Messenger-Dienst

Telegram-Chef verspricht Besserung bei Moderation

Der Gründer und CEO des Messengerdienstes Telegram, Pawel Durow, hat sich erstmals nach seiner Festnahme in Paris geäußert und gelobt, künftig besser gegen den Missbrauch seiner Plattform vorzugehen. Auf seiner englischsprachigen Website weist das Unternehmen mittlerweile auf eine Meldefunktion hin.

Telegram-Chef verspricht Besserung bei Moderation

Telegram will Moderation verbessern

Messengerdienst verweist jetzt auf Funktion zur Meldung illegaler Inhalte – Zahlende Nutzer seit Jahresbeginn verdoppelt

Der Gründer und CEO des Messengerdienstes Telegram, Pawel Durow, hat sich erstmals nach seiner Festnahme in Paris geäußert und gelobt, künftig besser gegen den Missbrauch seiner Plattform vorzugehen. Auf seiner englischsprachigen Website weist die Firma mittlerweile auf eine Funktion zur Meldung illegaler Inhalte hin.

kro Frankfurt

Der Ende August in Frankreich festgenommene Gründer und CEO von Telegram, Pawel Durow, nimmt die Moderation der auf seinem Messengerdienst verbreiteten Inhalte nun offenbar doch etwas stärker in den Blick. In einer auf Telegram veröffentlichten Stellungnahme schrieb der 39-Jährige, dass es sich bei seiner Plattform zwar nicht, wie von einigen Medien behauptet, um „eine Art anarchistisches Paradies“ handele und dass Telegram jeden Tag „Millionen schädliche Beiträge und Kanäle“ entferne. Man höre jedoch „jene Stimmen, die sagen, dass das nicht genug ist“, so Durow.

Zu den Stimmen, die die bisherigen Kontrollmaßnahmen auf Telegram für nicht ausreichend halten, gehört unter anderem die französische Kinderschutzbehörde Ofmin. Sie wirft dem Unternehmen vor, in der Vergangenheit nicht genug gegen Straftaten auf der Plattform vorgegangen zu sein, und hatte den Haftbefehl gegen Durow erlassen. Der Milliardär ist mittlerweile gegen Kaution wieder auf freiem Fuß, darf Frankreich aber nicht verlassen. Ihm zufolge sei es für Kriminelle zuletzt leichter gewesen, den Messengerdienst zu missbrauchen, da die Nutzerzahl von Telegram „abrupt“ auf 950 Millionen gestiegen sei. Durow nennt das auch „Wachstumsschmerzen“.

„Ich habe mir deshalb persönlich zum Ziel gesetzt sicherzustellen, dass wir Dinge in dieser Hinsicht verbessern“, schrieb Durow, dessen Firma es kurz nach seiner Festnahme noch als „absurd“ bezeichnet hatte, den Anbieter einer Plattform für deren Missbrauch verantwortlich zu machen. Es sei bereits ein interner Prozess gestartet worden und demnächst wolle man weitere Details bekannt geben. Am Donnerstag hatte Telegram bereits den Bereich für häufig gestellte Fragen auf seiner englischsprachigen Website geändert und Nutzer darüber informiert, dass sie die Telegram-Moderatoren mit einer Meldefunktion über illegale Inhalte informieren können. Zuvor hieß es noch, dass „alle Telegram-Chats und Gruppenchats privat“ seien und dass Moderationsanfragen nicht bearbeitet würden.

Wenig Kooperation mit Behörden

Telegram mit Sitz in Dubai wurde von Durow und seinem Bruder Nikolai im Jahr 2013 gegründet. Mit knapp 1 Milliarde Nutzer stellt die App heute einen der weltweit beliebtesten Messengerdienste, neben Whatsapp, Wechat und dem Facebook-Messenger. Durow will die App als Ort der Meinungsfreiheit verstanden wissen, der Nutzer in autoritär geführten Ländern zugleich vor dem Zugriff des Staates schützt. In der Konsequenz wurden geteilte Inhalte bislang vergleichsweise wenig kontrolliert und der Betreiber weigert sich immer wieder, Nutzerdaten zu Kriminalitätsermittlungszwecken an zuständige Behörden weiterzugeben. In Ländern wie Russland oder dem Iran sei man deswegen auch schon gesperrt worden, wie Durow in seiner Stellungnahme erklärte. Kritiker weisen jedoch regelmäßig darauf hin, dass die Plattform durch die mangelnde Kooperation mit den Behörden eben auch Straftaten wie Kindesmissbrauch, Drogenhandel oder Geldwäsche ermögliche und Hasskriminalität Vorschub leiste.

Durow hatte, ungeachtet der Vorwürfe, im März öffentlich einen Börsengang für Telegram ins Auge gefasst und erklärt, dass die App mittlerweile „Hunderte Millionen Dollar Umsatz“ macht und spätestens 2025 profitabel sein soll. Laut einer jüngsten Recherche der „Financial Times“ lag der Umsatz im Jahr 2023 bei gut 340 Mill. Dollar, während sich der operative Verlust auf 108 Mill. Dollar belief.

Die Einnahmen speisen sich bei dem Messenger unter anderem aus dem Verkauf von Kryptodienstleistungen, Werbeanzeigen und einem im Juni 2022 gestarteten Premium-Abo, das offenbar gut ankommt: Wo Durow im Januar dieses Jahres auf der Kurznachrichtenplattform X noch 5 Millionen zahlende Nutzer vermeldet hatte, berichtete er nun von 10 Millionen zahlenden Nutzern.

Vor dem Hintergrund seiner zeitweisen Festnahme und einem von der französischen Justiz eingeleiteten Ermittlungsverfahren zweifelten Beobachter zuletzt allerdings an einer zeitnahen Umsetzung der IPO-Pläne. Zu den Investoren von Telegram zählen unter anderem der Staatsfonds von Abu Dhabi. Als Haupteigentümer gilt aber Pawel Durow selbst.