Telecom-Italia-Gewinn bricht abrupt ein

Rückstellung für drohende Kartellstrafen belastet

Telecom-Italia-Gewinn bricht abrupt ein

tkb Mailand – Der konsolidierte Nettogewinn von Telecom Italia ist im ersten Halbjahr von 553 Mill. Euro auf 29 Mill. zurückgegangen. Im ersten Quartal wurde noch ein Gewinn von 80 Mill. Euro geschrieben. Dies bedeutet, dass das zweite Quartal mit Verlust abschloss. Der Konzern veröffentlichte keine separaten Zahlen des zweiten Quartals, ließ aber in einer Unternehmensmitteilung wissen, dass der Umsatz am Heimatmarkt im Zeitraum April bis Juni um 113 Mill. Euro zugenommen habe und sich die Schulden gegenüber dem Vorquartal um 438 Mill. auf 26,9 Mrd. Euro verringerten.Konzernchef Marco Patuano sagte in einer Telefonkonferenz, dass er eine Belebung in der zweiten Jahreshälfte, sowohl in Italien als auch in Brasilien, erwartet. Der jüngst bekannt gegebene Zusammenschluss zwischen dem dritt- und dem viertgrößten Mobilfunkbetreiber des Landes, Wind und 3 Italia, werde zweifellos eine Verbesserung der Margen im Mobilfunksektor zur Folge haben. NetzausbauAuch verwies Patuano auf die im ersten Halbjahr um über 400 Mill. auf 2,1 Mrd. Euro gestiegenen Investitionen in den Ausbau des Super-Breitband-Netzes. Telecom Italia hat in den letzten Tagen Vereinbarungen mit mehreren TV-Gesellschaften wie Sky (Murdoch), Mediaset (Berlusconi) und dem US-Konzern Netflix getroffen, um deren Inhalte zu übertragen. Netflix wird im Herbst auf den Markt kommen. Die Regierung hat grünes Licht für einen Investitionsplan von 12 Mrd. Euro gegeben und ab sofort 2,2 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt, um das Breitbandnetz auszubauen und zu modernisieren. Insgesamt will die Regierung den Investitionsplan mit 7 Mrd. Euro finanzieren, die restlichen 5 Mrd. Euro sollen von privaten Investoren bezahlt werden. Unter BeobachtungDie EU-Kommission hat Italien bereits gewarnt, weil das Land mit dem Ausbau des Breitbandnetzes im Verzug sei. Telecom Italia hat laut der Kontrollbehörde Agcom einen Marktanteil von 32,4 % der insgesamt 93,2 Millionen Mobilfunk-Nutzer, gefolgt von Vodafone (27 %), Wind (22,9 %) und 3 Italia (10,6 %).Ausschlaggebend für den Gewinneinbruch war eine Rückstellung von 400 Mill. Euro für die drohenden Kartellstrafen von 4 Mrd. Euro. Analysten hatten mit weniger bilanzieller Vorsorge dafür gerechnet. Dem einstigen Staatsmonopolisten wird der Missbrauch seiner Marktstellung vorgeworfen. Ohne den Sondereffekt wäre ein Gewinn von 650 Mill. Euro verzeichnet worden, meinte CEO Patuano.Der Umsatz fiel im ersten Halbjahr um 3,3 % auf 10,1 Mrd. Euro zurück. Sowohl die Umsatzentwicklung am Inlandsmarkt wie auch in Brasilien verlief rückläufig. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank im Jahresvergleich um 16 % auf 3,63 Mrd. Euro. Analysten erwarteten ein Ebitda von 3,77 Mrd. Euro. Auf dem Heimatmarkt hat sich der Rückgang des Ebitda im zweiten Quartal von 4,8 % auf 2,7 % verlangsamt. Das Betriebsergebnis (Ebit) hat sich im Jahresvergleich von 2,2 Mrd. auf 1,78 Mrd. Euro verringert.Die Aktie von Telecom Italia hat in den vergangenen sechs Monaten um 27 % zugelegt und übertraf den Branchenindex Stoxx 600 Telecommunications Europe, der um 9 % zulegte. Ausschlaggebend für die Kursgewinne war unter anderem die erwartete Konsolidierung am Mobilfunkmarkt.