Telekom geht mit Rückenwind in US-Fusion

2019 steigt der Gewinn in allen Segmenten - T-Mobile US finanziert sich auch künftig selbst - T-Mobile NL im Schaufenster

Telekom geht mit Rückenwind in US-Fusion

Der Geschäftsplan für die neue T-Mobile US steht unverändert. Es fließe “kein Geld aus Deutschland in die USA” für Investitionen oder die Umsetzung des Zusammenschlusses mit Sprint, betonte Telekom-Lenker Tim Höttges auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens, das in diesem Jahr seinen 25. Geburtstag als Aktiengesellschaft feiert. 2019 gelang der Telekom ein Rekordergebnis mit Zuwächsen in allen Segmenten. Die Börse applaudierte.hei Bonn – Die Deutsche Telekom geht nach einem starken Endspurt 2019 auch im laufenden Jahr von weiteren Zuwächsen aus. Noch ohne die Einbeziehung von Sprint in den Konzern rechnet der Vorstand mit einem Plus von 3 % beim bereinigten operativen Ergebnis vor Abschreibungen und nach Leasingverpflichtungen (bereinigtes Ebitda AL). Es soll ohne Wechselkurseinflüsse bei 25,5 Mrd. Euro landen nach 24,7 Mrd. Euro im Vorjahr. Das bedeutet allerdings zunächst, dass die Gewinndynamik nachlässt, denn 2019 belief sich das Plus auf 7,2 %. Indes stapelt die Telekom zu Jahresbeginn in der Regel tief. In der Vergangenheit hat sie ihre Prognosen regelmäßig im Jahresverlauf angehoben.Triebfeder war dabei in der Regel die US-Tochter, die nach zähem Ringen nun vor der Übernahme des schwächeren Wettbewerbers Sprint steht. Jedoch haben alle Segmente der Telekom im vergangenen Jahr zum Ertragswachstum beigetragen: Das Geschäft außerhalb der USA steigerte die Gewinne insgesamt um 4,7 %. Höttges betonte, der Telekom gelinge die “größte Transaktion”, die jemals ein deutsches Unternehmen in den USA realisiert habe. Er unterstrich die Vorzüge des Landes als “Rechtsstaat mit günstigen Finanzierungsmöglichkeiten”, Kriterien, mit denen sich die Aufstellung der Telekom dies- und jenseits des Atlantiks in der Branche positiv abhebe. Die neue T-Mobile US startet mit 140 Millionen Kunden auf Augenhöhe mit den beiden großen Wettbewerbern Verizon und AT&T und kommt aktuell pro forma auf eine Marktkapitalisierung von rund 120 Mrd. Dollar, in diesem Punkt noch halb so viel wert wie derzeit Verizon. Diese Lücke wolle das Unternehmen “deutlich verkleinern”.Nachdem ein New Yorker Gericht grünes Licht für den Zusammenschluss der Nummer 3 und 4 am US-Markt gegeben hat – ohne weitere Auflagen -, strebt die Telekom das Closing “baldmöglichst” an. Ob der Termin am 1. April zu halten sein wird, ist indes bei noch laufenden Verhandlungen mit den kalifornischen Behörden offen. Finanzvorstand Christian Illek ließ durchblicken, dass eine Verschiebung um mehrere Monate denkbar sei.Was in jedem Fall steht, ist laut Höttges der “Business-Plan” für die neue T-Mobile US. Die Telekom-Tochter hat im Laufe des Genehmigungsprozesses in den USA zusätzliche Investitionszusagen, insbesondere für das 5G-Netz, gemacht. Der Manager verwies jedoch darauf, dass sich auch andere Parameter verändert hätten, und zwar zum besseren. So haben die beiden Unternehmen eine größere Kundenbasis als zum Zeitpunkt der Fusionsvereinbarung angenommen und auch die “Finanzierungskonditionen haben sich nochmals verbessert”, so Höttges. Er ließ keinen Zweifel, dass an der “Selbstfinanzierung” der US-Tochter nicht gerüttelt werde. “Es fließt kein Geld von Deutschland in die USA zur Umsetzung der Transaktion oder für Investitionen.” Auch wenn die Verschuldung der Telekom durch den US-Deal kurzfristig deutlich anschwillt – eine genaue Zahl wollte Illek vor Abschluss nicht nennen – und