Telekom bläst der Wind ins Gesicht

Schwacher Dollar bremst - Konzern erhöht Jahresziele nochmals leicht - Toll-Collect-Einigung belastet Ergebnis

Telekom bläst der Wind ins Gesicht

Die Deutsche Telekom ist nach sechs Monaten in allen Kernsegmenten auf Wachstumskurs – außer in der Geschäftskundensparte T-Systems. Auf Basis konstanter Wechselkurse erhöht sie nochmals leicht die Prognose für den operativen Gewinn auf 23,4 Mrd. Euro. Triebfeder bleibt T-Mobile US.hei Frankfurt – Die Deutsche Telekom hat dank der anhaltenden Dynamik bei ihrer Tochter T-Mobile US den Ausblick zum zweiten Mal in diesem Jahr leicht angehoben. Im gesamten Turnus werde nun mit einem bereinigten Betriebsergebnis (Ebitda) von 23,4 Mrd. Euro gerechnet, 200 Mill. Euro mehr, als zu Jahresbeginn in Aussicht gestellt wurden. Allerdings legt der Bonner Konzern seiner Jahresprognose stets konstante Wechselkurse zugrunde. Da das US-Geschäft fast die Hälfte zum Umsatz beiträgt, ist die Telekom von Währungseffekten besonders betroffen. Der scheidende Finanzchef Thomas Dannenfeldt wies darauf hin, dass sich der Dollarkurs im zweiten Quartal gegenüber Vorjahr um rund 10 % zurückgebildet hat. Dies schlug sich in einem um 2,8 % gesunkenen Umsatz von 18,4 Mrd. Euro nieder. Das bereinigte Ebitda trat mit -0,3 % bei 5,93 Mrd. Euro nahezu auf der Stelle. Organisch, also wechselkursbereinigt auf vergleichbarer Basis wären die Konzerneinnahmen um 1,3 % gestiegen. Im bereinigten Ebitda machten sich die Effekte mit 200 Mill. Euro negativ bemerkbar. Ansonsten wäre ein Anstieg von 3,9 % erzielt worden. Beide Kennziffern lagen indes im Rahmen der Erwartungen, so dass die Börse die Ergebnisse unaufgeregt zur Kenntnis nahm. Die T-Aktie oszillierte in einem richtungslosen Handelsumfeld um ihren Vortagesschluss von 14,29 Euro. Dannenfeldt betonte, die Telekom bewege sich in ihrer Performance auf dem beim Kapitalmarkttag im Mai verkündeten mittelfristigen “Ambitionsniveau”, das einen durchschnittlichen jährlichen Umsatzzuwachs von 1 bis 2 % und einen Anstieg des bereinigten Ebitda um 2 bis 4 % vorsieht.Der Free Cash-flow soll jährlich um 10 % steigen. Er kam im Berichtsquartal um 16,4 % auf 1,5 Mrd. Euro voran und lag in den ersten sechs Monaten 14,5 % im Plus bei 2,9 Mrd. Euro. Während der bereinigte Konzernüberschuss von April bis Juni um 3 % auf 1,2 Mrd. Euro zulegte, wurde der tatsächliche Abschluss durch die Einigung mit dem Bund im jahrelangen Streit über die verspätete Einführung der Lkw-Maut belastet. Die Telekom muss für den Vergleich 550 Mill. Euro auf den Tisch legen – wobei die Zahlung allerdings zeitlich gestreckt wird. Der Überschuss fiel deswegen um 43 % auf 495 Mill. Euro.Im laufenden Übernahmeprozess in den USA, wo T-Mobile US den kleineren Wettbewerber Sprint schlucken will, rechnet Dannenfeldt “Ende August mit einem ersten Feedback von den Behörden”. Er gab sich ungebrochen optimistisch, dass der Zusammenschluss im dritten Anlauf gelingt, weil er “für alle Stakeholder, für die Kunden, den Staat, die Shareholder Vorteile bietet”. Auch im Alleingang ist