T-Mobile US siegt vor Gericht

Richter erlaubt Übernahme von Sprint - Börse jubelt - Details sollen noch neu verhandelt werden

T-Mobile US siegt vor Gericht

Nach einem fast zweijährigen Ringen mit den Behörden ist für T-Mobile US die Übernahme des Wettbewerbers Sprint zum Greifen nah. Die Telekom-Tochter siegt vor Gericht gegen zuletzt noch 14 Staatsanwälte, die gegen den Deal geklagt hatten. T-Mobile US strebt nun das Closing zum 1. April an.hei Frankfurt – Im Kampf um die Übernahme des kleineren Wettbewerbers Sprint hat T-Mobile US vor einem New Yorker Gericht gesiegt. Der Ende April 2018 angekündigte 26-Mrd.-Dollar-Deal, der bereits der dritte Anlauf der beiden Mobilfunknetzbetreiber zum Zusammenschluss war, soll damit zum Start des zweiten Quartals unter Dach und Fach sein, wie die Telekom-Tochter mitteilt. Telekom-Lenker Tim Höttges bezeichnete die Entscheidung von Richter Victor Marrero in einem Beitrag auf Linkedin als einen “Riesenschritt, auf den wir alle gewartet haben”. Ganz durch sei die Sache aber noch nicht, betonte er mit Verweis auf “noch mindestens eine weitere richterliche und eine behördliche Genehmigung” die ausstehen.Dagegen gab sich T-Mobile-US-Chef John Legere gewohnt optimistisch. Dies sei ein “großer Tag” für das Unternehmen und man werde nun unverzüglich mit “laserscharfem Fokus” daran gehen, die “letzten neuen Details” zu klären, ließ der Manager wissen. Indes geht es dabei auch um die Nachverhandlung finanzieller Parameter der Transaktion. Eine solche hatte T-Mobile US angesichts der sehr langen Genehmigungsphase bereits Ende letzten Jahres angekündigt. Denn als die beiden Unternehmen ihren Zusammenschluss angekündigt hatten, war T-Mobile US an der Börse etwa doppelt so viel wert wie Sprint. Inzwischen liegt die Marktkapitalisierung der Telekom-Tochter bei mehr als dem Dreieinhalbfachen von Sprint. Jedoch verkündete Legere unbekümmert, diese Dinge würden sehr schnell geklärt werden können. Analysten weisen darauf hin, dass Sprint, die mit anhaltenden Verlusten und hohen Schulden in einer sehr prekären Lage ist, kaum etwas anderes tun könne, als neue Bedingungen der Telekom-Tochter zu akzeptieren.An der Börse löste die Entscheidung Jubel aus. Die Sprint-Aktie stieg im frühen Handel um fast drei Viertel auf 8,31 Dollar. T-Mobile-US-Titel haussierten mit 11 % auf 94,20 Dollar. Die T-Aktie legte bis zu 4 % zu. T-Mobile US und Sprint kommen im wichtigen Vertragskundengeschäft zusammen künftig auf einen Marktanteil von knapp 30 % und sind damit auf Augenhöhe mit AT&T. Außerdem verfügen die beiden Unternehmen über die mit Abstand größte Menge an Mobilfunkspektrum verglichen mit AT&T, Verizon und auch dem neuen Wettbewerber Dish, der mit Assets von Sprint an den Start geht. Der Verkauf von Spektrum und Prepaid-Kunden an Dish zählt zu den Auflagen, mit denen T-Mobile US und Sprint vorher das Plazet der Telekommunikationsbehörde FCC und der Kartellbehörde beim Justizministerium erreicht haben. Keine sonderliche BürdeIndes werden ihnen diese Zugeständnisse nach Einschätzung von Analysten nicht den Schlaf rauben, weil Dish nach verbreiteter Auffassung so bald kein echter Wettbewerber sein wird. Mit dem verfügbaren Spektrum werde T-Mobile US überdies in der Lage sein, die Zusagen beim 5G-Ausbau zu erfüllen.Richter Marrero würdigte T-Mobile US in seiner Entscheidung als “Angreifer”, der den Platzhirschen über die vergangenen zehn Jahre zahlreiche Verbesserungen für die Kunden abgerungen habe. Diese Strategie könne das Unternehmen nun fortsetzen. Gleichwohl wollen nicht alle Kläger aufgeben. So erwägt Staatsanwältin Lettitia James, in Berufung zu gehen. Große Chancen werden ihr allerdings nicht eingeräumt.Sprint und T-Mobile US haben weitreichende Versprechen gemacht, was niedrige Endkundenpreise und den Netzausbau sowie Beschäftigungssicherung angeht. Zugleich soll die Transaktion Synergien von 43 Mrd. Dollar heben, die größtenteils aus der Konsolidierung der Netze kommen dürften. Aufgrund der langen Genehmigungsphase hatten die Unternehmen Zeit, ihre Integration vorzubereiten. Dennoch stellen die geschätzten Integrationskosten von rund 15 Mrd. Dollar sowie ein anfänglicher Schuldenberg der NewCo von rund 70 Mrd. Dollar aus Expertensicht eine nicht unerhebliche Herausforderung dar. Für die Telekom, die – nach bisheriger Vereinbarung 42 % der Anteile an der neuen T-Mobile US halten wird, aber mit 69 % der Stimmrechte die unternehmerische Kontrolle, haben die Ratingagenturen bereits ein Downgrade um ein Notch anvisiert. Bisher werden langfristigen Schulden der Telekom mit “BBB+” (S&P) bzw. “Baa1” (Moody’s) bewertet.