Hauptversammlung

T-Aktionäre sind mit der Dividende unzufrieden

Der 10-prozentige Anstieg der Dividende genügt den T-Aktionären nicht. Sie fordern eine stärkere Beteiligung am Erfolg der US-Tochter. Auf Kritik der Hauptversammlung stieß auch die mangelnde Unabhängigkeit des Aufsichtsrats.

T-Aktionäre sind mit der Dividende unzufrieden

T-Aktionäre sind mit der Dividende unzufrieden

Anleger bemängeln Gehaltssprung von Telekom-Chef Höttges und fehlende Unabhängigkeit im Aufsichtsrat

hei Bonn

Auch wenn die Performance der T-Aktie den Sektor in Europa seit Jahren hinter sich lässt und das Unternehmen auch 2023 eine deutlich bessere Gewinnentwicklung zeigen konnte als der Wettbewerb, war auf der Hauptversammlung der Telekom in Bonn nicht alles eitel Sonnenschein. Denn der Geschäftserfolg des Konzerns, insbesondere der Quantensprung beim Free Cashflow von fast 41% auf 16,1 Mrd. Euro, kommt den Aktionären aus ihrer Sicht nicht ausreichend zugute. DWS-Manager Hendrik Schmidt erhielt spontanen Beifall im Saal, als er bemängelte, dass die Anhebung der Dividende von 10% auf 0,77 Euro gemessen am bereinigten Ergebnis je Aktie von 3,50 Euro nur einer Ausschüttungsquote von 21% entspreche. Damit bleibe die Telekom hinter ihrer kommunizierten Strategie einer Quote von 40 bis 60% zurück. Dass beim Ergebnissprung außerordentliche Veräußerungserlöse eine wichtige Rolle spielten, ließ Schmidt nicht gelten. Die Anleger fragten sich, warum sie nicht „zumindest teilweise“ von dem Verkauf der Funktürme für 12 Mrd. Euro „im Rahmen einer erhöhten Dividende“ profitieren.

„M&A soll in Ausschüttung außen vor bleiben“

Die Antwort hatte Telekom-Chef Tim Höttges bereits in seiner Rede parat. „Ohne die USA wären unsere hohen Investitionen in Europa überhaupt nicht machbar“, erklärte der Manager, der zu Jahresbeginn zehn Jahre an der Konzernspitze stand. Dies gelte vor allem für die Investitionen in Glasfaser im Heimatmarkt, wo die Telekom außer mit bürokratischen Hürden nun auch mit einem erheblichen Kostenschub durch die Inflation zu kämpfen habe.

M&A außen vor

Unterdessen wies Finanzchef Christian Illek darauf hin, dass der Einfluss von „M&A bei unserer Ausschüttungspolitik außen vor bleiben soll“. Bereinigt um die Sondererlöse liege man bei der Ausschüttungsquote im Zielkorridor. „Bei 48% Ausschüttungsquote fühlen wir uns eigentlich ganz wohl“, stellte der Manager fest. Überdies betonte er, dass die Einnahmen aus dem Verkauf der Funktürme „vor allem für die Entschuldung“ genutzt wurden. Analysten rechnen auch mittelfristig mit einer jährlich um rund 10% steigenden Dividende. Die Telekom plant im Oktober einen Kapitalmarkttag, wo auch darüber Aufschluss zu erwarten ist.

Zweifel an Unabhängigkeit des Aufsichtsrats

Institutionelle Anleger übten unterdessen unisono deutliche Kritik an der fehlenden Unabhängigkeit des Aufsichtsrats. Wie Henrik Pontzen, Chief Sustainability Officer bei Union Investment, die zu den großen Aktionären der Telekom zählt, feststellte, ist die Struktur der Aufsicht zu bemängeln, „und zwar an wichtiger Stelle: im Prüfungs- und Finanzausschuss“.

Der Vorsitz sei mit Dagmar Kollmann „nicht unabhängig besetzt“. Neben der ehemaligen Chefin von Morgan Stanley Deutschland seien auch der KfW-Vorstandsvorsitzende Stefan Wintels und Karl-Heinz Streibich, langjähriger Chef der Software AG, aufgrund ihrer langen Zugehörigkeit zum Aufsichtsgremium als „nicht mehr unabhängig anzusehen“. Die Fondsgesellschaft kündigte daher an, die Entlastung des Aufsichtsrats verweigern und auch gegen die Wiederwahl von Streibich stimmen. Sowohl die DWS als auch Ingo Speich von der Deka schlossen sich der Kritik an.

Anleger bemängeln Gehaltssprung von Höttges

Anstoß nimmt Pontzen zudem an der Vergütung von Höttges, dessen „exzellente Arbeit“ er durchaus würdige. Allerdings habe der Erfolg immer „viele Mütter und Väter“ und der „enorme Anstieg der Grundvergütung“ von Höttges in den letzten Jahren erscheine „nicht verhältnismäßig“. So sei die Grundvergütung des Telekom-Chefs von 2019 bis 2023 um satte 42% gestiegen. Obendrein lasse der Vergütungsbericht Transparenz vermissen. Die jüngste Erhöhung der Grundvergütung von über 20% sei dem Bericht „nicht klar zu entnehmen“. Er werde daher von Union Investment nicht gebilligt.

Bei aller Freude, die das US-Geschäft den Investoren bereitet, sehen diese auch das Klumpenrisiko kritisch. Speich merkte an, dass T-Mobile US zwei Drittel des operativen Konzernergebnisses ausmache. Der avisierte „Strategieschwenk“ von einem reinen Mobilfunkgeschäft hin zum Ausbau von Glasfaser in den USA dürfte nach seiner Einschätzung Milliarden kosten. Dabei sieht die Fondsgesellschaft die bilanziellen Risiken der Telekom als nicht gebannt an.

„Nur eine gut geölte US-Maschine wird die Nettoverschuldung in Höhe von sage und schreibe 132 Mrd. Euro zurückführen können. Kommt die US-Maschine ins Stottern, wird die Wachstumsstrategie durch die Bilanz ausgebremst werden. Um es klar zu sagen: Wir sind Freunde einer starken Bilanz! Und diese sehen wir derzeit noch nicht bei der Deutschen Telekom“, erklärte Speich.

Der 10-prozentige Anstieg der Dividende genügt den T-Aktionären nicht. Sie fordern eine stärkere Beteiligung am Erfolg der US-Tochter, die der Telekom 2023 beim Free Cashflow einen Quantensprung bescherte. Auf Kritik der Hauptversammlung stieß auch die mangelnde Unabhängigkeit des Aufsichtsrats.