die Dividende für 2019 wie angekündigt auf 0,60 (0,70) Euro sinkt, versprach der Finanzchef perspektivisch einen erneuten Anstieg der Ausschüttung. Die Telekom gehe mit T-Mobile US gestärkt in den Wettbewerb, dies werde sich unterm Strich dann auch bemerkbar machen. Die Botschaft machte den Anlegern Mut. Sie stuften die T-Aktie in der Spitze um 5 % höher. Kasse gut gefülltVorläufig ist die Kasse der Telekom gut gefüllt. Der Free Cash-flow AL kletterte 2019 um 16 % auf 7 Mrd. Euro. Für den laufenden Turnus plant die Telekom mit 8 Mrd. Euro. Dabei sollen zugleich weltweit 15 Mrd. Euro investiert werden, 5 Mrd. Euro in Deutschland. Maßstab für die Dividende ist allerdings offiziell nicht mehr der freie Mittelzufluss, sondern das bereinigte Ergebnis je Aktie, das 2019 um 8,3 % auf 1,04 Euro zugelegt hat. Der bereinigte Konzernüberschuss kam mit +8,9% etwas stärker voran auf 3,87 Mrd. Euro.Der starke Endspurt hat die Nettofinanzverbindlichkeiten des Konzerns gegenüber dem Ende des dritten Quartals um rund 2 Mrd Euro auf 76 Mrd. Euro bzw. 58,2 Mrd. Euro after Leases eingedämmt. Im Schlussquartal hat die Telekom ihr Umsatzwachstum mit +5,4 % auf 21,4 Mrd. Euro beschleunigt. Das bereinigte Konzern-Ebitda AL kletterte um 8,2 % auf 6,03 Mrd. Euro. Erstmals seit langem sind die restlichen Aktivitäten der Telekom sogar schneller im Ertrag gewachsen als die USA, so dass ohne das Segment ein Plus von 9,3 % auf 3,32 Mrd. Euro in den anderen Geschäftsfeldern gezeigt wird. Der Ertragssprung des Konzerns im vierten Quartal geht laut Illek insgesamt zu 17 % auf Wechselkurseffekte zurück. Mit 4 % schlug die Konsolidierung von Tele2 in Holland zu Buche.Im Segment Deutschland erhöhten sich die Service-Einnahmen im Schlussquartal um 1 %, getrieben erneut von der Stärke des Mobilfunks, aber auch von Marktanteilsgewinnen im Breitbandmarkt. Das bereinigt Ebitda AL kam überproportional um 2,4 % voran. Höttges hob in diesem Zusammenhang hervor, dass die Telekom ihr Sparziel von 1,5 Mrd. Euro von 2017 bis 2021 nun gut zur Hälfte (800 Mill. Euro) erreicht habe. Dabei war der Abschluss der IP-Migration aller Anschlüsse eine wesentliche Triebfeder. Weitere Einsparungen sollen künftig u. a. aus der Schließung von Telekom-Shops kommen.Auch das Europa-Geschäft hat an Schwung gewonnen. Im vierten Quartal stiegen hier die Umsätze um 3 % und das bereinigte Ebitda AL um 5 % bzw. organisch um 5,7 %. Das Systemgeschäft habe seine “Transformation” fortgesetzt. Hier sind die Trends indes unverändert. Der Auftragseingang zeigt ein Plus von 8,2 % auf 7,3 Mrd Euro in den vergangenen zwölf Monaten, der Umsatz tritt mehr oder minder bestenfalls auf der Stelle. Indes hat sich das bereinigte Ebitda AL um 9,2 % verbessert, im Schlussquartal signifikant um 35,7 %. Allerdings spielen Abschreibungen im Systemgeschäft nur eine geringe Rolle.Die zentralen Bestandteile im Segment Group Development, T-Mobile NL und die Tower-Gesellschaften, entwickelten sich ebenfalls positiv. Höttges und Illek machten deutlich, dass eine Trennung von T-Mobile NL am ehesten wahrscheinlich ist. Für die Tochter habe die Telekom einst von Private Equity Angebote über 2,3 Mrd. Euro erhalten. Die Sanierung in Eigenregie habe sich indes ausgezahlt. Nun geht Höttges von einer Bewertung von 4 Mrd. Euro aus. Auch ein IPO sei weiterhin denkbar. Experten rechnen damit, dass die Telekom ihr Portfolio weiter bereinigt, um mit den Erlösen eine schnelle Entschuldung voranzutreiben. Die Ratingagenturen haben nach dem Closing in den USA bereits ein Downgrade um ein Notch avisiert und eine schnelle Rückführung der Schulden angemahnt.