CLOUD COMPUTING

Tanz ums Goldene Kalb

Die Investoren haben sich schnell festgelegt, wer der Profiteur der neuen Allianz von Microsoft und Oracle im Cloud-Computing-Geschäft sein wird: Während die Aktie des SAP-Konkurrenten Oracle den zehnprozentigen Absturz nach der Vorlage...

Tanz ums Goldene Kalb

Die Investoren haben sich schnell festgelegt, wer der Profiteur der neuen Allianz von Microsoft und Oracle im Cloud-Computing-Geschäft sein wird: Während die Aktie des SAP-Konkurrenten Oracle den zehnprozentigen Absturz nach der Vorlage enttäuschender Zahlen vor dem Wochenende nicht im Ansatz aufholte, zogen die Titel des Windows-Anbieters kräftig an. Die Logik dahinter ist simpel. Für Oracle geht es in erster Linie darum, die Softwarekunden zu halten, wenn diese von einem klassischen internen Netzwerk in die Cloud wechseln wollen. Die Kooperation mit dem langjährigen Rivalen im Datenbankgeschäft dient damit vor allem der Verteidigung eroberten Terrains.Microsoft darf hingegen auf echte Zugewinne für die Plattformen Windows Azure und Hyper-V hoffen, über die Oracle-Anwender ihre Software bislang gar nicht laufen lassen konnten. Da alle Marktforscher erwarten, dass die Unternehmenskunden in den nächsten Jahren scharenweise vom heimischen Server in die besser skalierbare Rechnerwolke wechseln, winken dem Windows-Anbieter hier zusätzliche Erlöse. Zuletzt war das Servergeschäft, zu dem auch die Cloud-Dienste zählen, das wachstumsstärkste Segment von Microsoft. Dieses soll auch mittelfristig helfen, die schwache Entwicklung im traditionellen PC-Geschäft zu kompensieren.In der Theorie hat Oracle zwar noch größere Umsatzchancen als der Kooperationspartner. Forrester schätzt etwa, dass der Umsatz mit Cloud-Plattformen 2020 auf 12 Mrd. Dollar gestiegen sein wird. Die Erlöse mit Softwarediensten aus dem Netz, wie sie etwa Oracle oder SAP anbieten, dürften sich von derzeit 33 Mrd. auf 132 Mrd. Dollar mehr als vervierfachen. Allerdings soll ein Teil der kräftigen Zuwächse bei Cloud-Software durch einen Rückgang beim Kauf von Softwarelizenzen aufgefressen werden. Zudem beanspruchen spezialisierte, junge Unternehmen wie Salesforce einen Teil des wachsenden Kuchens für sich.Das größte Problem – das Goldene Kalb, um das derzeit alle tanzen – ist derweil nur in der Theorie gelöst. Mit Softwarediensten aus der Cloud lassen sich längst nicht die Margen einfahren, die Oracle und SAP vom traditionellen Erlösmodell aus Softwareverkauf und Wartungsvertrag gewohnt sind. Ändert sich das nicht, sind die aktuellen Softwarekönige, die gezwungen sind, immer mehr Geschäft in der Rechnerwolke zu machen, die Verlierer von morgen. Partnerschaften begrenzen dabei bestenfalls die Höhe der Niederlage.