Teamviewer läutet Börsengang ein

Milliardenschwere Bewertung erwartet - Einstieg vom Ausstieg für Permira - IPO noch dieses Jahr

Teamviewer läutet Börsengang ein

Nach monatelangen Spekulationen hat der Softwarekonzern Teamviewer seinen Sprung an die Börse für das laufende Jahr angekündigt. Bei einer erwarteten Bewertung von 4 bis 5 Mrd. Euro wäre es nach Traton der zweitgrößte Börsengang in Deutschland in diesem Jahr und das größte Technologie-IPO hierzulande seit dem Platzen der Dotcom-Blase Anfang des Jahrtausends. Eigentümer Permira winkt ein lukrativer Teilausstieg.scd Frankfurt – Jahrzehnte nach SAP und Software AG strebt mit Teamviewer wieder ein großer deutscher Softwarekonzern an die Börse. Das Going Public, über das lange spekuliert worden war, soll noch in diesem Jahr erfolgen, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Mandatiert wurden für den Börsengang im Prime Standard an der Frankfurter Börse ausschließlich internationale Großbanken. Goldman Sachs und Morgan Stanley fungieren als Joint Global Coordinators, BoA Merrill Lynch und Barclays wurden als Joint Bookrunners mandatiert. RBC Capital dient als Co-Lead Manager. Neue Aktien sollen zunächst wohl nicht ausgegeben werden. Die Beteiligungsgesellschaft Permira nutzt das Going Public vielmehr dazu, den “Einstieg in den Ausstieg” einzuläuten, wie CEO Oliver Steil der Börsen-Zeitung erklärte.Allerdings dürfte Permira dem Unternehmen aus Göppingen bei Stuttgart noch eine ganze Weile treu bleiben. “Permira will den Börsengang für einen Teil-Exit nutzen, bleibt aber weiter strategischer Investor”, versicherte Steil. “Welche Haltefristen im Rahmen des Börsengangs letztlich vereinbart werden, kann ich heute noch nicht sagen.” Bei einer im Markt geschätzten Bewertung von 4 Mrd. bis 5 Mrd. Euro könnte eine Abgabe von 30 bis 40 % der Anteile Permira zwischen 1,2 Mrd. und 2 Mrd. Euro einbringen. Weit mehr als die 870 Mill. Euro, die 2014 für das gesamte Unternehmen gezahlt wurden. Jörg Rockenhäuser, der die DACH-Region für Permira verantwortet, kündigte an, dass die Beteiligungsgesellschaft auch nach dem Börsengang als Großaktionär “stark engagiert” bleiben werde. Eine Option mehrDass der Eigentümer das IPO nutzt, um seinen Anteil zu verringern, und so kein zusätzliches Geld in die Firmenkasse gespült wird, ist für Steil kein Problem. Eine Kapitalerhöhung sei ohnehin kein Thema gewesen, da man das Wachstum dank eines starken Cash-flow aus eigener Kraft finanzieren könne. “Wir haben derzeit überhaupt keine Pläne, für irgendeinen Zukauf Kapital aufzunehmen”, versicherte er. “Allerdings haben wir mit dem Börsengang natürlich künftig eine Option mehr im Fall der Fälle.”Der Börsengang sei auch aus anderen Erwägungen sehr interessant. “So bleiben wir unabhängig, und das passt zu unserer Positionierung, dass wir mit unserem Produkt alle Geräte und Betriebssysteme miteinander vernetzen können.” Laut Teamviewer wurde die Software 2018 aktiv auf mehr als 340 Millionen Geräten genutzt – teilweise auf bis zu 45 Millionen Geräten zeitgleich. Der adressierbare Markt der Verbindung, Steuerung und Interaktion von Geräten soll sich dem Management zufolge binnen fünf Jahren von gut 10 Mrd. Dollar im Jahr 2018 auf rund 30 Mrd. Dollar knapp verdreifachen. Teamviewer, die 2018 mit 130 Mill. Euro noch mehr als die Hälfte ihrer abgerechneten Umsätze (Billings) in der Heimatregion EMEA (Europa, Nahost und Afrika) erzielt hat, sieht vor allem in Asien gute Wachstumschancen. Zuletzt war im März eine neu gegründete Niederlassung in Schanghai eröffnet worden. Vorerst keine Dividende”Aktionäre, die in Teamviewer investieren, beteiligen sich an einem schnell wachsenden Technologieunternehmen mit globaler Reichweite und einem erfolgreichen Track Record, den Cash-flow in weiteres Wachstum zu investieren”, wirbt Steil für sein Unternehmen. Für die kommenden beiden Jahre seien bereits eine Vielzahl an Investitionschancen erkannt worden – “Produkte für weitere Anwendungsmöglichkeiten von Teamviewer, der Ausbau des Großkunden-Segments und die internationale Expansion, insbesondere in Fernost” -, so dass eine Ausschüttung in Form einer Dividende zumindest für diesen Zeitraum kein Thema sei. Generell ausgeschlossen sei es aber nicht. “Danach werden wir sicher darüber nachdenken, ob wir weitere lohnenswerte Investitionschancen sehen oder ob wir einen Teil des Cash-flows an die Aktionäre ausschütten können”, kündigte der Konzernchef an.”Frankfurt liegt als Börsenplatz nahe. Das ist unser Heimatmarkt”, erklärte Finanzvorstand Stefan Gaiser die Entscheidung für ein IPO in Deutschland. Zwar habe man auch alternative Börsen evaluiert – darunter New York. In Gesprächen mit internationalen Investoren habe sich allerdings gezeigt, “dass der Standort Frankfurt ganz und gar nicht als Nachteil gesehen wird”. Mit wesentlichen Zusatzkosten durch die Börsennotierung rechnet der CFO nicht. Die internen Strukturen dafür habe man ohnehin schon lange aufgebaut.