Tele Columbus erhält Finanzspritze von 100 Mill. Euro
Tele Columbus erhält Finanzspritze von 100 Mill. Euro
Kabelnetzbetreiber kämpft mit erdrückender Schuldenlast
hei Frankfurt
Der hochverschuldete Kabelnetzbetreiber Tele Columbus hat einer Mitteilung zufolge "verbindliche Zusagen" für zusätzliches Kapital von 100 Mill. Euro erhalten, um die "Wachstumsstrategie durch Umstellung auf ein hoch ausgelastetes Glasfasernetz fortzusetzen. Die Darlehen würden von einer Tochtergesellschaft des Hauptaktionärs zur Verfügung gestellt. Haupteigentümer mit 94% der Anteile ist der Finanzinvestor Morgan Stanley Infrastructure, der bei der Übernahme bereits 75 Mill. Euro im Rahmen einer Kapitalerhöhung in Tele Columbus gesteckt hatte. Die "indirekte" Gesellschaft sei grundsätzlich zu weiteren Investitionen bereit, heißt es außerdem.
Kundenschwund bei TV-Verträgen
Tele Columbus hatte zuvor bereits Ende August über einen Gesellschafterdarlehensvertrag mit einem verbundenen Unternehmen ihres Haupteigentümers berichtet und ohne weitere Details zu nennen darauf hingewiesen, die frischen Mittel dienten der Finanzierung des mit Vorlage des Konzernergebnisses im zweiten Quartal 2023 kommunizierten und erwarteten Liquiditätsbedarfs der Gruppe bis Ende 2023. Das Berliner Unternehmen hat mit Kundenschwund bei TV-Verträgen zu kämpfen und hat deshalb auch Erlösdruck. Die Einnahmen sanken im ersten Halbjahr um 1,2% auf 221 Mill. Euro, das sogenannte normalisierte operative Ergebnis (normalisiertes Ebitda) sackte mit 5% auf 92,8 Mill. Euro deutlicher ab. Problematisch ist allerdings vor allem die erheblich gestiegene Zinslast von 33,4 (25,4) Mill. Euro, die die Liquiditätsreserven dahinschmelzen ließ.
Ein "CCC" von S&P
Der Kabelnetzbetreiber ächzt unter einer Schuldenlast von 1,12 Mrd. Euro. Die Ratingagentur S&P hatte ihre Bewertung im Juni auf "CCC" gesenkt und vor einem erhöhten Ausfallrisiko der Verbindlichkeiten der Gruppe gewarnt. Die Experten rechnen im laufenden Jahr mit einer schwachen operativen Performance, bei der die Ebitda-Marge weiter unter Druck kommen dürfte, so dass der bereinigte Verschuldungsgrad das 8-Fache des operativen Ergebnisses erreichen dürfte. Verbindlichkeiten in dieser Höhe gelten selbst für eine Kabelgesellschaft als nicht tragbar.
Tele Columbus hatte über Jahre keine ausreichenden finanziellen Mittel, um ihre Koaxialnetze aufzurüsten. Nun verlangen insbesondere immer mehr Wohnungsgesellschaften eine zukunftsfeste Glasfaserinfrastruktur. CEO Markus Oswald spricht daher im Zusammenhang mit der Finanzierungszusage über "ein klares Signal an unsere Partner in der Wohnungswirtschaft". Das Unternehmen will über einen Zeitraum von zehn Jahren 2 Mrd. Euro investieren. Der marginalisierte Streubesitz hat derweil das Vertrauen in den Penny Stock verloren. Die Tele-Columbus-Aktie hat nach einem Kurssturz Anfang Mai seit Jahresbeginn nunmehr drei Viertel an Wert eingebüßt. Die Marktkapitalisierung liegt noch bei kümmerlichen 175 Mill. Euro.