Tankflugzeug setzt Boeing zu
Der milliardenschwere Auftrag der US-Luftwaffe für Tankflugzeuge belastet erneut die Erfolgsrechnung von Boeing. Die Gewinnprognose wird nach unten korrigiert, die Aktie entwickelt sich trotzdem positiv.lis Frankfurt – Ein Großauftrag der US-Luftwaffe verhagelt dem Luftfahrt- und Rüstungskonzern Boeing derzeit die Erfolgsrechnung. Deshalb musste die Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr gesenkt werden. Der Airbus-Konkurrent rechne für 2015 nur noch mit einem Ergebnis pro Aktie zwischen 7,70 und 7,90 Dollar statt der bisher prognostizierten 8,20 bis 8,40 Dollar, teilt Boeing mit. Das Unternehmen aus Seattle hatte bereits in der vergangenen Woche erklärt, für die Entwicklung des Tankfliegers für die Luftwaffe noch einmal 536 Mill. Dollar nachschießen zu müssen. Als Grund wurden Schwierigkeiten genannt, die bei einem Test des Treibstoffsystems der sogenannten KC-46 auftraten. Die Maschine soll Kampfjets in der Luft betanken. Boeing will bis 2017 insgesamt 179 der Tankflugzeuge bauen. Bereits vor einem Jahr hatte der Luftfahrtkonzern in Zusammenhang mit den Tankern Sonderbelastungen von 272 Mill. Dollar verkraften müssen (vgl. BZ vom 24.7.2014).Bei dem Auftrag im Volumen von rund 35 Mrd. Dollar, bei dem aber dank Folgeaufträgen gut und gerne 100 Mrd. Dollar zusammenkommen könnten, hatte sich der US-Konzern Anfang 2011 gegen den europäischen Rivalen Airbus durchgesetzt. Der “Jahrhundertauftrag” war insgesamt dreimal ausgeschrieben worden. Ein erster Zuschlag für Boeing wurde wegen einer Korruptionsaffäre zurückgezogen, beim anschließenden Erfolg für Airbus und deren Partner Northrop Grumman ließ die US-Politik so lange nicht locker, bis wegen eines angeblichen Verfahrensfehlers eine dritte Runde gestartet werden musste (vgl. BZ vom 26.2. 2011). Margenschwache FliegerTrotz der Belastungen schnitt Boeing im zweiten Quartal aber besser ab als von Analysten erwartet. Die Aktie des Flugzeugbauers verteuerte sich zu Handelsbeginn in New York um 2,7 % auf 148,97 Dollar. Während das Militär- und das Raumfahrtgeschäft bei den Umsätzen stagnierten, baute die zivile Luftfahrtsparte die Erlöse kräftig um 18 % auf knapp 17 Mrd. Dollar aus. Die operative Marge sackte dabei allerdings auf 7,1 % ab, nach 10,8 % vor einem Jahr. Als Grund wird unter anderem auf die höhere Zahl ausgelieferter Maschinen der Typen 787 (Dreamliner) und 747 verwiesen. Vor allem der mit drei Jahren Verspätung an den Start gegangene Dreamliner verursacht nach wie vor hohe Kosten, weil derzeit die Produktion hochgefahren wird.Einen positiven Swing schaffte Boeing im freien Cash-flow. Dort wurden im zweiten Quartal 2,6 Mrd. Dollar verbucht, nachdem zwischen Januar und März noch – 500 Mill. Dollar angefallen waren. Rund 2 Mrd. Dollar hat der Flugzeugbauer für sein Aktienrückkaufprogramm aufgewandt, das insgesamt ein Volumen von 12 Mrd. Dollar hat (vgl. BZ vom 17.12.2014).