Tauziehen um den A380

Airbus spielt bei der Entscheidung über eine Neumotorisierung auf Zeit

Tauziehen um den A380

Von Gesche Wüpper, zzt. DubaiAirbus-Chef Fabrice Brégier ist zuversichtlich, noch in diesem Jahr einen Neukunden für den Langstrecken-Jet A380 gewinnen zu können. “Ich denke, dass wir noch vor Ende des Jahres eine neue Bestellung bekommen”, sagte er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung auf der Dubai Airshow. Dagegen dürfte eine Entscheidung, das Großraumflugzeug A380 in einer mit neuen, Treibstoff sparenden Triebwerken ausgestatteten Variante zu lancieren, auf sich warten lassen. “Es gibt keine Dringlichkeit”, sagt Brégier.Branchenkenner hatten wiederholt spekuliert, der Flugzeugbauer könnte die alle zwei Jahre stattfindende Messe nutzen, um den Startschuss für den sogenannten A380neo zu geben – zumal die Dubai Airshow als Heimspiel der Golf-Carrier gilt. A380-Großkunde Emirates drängt Airbus seit einiger Zeit auf eine Neumotorisierung des Großraumflugzeugs. Die Airline hat 140 Flugzeuge des Typs A380 bestellt und davon bereits 67 Maschinen erhalten. Emirates-Chef Tim Clark erhöhte gleich zu Beginn der Airshow den Druck auf Airbus. Seine Airline sei bereit, den A380neo zu bestellen, sobald der Flugzeugbauer grünes Licht gebe, sagte er.Doch Brégier spielt auf Zeit. Neue Kunden für die aktuelle Version des Riesen-Airbus zu finden hat für ihn oberste Priorität. Airbus liegen 317 Aufträge für den A380 vor, davon sind 173 Stück bereits ausgeliefert. Der bislang letzte Neuauftrag für den A380 von der Leasing-Firma Doric liegt 22 Monate zurück. Airbus verhandele jetzt mit zwei Fluggesellschaften über eine Bestellung von zusammen 32 Maschinen, erklärte Verkaufschef John Leahy. Eine Airline habe Interesse an 20 Stück bekundet, eine andere an 10 bis 12. Beide Verkaufskampagnen müssten aber nicht unbedingt vor Ende des Jahres zum Erfolg führen.Angst, dass mögliche Neukunden mit einem Zuschlag abwarten könnten, bis eine Entscheidung über den A380neo kommt, hat Brégier nicht. “Die Kunden, mit denen wir sprechen, haben einen kurzfristigen Bedarf, den A380 zu bekommen – nicht erst 2020/2025”, sagte er. Zudem mache der momentan niedrige Ölpreis die aktuelle Version des Großraumflugzeugs noch attraktiver. Und Emirates zeige mit der neuen Zwei-Klassen-Variante des A380, die Platz für 615 Passagiere biete, wie rentabel der Riesenjet genutzt werden könnte.Sollte Emirates jedoch bereits 2020 erheblichen Bedarf an dem A380neo haben, könnte die Entscheidung für die Neumotorisierung bereits schneller fallen, deutete Brégier an. Der Riesen-Airbus dürfte dann nicht nur mit neuen Triebwerken ausgestattet, sondern auch etwas gestreckt werden, damit Platz für 50 bis 60 Passagiere mehr sei, erklärte Leahy in Dubai. Im Gegensatz zum A380neo dürfte eine Entscheidung über eine noch längere Version des neuen Langstreckenjets A350 schnell fallen. Keine GroßaufträgeDie Debatte über den A380 bestimmte den Auftakt der Dubai Airshow, bei der im Gegensatz zu 2013 keine Großaufträge erfolgen dürften. Damals meldeten Airbus und Boeing zusammen Bestellungen im Wert von 179 Mrd. Dollar. Airbus schätzt den Bedarf des Mittleren Ostens in den nächsten 20 Jahren auf 2 460 Flugzeuge im Wert von 590 Mrd. Dollar, davon 890 Mittelstreckenflugzeuge, 1 150 Langstreckenjets und 420 Großraumflugzeuge.