. Gebildet wurde die Exopack Holdings aus dem gleichnamigen US-Unternehmen, Britton in Großbritannien, Kobusch und Paccor sowie Paragon Print & Packaging in Großbritannien. Mit 8 650 Beschäftigten und einem Umsatz von mehr als 2,5 Mrd. Dollar werde Exopack das sechstgrößte Kunststoffverpackungsunternehmen der Welt. Buy and buildIn den vergangenen acht Jahren hat Sun 35 Unternehmen der Branche erworben und in einem weiteren Schritt zu sieben Plattformgesellschaften in Kosmetikverpackungen, papierbasierte sowie kunststoffbasierte Verpackungen konsolidiert, von denen Exopack die größte ist. Die Zusammenführung der Kunststoffverpackungssparte sei der “natürliche nächste Schritt” zur Bildung eines globalen Unternehmens. Die beiden anderen Plattformgesellschaften in der Kosmetik- und Papierverpackungsindustrie blieben unabhängig von der Exopack Holdings, heißt es.——————————————————- Sun Capital im Profil- Gegründet 1995 von Rodger Krouse und Marc Leder- Büros in Boca Raton, New York, Los Angeles, London, Paris, Frankfurt, Luxemburg, Shenzhen, Schanghai- Rund 170 Mitarbeiter- Aktivitäten: Leveraged Buy-outs, Beteiligungen, Debt-Investments. Bisher wurde in weltweit 320 Unternehmen mit 45 Mrd. Dollar Gesamtumsatz investiert. Das aktuelle Portfolio umfasst 75 Unternehmen- Verwaltetes Vermögen: über 10 Mrd. Dollar