Teamviewer glückt Premiere
Gut eineinhalb Monate nach dem Going Public hat der Softwarekonzern Teamviewer Zweiflern den Wind aus den Segeln genommen. Nach starken Wachstumsraten bei Billings und Kundenzahl zeigte sich das Unternehmen zuversichtlich, das obere Ende des Ausblicks anpeilen zu können. Die Aktie stieg erstmals seit dem Börsengang wieder auf Höhe des Ausgabepreises.scd Frankfurt – Das Göppinger Softwareunternehmen Teamviewer hat im ersten Zwischenbericht nach dem Börsengang seine Wachstumsambitionen untermauert. Die Kundenzahl hat sich binnen eines Jahres insgesamt verdoppelt, die Zahl der Großkunden stieg um 60 % wie auch die der wichtigen Billings (Rechnungsstellungen). Letztere zogen in Europa (EMEA) um 54 %, in Asien (Apac) um 55 % und in der Americas-Region (AMS) um 75 % an. Finanzvorstand Stefan Gaiser hob besonders das kräftige Wachstum in Amerika heraus, zeigte sich aber auch mit der Entwicklung in Europa und Asien zufrieden. “Die Apac-Region ist noch immer ziemlich volatil, da wir uns dort noch in der Aufbauphase befinden”, sagte Gaiser. Insbesondere der Gewinn einiger Großkunden in China und Japan stimme ihn glücklich und zuversichtlich für die kommenden Monate und Jahre in Fernost. Als Großkunden definiert Teamviewer Abnehmer mit einem jährlichen Vertragsvolumen von mehr als 10 000 Euro. Ende September zählte Teamviewer 590. Allein im dritten Quartal waren 72 Großkunden hinzugekommen – im Schnitt fast einer pro Arbeitstag.Nach neun Monaten beträgt das Plus bei den Billings nun 45 % auf 224 Mill. Euro. Der Ausblick für das Gesamtjahr, der eine Steigerung der Billings um 35 bis 39 % auf bis zu 320 Mill. Euro vorsieht, wurde zwar lediglich bekräftigt. Das deutet auf weniger Wachstumsdynamik im laufenden Vierteljahr hin. Allerdings “strebt Teamviewer das obere Ende der Billings-Prognose an”, wie das Unternehmen aus Göppingen ergänzt. Typischerweise komme Teamviewer im Schlussquartal auf über 30 % der Billings, sagte Gaiser. Um die Mitte der Zielspanne zu erreichen, genügt ein Anteil von 29 %.Der Umsatz wird derweil mit 386 Mill. bis 391 Mill. Euro dieses Jahr noch deutlich höher prognostiziert. Das sei allerdings nur ein vorübergehendes Phänomen, das mit der 2018 erfolgten Umstellung von einem Lizenzsoftware- auf ein Cloud-Software-Modell zusammenhänge. Diese sei nun aber abgeschlossen und werde dafür sorgen, dass sich das Verhältnis mittelfristig wieder umkehre. Zu erwarten sei, dass der Umsatz dann typischerweise 90 % der Billings ausmachen werde.Das Cash-Ebitda, eine bereinigte Variante des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, die relativ nah am freien Cash-flow liegt, wurde im dritten Quartal nahezu verdoppelt auf 46 Mill. Euro. Der freie Cash-flow betrug knapp 48 (i. V. 20) Mill. Euro. Teamviewer zieht das Cash-Ebitda auch für die Leverage-Berechnung heran. In den vergangenen zwölf Monaten betrug das Verhältnis Nettoschulden zu Cash-Ebitda 3,7. Bis Jahresende soll es auf 3,0 bis 3,1 fallen, per Ende 2020 auf 2,0.Insgesamt wächst das Ergebnis derzeit noch langsamer als Erlöse und Billings. Finanzvorstand Gaiser und CEO Oliver Steil begründen dies damit, dass derzeit noch stark in das Wachstum investiert werde. Im laufenden Jahr werden die Capex-Ausgaben mit 10 bis 15 Mill. Euro wahrscheinlich leicht über Vorjahr liegen und auch im Jahr 2020 in ähnlicher Höhe verweilen, ehe sie auf einen mittleren einstelligen Millionenbetrag zurückgeführt werden sollen.Dass Teamviewer das dritte Quartal unter dem Strich sogar mit einem Verlust von 21 Mill. Euro abschließen musste, lag indes nicht an den Investitionen, sondern daran, dass mit dem Börsengang Sonderaufwendungen für ein Mitarbeiter-Bonusprogramm sowie die Einrichtung eines Anreizsystems zu verdauen waren. Im Gesamtjahr ist das Ergebnis unter dem Strich aber weiter gestiegen.Die erste Zahlenvorlage seit dem Börsendebüt Ende September wurde positiv am Markt aufgenommen. Die Aktie des Anbieters von Software zur Fernsteuerung und -kommunikation von Maschinen kletterte im frühen Handel um knapp 5 % und damit erstmals über den Ausgabepreis von 26,25 Euro. Am Nachmittag gaben die Titel Teile ihrer Zugewinne indes wieder ab. Aus dem Handel ging die Aktie letztlich um 3,6 % fester bei 26,00 Euro. Das war immer noch der höchste Schlusskurs seit dem IPO.