die US-Tochter weiterhin der Motor des Konzerns. Sie gewann “im 21. Quartal in Folge” mehr als eine Million Kunden und zeigte in Dollar solide Zuwächse bei Umsatz (+6,1 %) und operativem Ergebnis (+5,1 %). Der Finanzchef ließ wissen, dass “in der Finanzierung” die Voraussetzungen für den Deal mit Sprint geschaffen seien. Von den Ratingagenturen, die ein Downgrade avisiert hatten, kämen nun stabile Signale.Weniger zuversichtlich klang der Manager im Hinblick auf die Situation in den Niederlanden, wo die Telekom ihre Tochter mit dem Wettbewerber Tele 2 zusammenführen will. Trotz anhaltender Kundengewinne gingen die Erlöse deutlich um fast 15 % zurück, das bereinigte Ebitda profitierte von Kostensenkungen, fiel aber dennoch um 8 %. Dannenfeldt nannte die veränderte Umsatzbuchung nach IFRS 15, aber auch den Wegfall von Roamingentgelten als Gründe. Die EU-Kommission hatte die Prüfung des Zusammenschlussvorhabens kürzlich verlängert, so dass der Telekom eine schmerzhafte Hängepartie droht. Die Niederlande seien jedenfalls “ein sehr schwieriger Markt”, so der Finanzchef. Solide entwickelte sich für die Telekom das Geschäft im Heimatmarkt, wobei vor allem der Mobilfunk eine starke Bastion bleibt. Während der Umsatz in Deutschland insgesamt – bereinigt um die Umstellung auf IFRS 15 – mit +0,5 % ganz leicht anzog und die Serviceeinnahmen ein Plus von 1 % zeigten, kamen diese im Mobilfunk um 2,9 % voran. Ohne Regulierungseffekte wären es sogar 3,9 % gewesen. Die bereinigte Ebitda-Marge im Segment Deutschland konnte dank Sparmaßnahmen um 1 Prozentpunkt gesteigert werden. Europa stabilisiertIm Segment Europa, das seit Anfang 2017 von T-Mobile NL entlastet ist (die Tochter ist seitdem bei Group Development angehängt), erweist sich die Trendwende bei Umsatz und Ergebnis als nachhaltig, auch wenn bisher keine großen Sprünge gemacht wurden. Die Konzernerlöse kamen insgesamt um 1,3 % voran, das bereinigte Ebitda legte unterproportional um 0,6 % zu bzw. zeigte sich damit stabil. Besondere Erfolge erziele die Telekom hier mit ihren MagentaEins-Bündelangeboten, wo der Kundenbestand Ende Juni binnen Jahresfrist um 50 % ausgebaut werden konnte. Der Umsatz mit diesen Konvergenzprodukten stieg im Halbjahr um 60 %.T-Systems, das Sorgenkind der Telekom und das einzige “Segment im Konzern, das noch nicht auf Wachstumskurs ist”, ist laut Dannenfeldt “auf Kurs”. Er verwies insbesondere auf den erfreulichen Auftragseingang, der im Berichtsquartal mit 1,2 Mrd. Euro um 40 % über Vorjahr lag. Im Umsatz konnte der Geschäftskundenbereich, der seit Jahresbeginn unter der Leitung von Adel Al-Saleh steht, davon noch nicht profitieren. Bei leicht rückläufigen Erlösen sackte das bereinigte Ebitda aufgrund von Investitionen in neue Geschäfte um 11 % ab. Die in der Branche vielbeachtete Ebit-Marge fiel um einen ganzen Prozentpunkt auf kümmerliche 1,4 %. Die Telekom hat einen harten Sanierungskurs für die Sparte, die in vielen Jahren Milliarden verbrannt hat, angekündigt, sieht allerdings einer ebenso harten Auseinandersetzung mit den Gewerkschaften entgegen.