Syngenta rechnet mit fünf Monaten Verzögerung
dz Zürich – Die Staatsholding Chemchina muss sich voraussichtlich bis März 2017 gedulden, bis sie den Basler Agrochemiekonzern Syngenta eventuell doch noch übernehmen kann. Die mit einem Transaktionsvolumen von 43 Mrd. sfr größte Akquisition eines chinesischen Unternehmens in einem westlichen Industrieland wird derzeit von der EU-Wettbewerbskommission unter die Lupe genommen. Die erste Phase der wettbewerbsrechtlichen Abklärung der im September bei der Brüsseler Behörde angemeldeten Übernahme geht am Freitag zu Ende.Syngenta geht in ihrem gestern veröffentlichten Bericht über den Geschäftsverlauf nach neun Monaten von einer Verzögerung des Prozesses um rund fünf Monate aus. “Wir rechnen damit, dass sich der regulatorische Prozess bis ins erste Quartal 2017 erstrecken wird”, ließ sich Konzernchef Erik Fyrwald in einer Medienmitteilung zitieren. Im Zusammenhang mit der Branchenkonsolidierung hätten die Aufsichtsbehörden in der EU und andernorts vor kurzem viele zusätzliche Informationen angefordert, begründete der CEO die Verzögerung. Marktmacht prüfenDie Verzögerung war bereits am Montag erwartet worden, nachdem Chemchina die offizielle Frist ablaufen ließ, um Bedenken der europäischen Kartellwächter durch geeignete Maßnahmen entgegenzutreten. Die Wettbewerbsbehörden müssen sicherstellen, dass der Zusammenschluss von Syngenta und Chemchina nicht zu einer übermäßigen Konzentration von Marktmacht führt, welche zu höheren Preisen und zu weniger Innovation führen könnte. Ein besonderes Problem der Behörden besteht darin, dass neben Syngenta und Chemchina zwei weitere Elefantenhochzeiten in der Agrochemiebranche im Gange sind: Die beiden US-Konzerne Dow und DuPont haben ihre Fusionsabsicht bereits im Juli bei der EU-Kommission deponiert. Derweil dürften Bayer und Monsanto diesen Schritt in der nächsten Zukunft ebenfalls vollziehen.”Die Transaktion mit Chemchina wird sicherstellen, dass Landwirte weiterhin Wahlmöglichkeiten und Zugang zu breit gefächerten Innovationen haben”, verspricht Fyrwald, ohne den nach seiner Aussage guten Fortgang des Prozesses zum Erhalt der behördlichen Genehmigung weiter zu erörtern. Nach unbestätigten Informationen der Nachrichtenagentur Reuters soll Chemchina den Behörden in Brüssel eine kleine Desinvestition im Wert von 20 Mill. Dollar bei ihrer israelischen Tochtergesellschaft Adama angeboten haben. Die Kommission habe aber ein detaillierteres Menü von Zugeständnissen verlangt. Derweil hat Syngenta im dritten Quartal eine zu konstanten Wechselkursen gerechnete Umsatzeinbuße von 3 % auf 2,5 Mrd. Dollar vermeldet. Der Aktienkurs hat sich nach dem starken Rückgang am Montag wieder leicht auf über 400 sfr erholt.