Telefónica versilbert ihre Funktürme

Mit dem Erlös des Verkaufs an American Tower von 3,5 Mrd. Euro wird der hohe Schuldenberg reduziert

Telefónica versilbert ihre Funktürme

Der US-Konzern wird durch den Kauf von knapp 31000 Mobilfunkstationen auf einen Schlag zu einem ernsthaften Wettbewerber auf dem europäischen Markt. Dafür zahlt American Tower einen hohen Preis, was wiederum den Aktienkurs von Telefónica beflügelte. In Deutschland werden neue Türme gebaut.ths Madrid – Bis vor kurzem hatte Telefónica noch laut über einen Börsengang ihrer Tochter Telxius nachgedacht, so wie ihn der britische Mitbewerber Vodafone derzeit angeht. Daher kam die Ankündigung des Verkaufs von 30 700 Funkmasten an die American Tower Corporation (ATC) am Montag etwas überraschend. Doch die Analysten waren sich schnell einig, dass der spanische Telekomkonzern mit 7,7 Mrd. Euro einen ausgezeichneten Preis für die Infrastruktur-Aktiva erzielt hat. Die Aktie legte am Vormittag um bis zu 10 % zu. Die beiden anderen Anteilhaber an Telxius, der Finanzinvestor KKR mit 40 % und ein Fonds von Inditex-Gründer Amancio Ortega mit 10 %, können sich ebenfalls über üppige Zugewinne freuen.Der Großteil der 30 700 Masten befinden sich in Spanien und Deutschland, wo Telxius erst vor kurzem 10 000 Masten der deutschen Tochter von Telefónica erworben hatte. Die Aktiva von Telxius in Brasilien, Argentinien, Chile und Peru werden in einem getrennten Paket an ATC veräußert. Der Konzern aus Massachusetts ist mit über 180 000 Mobilfunkstationen in 20 Ländern einer der Weltmarktführer. Doch in Europa hatten sich die US-Amerikaner bislang zurückgehalten, abgesehen von rund 5 000 Stationen in Frankreich und Deutschland.Nun rückt ATC der spanischen Cellnex auf die Pelle, die durch massive Zukäufe in den letzten Jahren zum größten Anbieter von Mobilfunkinfrastruktur in Europa nach Vodafone avanciert ist. Mit der derzeit laufenden Übernahme von 24 000 Funktürmen von Hutchison Whampoa aus Hongkong kommt Cellnex auf fast 100 000 Stationen. Jedoch hatten die Spanier im Rennen um die Masten von Telxius das Nachsehen. ATC kündigte an, 500 Mill. Dollar in den Bau von 3 300 Funktürmen in Deutschland und Brasilien zu investieren. Die Operation mit Telefónica verschafft ATC “die kritische Masse, die eine größere Konkurrenz mit Cellnex bei der Expansion durch M&A ermöglicht”, kommentierte Angel Pérez Llamazares vom Madrider Broker Renta 4. Unter enormem DruckBei Anlegern sind Funktürme sehr beliebt, da sie in schwierigen Zeiten eine solide und recht sichere Rendite versprechen. Die klassischen Telekommunikationskonzerne trennen sich derweil von den Aktiva, da sie allein deren Wert nicht ausreichend schöpfen können. Für Telefónica gab es zwei gute Gründe für das Geschäft: der attraktive Preis und der enorme Druck wegen des Schuldenbergs von 36,7 Mrd. Euro. Die Ratingagentur Standard & Poor’s hatte die Anleihen der Spanier im Herbst auf eine Stufe vor Junk herabgestuft. Obwohl Fitch und Moody’s dem Schritt nicht folgten, war Telefónica zum Handeln gezwungen. Zumal die geplante Veräußerung der Aktiva in Lateinamerika, mit Ausnahme von Brasilien, kaum vorankommt.Mit dem Verkauf der Funkmasten von Telxius streicht Telefónica einen Zugewinn von 3,5 Mrd. Euro ein. Einschließlich der Schulden der Aktiva kann der Konzern seine Verbindlichkeiten nach eigenen Angaben um 4,6 Mrd. Euro reduzieren, einem 0,3-fachen des Ebitda auf dann das 2,47-fache. ATC zahlt für die Funktürme mehr als das 30-fache des erwarteten Betriebsgewinns. Der Vorsitzende von Telefónica, José María Alvarez-Pallete, sprach von einer “strategisch sinnvollen Operation”, zumal ATC der wichtigste Partner der Spanier bei der Anmietung von Funkmasten ist. Die Verträge mit den verkauften Stationen laufen weiter. Nun wolle man sich auf die Fusion der britischen Tochter mit Virgin Media, den Kauf von Aktiva des brasilianischen Mobilfunkbetreibers Oi sowie den weiteren Abbau der Schulden konzentrieren, sagte der Telefónica-Chef.