Telefónica will tschechische Tochter verstoßen

Bewertung von 3 Mrd. Euro in der Diskussion - Spanier bestätigen Verhandlungen mit Milliardär Kellner

Telefónica will tschechische Tochter verstoßen

ths/wb Madrid/Frankfurt – Telefónica verhandelt mit der PPF-Gruppe des tschechischen Unternehmers und Milliardärs Petr Kellner über einen Verkauf ihrer Tochter Telefónica Czech Republic, wie das Unternehmen in einer Pflichtmitteilung an die Madrider Börsenaufsicht bestätigt hat. Das Ergebnis und die Bedingungen eines möglichen Deals seien aber noch offen, heißt es in dem Kommuniqué. Die Spanier setzen offenbar auf Goldman Sachs und Société Générale als beratende Investmentbanken.Angaben zur Bewertung gibt es nicht. Analysten schätzen, dass der Verkauf des Anteils von 69 % rund 2,7 Mrd. Euro einbringen könnte. Dies entspricht dem Marktwert. Inklusive Schulden könnte die Bewertung einem Vielfachen des operativen Ergebnisses (Ebitda) von 6 entsprechen, wie die Analysten von Banco de Sabadell ausgerechnet haben. Seit 2005 in Prag investiertDer tschechische Markt gilt für Bieter von jenseits der Grenzen derzeit als wenig attraktiv. Und Deutsche Telekom oder Vodafone dürften kaum die erforderlichen Genehmigungen erhalten. Die europäischen Behörden drücken die Preise für Telekomdienstleistungen und wollen für mehr Wettbewerb sorgen. Der Regulierer in Prag möchte Konkurrenten in den Markt holen, um den Wettbewerb zu beleben.Die 2005 übernommene Tochtergesellschaft hat 6,5 Millionen Mobilfunk- und 1,4 Millionen Festnetzkunden in Tschechien und der Slowakei. Der Umsatz war im ersten Halbjahr jedoch erneut gesunken. “Der Verkauf ist sinnvoll, da es sich nicht um ein strategisch wichtiges Geschäftsfeld handelt und man bereits vorher schon einmal über diesen Schritt nachgedacht hatte”, kommentiert der spanische Broker Ahorro Corporación in einer Bewertung.Die Spanier sind dabei, sich von als nicht mehr strategisch geltenden Aktivitäten zu trennen, um so den hohen Schuldenberg abzubauen und gleichzeitig ihre Position in den Kernmärkten, wie Deutschland, Italien und Brasilien, zu stärken. Seit Sommer vergangenen Jahres hat Telefónica die Verbindlichkeiten, die sich im Zuge ihrer rasanten Auslandsexpansion im vergangenen Jahrzehnt angehäuft hatten, um 10 Mrd. Euro reduziert, unter anderem mit dem Börsengang ihrer Deutschland-Tochter, der Veräußerung von Anteilen an China Unicom, der Callcenter-Sparte Atento oder zuletzt den Verkäufen des Irland-Geschäfts an Hutchison Whampoa aus Hongkong für 850 Mill. Euro und 40 % der Anteile an den Gesellschaften in Mittelamerika. Außerdem wurden eigene Aktien für knapp 1 Mrd. Euro platziert. In der Sparbüchse stecken noch 5 % an China Unicom. Unter der SchuldenknuteInfolge der Transaktionen sind die Schulden per Ende Juni auf 48,6 Mrd. Euro zurückgegangen. Ziel für 2013 ist, die Verbindlichkeiten auf 47 Mrd. Euro zu senken, was durch den Verkauf in Tschechien erreicht werden könnte. Konzernchef César Alierta hatte angekündigt, dass Telefónica trotz der hohen Schulden ihre Position auf den wichtigsten Märkten stärken will. Dazu zählt die Übernahme der KPN-Tochter E-Plus in Deutschland für rund 8 Mrd. Euro, mit der die Spanier hierzulande zur Deutschen Telekom und zu Vodafone aufschließen wollen. Um trotz der drückenden Schulden flexibel zu bleiben, hatte Telefónica ihre deutsche Tochter mit der Marke O2 2012 an die Frankfurter die Börse geführt – damit kann deren Aktie als Akquisitionswährung für den Kauf von E-Plus genutzt werden. Zuletzt hat Telefónica auch ihren indirekten Anteil an Telecom Italia aufgestockt, indem man den Anteil an der Holding, die 22,4 % in Rom hält, erhöhte. Dies geschah auch mit Blick auf die Mobilfunktochter der Italiener in Brasilien, dem mittlerweile größten Markt für Telefónica. Es wird erwartet, dass die hoch verschuldete Telecom Italia das Brasilien-Geschäft veräußern wird, wovon die Spanier dann profitieren könnten. In Kolumbien hatte Telefónica Börsenpläne für ihre Beteiligung auf Eis gelegt.Telefónica hatte 2005 den Einstieg in Tschechien auf Pump finanziert. Für die Übernahme von 51,5 % an Cesky Telecom, die sich noch in Händen des tschechischen Staates befand, sowie zur Refinanzierung nahm Telefónica einen syndizierten Kredit über 6 Mrd. Euro auf. Mit ihrem Gebot von 2,75 Mrd. Euro hatte sie die übrigen Mitbewerber ausgestochen. Der Anteil wurde später für 917 Mill. Euro auf 69 % aufgestockt.