Duft- und Aromenproduzent

Symrise spürt Kostendruck

Der Duft- und Aromenhersteller Symrise enttäuscht mit seinen Halbjahreszahlen. Konzernchef Heinz-Jürgen Bertram bleibt insgesamt optimistisch, schimpft aber über die EU-Kartellwächter.

Symrise spürt Kostendruck

Symrise spürt Kostendruck

Halbjahreszahlen liegen unter den Erwartungen der Analysten – Kritik an EU-Kartellwächtern wegen schleppendem Verfahren

ak Köln

Der erfolgsverwöhnte Duft- und Aromenhersteller Symrise steht unter Margendruck. Der Trend, der sich bereits Ende vergangenen Jahres abzeichnete, hat sich im ersten Halbjahr 2023 fortgesetzt. „Die anhaltend hohe Inflation hat zu Kostensteigerungen geführt, die durch ein striktes Kostenmanagement sowie Preiserhöhungen bislang nur in Teilen kompensiert werden konnten”, sagte Vorstandschef Heinz-Jürgen Bertram am Mittwoch in einer Telefonkonferenz. Die Ebitda-Marge rutschte sogar bereinigt unter die Marke von 20%, die Symrise für das Gesamtjahr anpeilt. Analysten äußerten sich enttäuscht, die Zahlen des Dax-Konzerns lagen unter den Erwartungen. Die Aktie gehörte denn auch zu den größeren Tagesverlierern im deutschen Leitindex.

Auch Wettbewerber schwächeln

In der Duftstoffbranche ist Symrise mit der Profitabilitätsschwäche nicht allein. Der frisch fusionierte Weltmarktführer DSM-Firmenich meldete ebenfalls am Mittwoch auf Pro-forma-Basis einen regelrechten Renditesturz um 3 Prozentpunkte. Vorausgegangen war eine Gewinnwarnung Ende Juni. Der US-Konkurrent IFF, der erst am kommenden Montag Zahlen vorlegt, hatte zu Jahresbeginn einen Gewinneinbruch verzeichnet und das Umsatzziel leicht zurückgenommen.

Sondereffekte belasten Symrise

Bei Symrise kamen noch belastende Sondereffekte hinzu, die zusammen mit der Kostenproblematik zu einem Rückgang des Konzerngewinns im ersten Halbjahr von 18% führten. Im Dezember hatte ein größerer Brand das US-Werk Colonel Island in Georgia lahmgelegt. Die Produktion steht bis heute und soll laut Bertram im Laufe dieses Monats wieder anlaufen. Den Umsatzausfall bezifferte der Symrise-Lenker auf über 30 Mill. Euro, dazu kämen die Kosten in Zusammenhang mit dem Brand von rund 20 Mill. Euro. Wegen des hohen Selbstbehalts trägt das Unternehmen den Aufwand selbst und nimmt nicht die Versicherung in Anspruch.

| Quelle:

Die Sonderlasten von insgesamt 29 Mill. Euro drückten das operative Ergebnis der Sparte Scent & Care, das im Vergleich zum Vorjahr um 18% schrumpfte. Dem stand ein Gewinnanstieg in der Sparte Taste, Nutrition & Health von 13% gegenüber.

Im Kartellverfahren zu unerlaubten Preisabsprachen in der Duftstoff- und Aromenbranche äußerte Bertram Kritik an der ermittelnden EU-Kommission. Die Kartellwächter hatten im März die Firmenzentrale durchsucht und waren gleichzeitig bei mehreren Wettbewerbern vorstellig geworden. Symrise hatte schon damals die Vorwürfe vehement zurückgewiesen.

“Zu Unrecht am Pranger”

„Wir sehen uns zu Unrecht an den Pranger gestellt“, untermauerte Bertram am Mittwoch. „Stand heute hat die EU es nicht vermocht, etwas vorzubringen, was uns in irgendeiner Form belastet.“ 56 Dokumente habe die EU-Kommission behalten. Symrise habe diese anwaltlich prüfen lassen – da sei nicht eins dabei, das den Konzern kartellrechtlich belaste. Seit einer Woche sei die Kommission überfällig, sich zu äußern. Bertram beklagte die Hängepartie sowie die hohen Rechtskosten. Er bezifferte den Aufwand bislang auf 2 bis 3 Mill. Euro und forderte die EU-Kommission auf, endlich sich zu äußern. Aus Brüssel gab es am Mittwoch auf Nachfrage keine Stellungnahme zu dem Fall.

Trotz der Kosten- und Sonderlasten blieb Bertram im Grundton optimistisch. „Symrise verfügt über ein bewährtes und stabiles Geschäftsmodell mit vergleichsweise geringem Risikogehalt. Der Konzern ist breit diversifiziert und robust aufgestellt.“ Der Vorstand bestätigte die bisherigen Ziele für das Gesamtjahr, allerdings gilt das Ebitda-Margenziel von 20% nur noch für den bereinigten Wert und nicht wie bisher für den berichteten. Das organische Umsatzwachstum, das im ersten Halbjahr 8% betrug, soll im Gesamtjahr zwischen 5 und 7% landen.

Bedeckt hielt sich Bertram zu Swedencare. Symrise hatte die Beteiligung im Frühjahr auf 30% aufgestockt und im Juni ein Pflichtangebot für den börsennotierten Anbieter von Tierzahnpflegeprodukten vorgelegt. Die Annahmefrist endete vor einer Woche, nur wenige Aktien wurden angesichts der geringen Höhe der Pflichtofferte angedient. Symrise könnte über die Börse weiter zukaufen, Bertram wollte sich dazu nicht äußern.

Wertberichtigt Seite 2
in Mill. EuroH1 2023H1 2022
Umsatz2.4142.260
Ebitda446486
Ebitda-Marge (%)18,521,5
Bereinigte Ebitda-Marge (%)19,720,7
Konzernergebnis187229
Business Free Cashflow*106105
Nettofinanzschulden2.4352.233**
*) Ebitda minus Capex +/- Veränderungen Working Capital
**) zum 31.12.2022
Symrise Halbjahreszahlen

Der Duftstoff- und Aromenhersteller Symrise kämpft mit gestiegenen Kosten, die er nicht vollständig an seine Kunden weitergeben kann. Zusätzlich belasten Sondereffekte. Konzernchef Heinz-Jürgen Bertram ärgert sich außerdem über die EU-Kommission.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.