Tata will Weg für Stahlfusion freimachen

Pensionslasten als Hindernis für Zusammenschluss mit Thyssenkrupp sollen abgetrennt werden

Tata will Weg für Stahlfusion freimachen

cru Düsseldorf – Als größtes Hindernis für die angestrebte Fusion der europäischen Stahlsparten von Thyssenkrupp und Tata gelten die milliardenschweren Pensionslasten in Großbritannien. Jetzt ist der indische Mischkonzern bei der Lösung dieses Problems einen Schritt vorangekommen. Der Träger des British Steel Pension Scheme (BSPS) erklärte offiziell, diskutiert werde ein Modell, das weiter von ihm geleitet werde, aber ohne finanzielle Unterstützung durch Tata.Die Pensionslasten liegen bei rund 15 Mrd. Pfund. Laut Branchenkreisen hat Tata den Treuhändern des Pensionsplans mit 130 000 Anspruchsberechtigten die Zahlung von mehreren hundert Millionen Pfund angeboten, damit diese zustimmen, dass die Verpflichtungen vom Unternehmen abgetrennt werden. Dem Vernehmen nach sind die Pensionszusagen unter anderem mit rund 30 % vom Wert des modernen Tata-Stahlwerks im niederländischen Ijmuiden besichert, das als Kernbestandteil zur Fusion mit Thyssenkrupp dazugehören würde. Damit das Werk, dessen Wert bei mehr als 2 Mrd. Euro liegt, künftig nicht mehr als Pfand dient, will Tata die Ablöse zahlen. Nummer 2 in Europa entstehtDas Unternehmen hat zudem schon zuvor angeboten, im Gegenzug für die Neuordnung der Pensionsverpflichtungen in Großbritannien rund 1 Mrd. Pfund in das veraltete Stahlwerk im südwalisischen Port Talbot zu investieren und eine Arbeitsplatzgarantie für 11 000 britische Mitarbeiter bis 2021 abzugeben. Thyssenkrupp hatte erklärt, die Pensionslasten von Tata keinesfalls in ein Joint Venture übernehmen zu wollen. Noch im Januar beabsichtigen die britischen Gewerkschaften über die Pläne abzustimmen.Mit der Fusion entstünde Europas zweitgrößter Stahlhersteller hinter ArcelorMittal. Mit zusammen 50 000 Beschäftigten kämen Thyssenkrupp und Tata Steel auf 20 Mrd. Euro Umsatz und einen Marktanteil von 25 % in Europa beim lukrativen Stahl für die Autoindustrie. Ein solcher Spieler hätte die Marktmacht, die Preise zu erhöhen.Nach der Fusion ließen sich Kosten leichter senken, indem die nach Schließungen verbleibenden Werke besser mit bestimmten Produkten und Stahlgüten ausgelastet werden. Thyssenkrupp und Tata Steel ergänzen sich in Einkauf, Vertrieb, Logistik – und sie könnten die Kosten für Forschung und Entwicklung teilen. Doppelstrukturen würden beseitigt. Laut Berenberg Bank liegen die Synergien für das Joint Venture mit 50 : 50-Beteiligung in einer Größenordnung von 450 Mill. Euro. Zudem könnte Thyssenkrupp die Stahlsparte samt ihrer Schulden in dieser Konstruktion entkonsolidieren. Mit einer gemeinsamen Absichtserklärung wird im Frühling gerechnet.