Erfolg für Befürworter einer Fußball-Super-League
Erfolg für Befürworter einer Fußball-Super-League
Europäischer Gerichtshof hält Verbänden Machtmissbrauch vor – FC Bayern und Dortmund bekräftigen Ablehnung
Reuters/dpa-afx Brüssel/Frankfurt
Im Streit über eine europäische Fußball-Super-League haben die Befürworter des Wettbewerbs einen ersten Erfolg erzielt. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschied am Donnerstag, dass die Fußballverbände Fifa und Uefa gegen EU-Recht verstoßen und ihre marktbeherrschende Stellung missbraucht hätten, indem sie Vereinen die Teilnahme an einer europäischen Super League untersagten. Das oberste Gericht der Europäischen Union fügte jedoch hinzu, die Super League werde möglicherweise immer noch nicht genehmigt.
Bernd Reichart, Chef der Sportagentur A22, die die Gründung der Super League organisiert, nannte das Urteil einen Meilenstein in der Fußballgeschichte. „Wir haben das Recht auf Wettbewerb gewonnen. Das Uefa-Monopol ist beendet“, sagte der ehemalige Chef des Fernsehsenders RTL. Die Vereine müssten Sanktionen nicht mehr befürchten und könnten ihre Zukunft selbst bestimmen. „An die Fans: Unser Vorschlag sieht vor, dass alle Spiele der Super League kostenlos gezeigt werden. An die Vereine: Einnahmen und Solidaritätszahlungen werden garantiert.“
Reichart schlägt einen Wettbewerb vor, in dem 64 Männer- und 32 Frauenteams unter der Woche in einem Ligasystem in ganz Europa spielen. Bei den Männern soll es laut A22 drei Ligen geben, bei den Frauen zwei. Jeder Verein habe dann 14 garantierte europäische Spiele pro Saison.
Uefa: Keine Billigung
Der europäische Fußballverband Uefa teilte mit, das Urteil bedeute keine Billigung oder Bestätigung der Super League und habe einen Mangel behoben, den sie in ihrem eigenen Rahmen hervorgehoben habe. Die Uefa organisiert seit fast 70 Jahren europaweite Wettbewerbe und sieht in dem Projekt eine Bedrohung für die lukrative Champions League, für die sich Mannschaften nach Leistung qualifizieren.
In dem Streit mit den Befürwortern einer Super League – etwa die Spitzenklubs Real Madrid, FC Barcelona und Juventus Turin – mit der Uefa und Fifa geht es darum, dass die Verbände Vereine und Spieler von ihren Wettbewerben ausschließen, wenn sie an der konkurrierenden Liga teilnehmen.
Erster Versuch fehlgeschlagen
Ein erster Anlauf zu einer Super League war am Widerstand der Fußballverbände, aber auch aus der Politik gescheitert. Sie sollte eine Alternative zur Champions League der Uefa sein und den teils hoch verschuldeten Vereinen Milliardenerlöse sichern. Von anfangs zwölf Klubs, davon sechs aus der englischen Premier League, zogen sich neun binnen kurzem aus dem Projekt zurück. Die beiden deutschen Spitzenklubs Bayern München und Borussia Dortmund hatten sich von Anfang an geweigert mitzumachen.
Daran hat sich nichts geändert. Jan-Christian Dreesen, der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München, bekräftigte nach dem Urteil seine bisherige Haltung: „Wir haben das Urteil des Europäischen Gerichtshofs zur Kenntnis genommen. Dies ändert aber nichts an der Haltung des FC Bayern und an der Haltung der ECA, dass ein solcher Wettbewerb einen Angriff auf die Bedeutung der nationalen Ligen sowie die Statik des europäischen Fußballs darstellen würde“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Dreesen ist auch Vice-Chairman der European Club Association (ECA).
„Die Bundesliga bildet das Fundament des FC Bayern, so wie alle nationalen Ligen das Fundament der europäischen Fußballklubs darstellen“, betonte Dreesen. „Deshalb ist es unsere Pflicht und unsere tiefe Überzeugung, sie zu stärken und nicht zu schwächen. Ebenso stehen wir zu den europäischen Club-Wettbewerben unter dem Dach der Uefa.“ Die Tür des FC Bayern für die Super League bleibe zu.
„Klarstellung des EuGH“
Auch Borussia Dortmund lehnt weiterhin eine Teilnahme an einer Super League ab. In einer Stellungnahme von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke heißt es: „Für Borussia Dortmund gilt völlig unabhängig von den Diskussionen rund um das Urteil: Für eine Super League stehen wir nicht zur Verfügung.“ Der EuGH habe unter anderem klargestellt, „dass die Entscheidung nicht bedeutet, ein Wettbewerb wie die Super League müsse notwendigerweise zugelassen werden“.