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Teamviewer will im Mittelstand wachsen

Mit neuen Angeboten will Teamviewer bei Mittelstandskunden punkten. Das Geschäft mit größeren Kunden schwächelt dagegen. Der Aktienkurs reagiert heftig.

Teamviewer will im Mittelstand wachsen

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Teamviewer will im Mittelstand wachsen

Schwäche im Großkundengeschäft belastet Aktienkurs – Neue Vertriebsstruktur

sar Frankfurt
Von Sabine Reifenberger Frankfurt

Mit einem deutlichen Minus von mehr als 10% ist die Teamviewer-Aktie am Mittwoch ordentlich unter Druck geraten, obwohl das Management sich eigenen Angaben zufolge auf gutem Wege sieht, seine für 2023 ausgerufenen Umsatz- und Margenziele zu erreichen. Grund für die negative Stimmung ist die enttäuschende Entwicklung im Geschäftsfeld Enterprise, das auf größere Unternehmenskunden abzielt.

Die in Rechnung gestellten Umsätze (Billings) sanken dort im Vorjahresvergleich auf Basis konstanter Wechselkurse um 4% auf noch 34 Mill. Euro. Insbesondere bei Kunden mit einem jährlichen Vertragswert von mehr als 200.000 Euro sei die Entwicklung zäh, heißt es in Göppingen. Der durchschnittliche Verkaufspreis je Kunde (Average Selling Price) fiel im Großkundengeschäft im Vergleich zum Vorjahresquartal von 37.000 auf 35.000 Euro.

Mehr kleinere Kunden

Der Rückschlag im Geschäft mit großen Kunden ist aus Sicht des Managements „temporär“, betonten CEO Oliver Steil und CFO Michael Wilkens am Mittwochvormittag vor Journalisten. Deutlich besser lief das erste Quartal im Geschäft mit der deutlich umfassenderen Zielgruppe der kleinen und mittelgroßen Unternehmen (SMB). Zum Ende des ersten Quartals zählte Teamviewer 627.000 SMB-SMB-Kunden sowie 3.777 Enterprise-Kunden.

Die Billings im SMB-Geschäft wuchsen im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal auf Basis konstanter Wechselkurse um 11%. Zu den 151 Mill. Euro Umsatz im ersten Quartal steuerten die Mittelstandskunden mit 122 Mill. Euro den Löwenanteil bei.

Speziell den Mittelstand will Teamviewer mit einer Weiterentwicklung seiner bekannten Fernwartungslösung stärker adressieren, die künftig unter dem Namen „Teamviewer Remote“ ein verbessertes Nutzererlebnis und erweiterte Sicherheitsfunktionen bieten soll. Der Relaunch des bekanntesten Produkts aus dem Portfolio sei „ein wichtiger Meilenstein in der Strategie des Unternehmens, das Wachstum im SMB-Geschäft weiter zu beschleunigen“, teilten die Göppinger kürzlich mit. Die neue Version von „Teamviewer Remote“, die auf einen Web-First-Ansatz setzt, soll das Potenzial für Cross- und Upselling im Firmenkundenbereich steigern.

Guidance im Blick

Für mehr Wachstum soll auch eine neue Vertriebsstruktur sorgen. Für Vertriebspartner hat Teamviewer das neue globale Partnerprogramm „TeamUp“ eingeführt, das unter anderem Vertriebsschulungen und den Aufbau eines weltweit einheitlichen Partnerportals umfasst. Einen noch weitreichenderen Umbau erfährt die Vertriebsorganisation in Amerika, wo zuletzt neben dem schwierigen makroökonomischen Umfeld auch langwierige Beschaffungszyklen insbesondere das Enterprise-Geschäft belasteten. Der bisherige Chief of Staff & Strategy, Georg Beyschlag, wurde zum President Americas ernannt. Zudem hat Teamviewer ein neues Vertriebszentrum in Mexiko eröffnet, um die Expansion nach Lateinamerika voranzutreiben.

Bei der Erreichung der für 2023 ausgerufenen Guidance sieht Teamviewer sich auf Kurs – wobei die Prognose bei Veröffentlichung von manchen Marktbeobachtern als wenig ambitioniert kritisiert wurde. Auf Basis eines Euro-Dollar-Wechselkurses von 1,05 hatte Teamviewer für das laufende Geschäftsjahr einen Umsatz zwischen 620 und 645 Mill. Euro ausgerufen, ein Plus von 10 bis 14% im Vergleich zu 2022. Für das erste Quartal steht ein Umsatzplus von 13% auf 151 Mill. Euro zu Buche. Die bereinigte Ebitda-Marge, die im Gesamtjahr rund 40% erreichen soll, legte um 2 Prozentpunkte auf 42% zu. Als Gründe dafür nannten die Göppinger operative Kosteneinsparungen, geringere Forderungsausfälle und positive Währungseffekte. Der Vorstand erwartet allerdings für die verbleibenden Quartale „Nachholeffekte bei der Entwicklung der laufenden operativen Kosten“.

Keine Neuigkeiten gibt es zu einer möglichen Beendigung des teuren Sportsponsorings bei Manchester United. Ein Ende würde enormes Margenpotenzial freisetzen. Doch bis ein neuer Sponsor gefunden ist, muss Teamviewer den Vertrag erfüllen.