Telefónica nennt Banken für Milliarden-IPO

Tochtergesellschaft Telxius soll noch im Juli kommen - Spanischer Telekomkonzern wagt ersten großen Wurf mit Infrastruktureinheit

Telefónica nennt Banken für Milliarden-IPO

Als erster europäischer Telekom-Konzern will die spanische Telefónica ihre kürzlich gegründete Infrastruktureinheit Telxius an die Börse führen. Ein internationales Bankenkonsortium soll die Emission begleiten, deren Volumen in Finanzkreisen auf 4 Mrd. bis 6 Mrd. Euro geschätzt wird.hei/ths Madrid/Frankfurt – Die spanische Telefónica ist bereit für den Börsengang von Telxius. In der neu gegründeten Tochtergesellschaft wurden Telefonmasten, Unterseekabel und andere Infrastrukturen untergebracht. Der Telekomkonzern hat die spanischen Banken BBVA und Caixabank, die mit rund 5 % zu den Hauptaktionären von Telefónica gehören, neben Goldman Sachs und J.P. Morgan zu Konsortialführern für das geplante IPO ernannt. BNP Paribas, HSBC, Banco Santander, Citigroup und UBS sind außerdem als Joint Bookrunner benannt worden.Der neue Vorstandschef José María Alvarez-Pallete hatte auf seiner ersten Hauptversammlung als Vorsitzender von Telefónica vor zwei Wochen einen Börsengang von Telxius in Aussicht gestellt. An den Details wird jedoch noch gearbeitet. Diverse Schätzungen beziffern den Wert der Infrastrukturtochter auf 3,75 Mrd. bis 6,25 Mrd. Euro, und es wird erwartet, dass Telefónica 40 % verkaufen möchte. Der Erlös soll zur Reduzierung des Schuldenbergs von rund 50 Mrd. Euro beitragen. Ursprünglich hatten die Spanier für die Minderung ihrer Verbindlichkeiten auf den Verkauf ihrer britischen Tochter O2 an Hutchison Whampoa aus Hongkong gebaut, doch die Europäische Kommission hatte das Geschäft kurz vor der Hauptversammlung aus Wettbewerbsgründen untersagt. Nächster Börsenkandidat O2Der Börsengang von Telxius ist daher eine der Alternativen, während Telefónica nun überlegt, ob sie O2 an einen anderen Investor verkaufen kann oder ebenfalls an der Börse platziert. Das Ziel ist weiterhin, die Verschuldung vom 3-Fachen des Ebitda mittelfristig auf das 2,35-Fache zu senken, ohne dass dabei die in der Branche vergleichsweise großzügige Dividendenpolitik in Mitleidenschaft gezogen wird.Spanische Medien gehen davon aus, dass das IPO von Telxius schon im Juli vollzogen werden könnte. Doch die endgültige Entscheidung hängt von der Situation an den derzeit sehr volatilen Märkten ab. Die drei bislang wichtigsten Börsengänge auf dem Madrider Parkett in diesem Jahr, das Fast-Food-Unternehmen Telepizza, der Betreiber von Vergnügungsparks Parques Reunidos und der Automobilzulieferer Dominion, haben die Erwartungen deutlich enttäuscht.In die im Februar gegründete Telxius hat Telefónica zunächst 15 000 Funktürme in Spanien und anderen Ländern sowie 31 000 Kilometer Glasfaser eingebracht, darunter auch die wichtigen Kabelverbindungen zwischen den USA und Lateinamerika. Später könnten weitere Assets hinzukommen. Dabei ist das Management in Madrid nicht das erste, das auf diese Idee verfiel. So hat die hierzulande von der Tochter Telefónica Deutschland übernommene E-Plus bereits im Jahr 2012 mehr als 1 000 Funkmasten verkauft, weil die damals klamme Mutter KPN Geld eintreiben musste. Die Türme brachten damals 393 Mill. Euro. Auch die Deutsche Telekom hatte bereits 2007 unter der Führung von René Obermann einen Versuch gemacht, sich von Funktürmen in Deutschland und den USA zu trennen, und war dabei auf breites Interesse gestoßen. Dennoch wurde der Verkauf damals wieder abgeblasen, weil mit den potenziellen Investoren keine Einigung herbeigeführt werden konnte. Hohe KapitalbindungDie Infrastruktur-Assets stellen eine hohe Kapitalbindung für die Telekomkonzerne da, zugleich muss stetig in neue Technik rund um das Netz investiert werden. Für die Unternehmen kommt daher nur die Trennung von der sogenannten passiven Infrastruktur – wie Funkmasten und Kabel – in Betracht, während die neueste Netztechnik und Wartung ihrer Kontrolle unterliegen sollen.Die passive Infrastruktur gilt als sehr wertbeständig und rentabel. In den USA ist ihre Auslagerung in eigenständige Unternehmen gängige Praxis. Die beiden Marktführer American Tower – Käufer der E-Plus-Funktürme – und Crown Castle sind beide milliardenschwere Börsenwerte. Während ein Umsatzwachstum bei den Unternehmen in der Regel von Zukäufen abhängt, werfen sie operative Margen von rund 15 % jährlich ab, die ohne weitere größere Abzüge außer Steuern in den Nettogewinn münden. Das simple Geschäftsmodell basiert auf stabilen Mieteinnahmen und geringen Kosten.