Private Equity

Techem geht für 6,7 Mrd. Euro an TPG-Klimafonds

Techem wird an den US-Impact-Fonds TPG Rise Climate verkauft. Es ist mit fast 7 Mrd. Euro Volumen der drittgrößte Leveraged Buyout, den es in Deutschland je gab. Mit dabei ist Geld aus Saudi-Arabien.

Techem geht für 6,7 Mrd. Euro an TPG-Klimafonds

Techem geht für 6,7 Mrd. Euro an TPG-Klimafonds

Heizkostenabrechner nach monatelangen Verhandlungen verkauft – Finanzinvestor agiert mit Staatsfonds GIC aus Singapur und Geld aus Saudi-Arabien

Der Heizkostenabrechnungskonzern Techem wird an den US-Impact-Fonds TPG Rise Climate und den Staatsfonds GIC aus Singapur verkauft. Partners Group verdient gut dabei. Es ist mit fast 7 Mrd. Euro Volumen der drittgrößte Leveraged Buyout, den es in Deutschland je gab. Mit dabei ist Geld aus Saudi-Arabien.

cru Frankfurt

Es hat mehr als ein Jahr gedauert, aber jetzt ist der Milliardendeal reif. Der Heizkostenabrechnungskonzern Techem bekommt neue Eigentümer. Das Unternehmen aus Eschborn wird für 6,7 Mrd. Euro inklusive rund 2,4 Mrd. Euro Schulden mehrheitlich an den amerikanischen Impact-Fonds TPG Rise Climate verkauft. Als weiteren Investor hat TPG den Staatsfonds GIC aus Singapur an der Seite. Die genauen Anteilsverhältnisse wurden nicht bekannt gegeben.

Partners Group steigt aus

Verkäufer von Techem ist der Assetmanager Partners Group, der 59% der Anteile hielt. Die Schweizer hatten Techem 2018 zusammen mit zwei kanadischen Pensionsfonds für 4,6 Mrd. Euro übernommen, die jetzt ebenfalls ihre Anteile veräußern. Der Private-Equity-Chef der Partners Group, der ehemalige Bosch-Manager Wolf Scheider, erklärt die lange Dauer der Verhandlungen über den Deal mit dem makroökonomischen Umfeld: „Das war Ende vergangenen Jahres noch gänzlich anders als jetzt“, sagt Scheider. Vor allem die bevorstehenden Zinssenkungen dürften dazu beigetragen haben, dass sich die beiden Verhandlungsparteien jetzt doch noch auf einen Preis einigen konnten. Zur langen Dauer hatten zudem neue regulatorische Hürden wie die Foreign Subsidies Regulation der EU beigetragen.

Daneben mussten zudem die erforderlichen Genehmigungen im Rahmen der üblichen Fusionskontrolle und des Außenwirtschaftsgesetzes eingeholt werden, was aber offenbar kein größeres Problem darstellte. Zu den größeren Geldgebern des 2022 gestarteten TPG Rise Climate Fonds, dessen Gesamtvolumen bei 7,2 Mrd. Dollar liegt, gehört unter anderem das Königreich Saudi-Arabien mit 1,5 Mrd. Dollar.

Lazard als Berater

Federführend betreut wird der Deal von TPG-Manager Ed Beckley und Jörg Metzner in London. Beraten wurden TPG und der Staatsfonds GIC, der auch am Industriegasekonzern Messer beteiligt ist, von den Investmentbankern von Lazard. Die Techem-Transaktion ist der drittgrößte Leveraged Buyout, den es in Deutschland je gab. Und es ist nach der Übernahme des Windparkbetreibers Encavis durch KKR und Viessmann sowie dem Kauf der Siemens-Großmotorensparte Innomotics durch den US-Finanzinvestor KPS Capital Partners der dritte größere Private-Equity-Milliardendeal in Deutschland in diesem Jahr.

Kreditlaufzeiten verlängert

Zeitweise war im September noch über einen alternativ möglichen Börsengang von Techem spekuliert worden. Techem, die hoch verschuldet ist, hatte sich im April mit einer Milliarden-Refinanzierung fit für den geplanten Verkauf gemacht. „Mit der Refinanzierung haben wir unsere Kapitalstruktur verjüngt, das heißt die Laufzeiten um vier Jahre bis 2029 verlängert“, sagte Finanzvorstand Carsten Sürig der Börsen-Zeitung. Insgesamt hat Techem 2,4 Mrd. Euro Schulden. Nach der Refinanzierung von gut 2,3 Mrd. Euro ist der Zinsaufwand trotz der allgemein kräftig gestiegenen Zinsen nur von 120 Mill. auf 190 Mill. Euro gewachsen. Die Ratings von S&P, Moody´s und Fitch verharren alle drei unverändert bei „B“.

Partners Group hatte – im Verbund mit den Miteigentümern Pensionsfonds Caisse de dépôt et placement du Québec und Ontario Teachers‘ Pension Plan – Techem schon vor einem Jahr ins Schaufenster gestellt. Der 2018 von Partners Group gezahlte Kaufpreis für Techem von 4,6 Mrd. Euro wurde in Höhe von 2,8 Mrd. Euro durch Fremdkapital finanziert. Das impliziert einen Eigenkapitalanteil – im Fachjargon „Equity Contribution“ – von 1,8 Mrd. Euro. „Während die Höhe des Fremdkapitals ungefähr auf dem gleichen Niveau geblieben ist, hat Techem das Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) seitdem beachtlich steigern können“, sagte Finanzvorstand Sürig. Der Verschuldungsgrad ist seit 2018 vom Siebenfachen auf das Fünffache des Ebitda gesunken.

Stau löst sich auf

Dass der Techem-Deal nun über die Bühne geht, ist ein weiteres Anzeichen dafür, dass die Schwierigkeiten der Private-Equity-Branche sich mit der Aussicht auf wieder sinkende Zinsen vermindern. Am schlimmsten war es im vergangenen Jahr. Der Wert der Deals, bei denen Portfoliofirmen weiterverkauft wurden – „Exit“ genannt – sank um fast die Hälfte. Weltweit sitzen Private-Equity-Firmen laut Bain auf 28.000 Unternehmen im Wert von 3 Bill. Dollar fest. Beim Fundraising sah es nicht besser aus: Es wurden 38% weniger Buy-out-Fonds geschlossen. Der Markt war ins Stocken geraten. Ursache dafür war der drastische und rasche Anstieg der Zentralbankzinsen, der Investoren veranlasste, die Pause-Taste zu drücken. Inzwischen haben sich die Zinssätze stabilisiert, oder sie sinken.

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