Telekom kann Anleger nicht begeistern

US-Tochter sorgt für Umsatz- und Gewinnplus - Mobilfunk im Heimatmarkt schwächelt - Aktie gibt nach

Telekom kann Anleger nicht begeistern

hei Frankfurt – Trotz lobender Worte von Experten konnte die Deutsche Telekom die Anleger mit ihrem Quartalsergebnis nicht begeistern. Sie nahmen gestern überwiegend Gewinne mit, nachdem der Bonner Konzern sein operatives Ergebnisziel (bereinigtes Ebitda) von 18,3 Mrd. Euro bei konstanten Wechselkursen bestätigt hatte. Die T-Aktie gab in der Spitze 2,2 % nach. Seit Jahresbeginn steht indes ein Kursgewinn von 30 % zu Buche.Gestützt auf das dynamische Wachstum der US-Tochter, die erst kürzlich ihre Zielmarke für die Neukundengewinnung auf bis zu 3,9 Millionen für 2015 erhöht hat, legte der Konzernumsatz um 15,3 % auf 17,4 Mrd. Euro zu. Dabei profitierte auch die Telekom vom schwachen Euro. Währungsbereinigt und ohne Veränderungen im Konsolidierungskreis kann das Unternehmen allerdings immer noch ein Plus von 5,7 % ausweisen. Das bereinigte Ebitda übertraf mit 5 Mrd. Euro (+ 13,5 %) den Mittelwert der Analystenprognosen von 4,94 Mrd. Euro und führte zu einem Anstieg des bereinigten Konzernergebnisses um 70 % auf 1,1 Mrd. Euro. Der ausgewiesene Gewinn blieb indes mit 711 Mill. Euro lediglich stabil, da hier u.a. 400 Mill. Euro Restrukturierungskosten zu verkraften waren. Kundenansturm zahlt sich ausBei T-Mobile USA zahlt sich der Kundenansturm nicht nur im Umsatz (in Dollar 13,7 %), sondern vor allem im Ergebnis immer mehr aus. Die börsennotierte Tochter steigerte das bereinigte Ebitda überproportional um 22,8 %, entsprechend einer Marge von 22,1 %. Konzernchef Timotheus Höttges betonte, T-Mobile USA sei für die 2016 anstehende Mobilfunkfrequenzauktion finanziell gut gerüstet. Zum einen habe die Gesellschaft Liquidität gehortet, zum anderen sei angesichts der Ertragsdynamik bei der Verschuldung noch “deutlicher Spielraum”, wie CFO Thomas Dannenfeldt ergänzte. Darüber hinaus sei nicht zu vergessen, dass Spektrum in den USA als “Eigentum” erworben werde und handelbar sei. “Und da Spektrum knapp ist, dürfte der Preis für ein solches Asset steigen”, erläuterte er. Höttges hofft, dass die US-Telekom-Behörde FCC einen Teil des zur Versteigerung anstehenden Frequenzspektrums “für kleinere Wettbewerber reservieren” werde, um das “Entstehen eines landesweiten Duopols” aus AT&T und Verizon zu verhindern.Im Gegensatz zum US-Mobilfunk zeigte dieses Geschäft im Heimatmarkt leichte Schwächen. Während das Deutschlandsegment insgesamt vom Anstieg der Hardware-Verkäufe bei T-Mobile profitierte und ein Erlösplus von 2,1 % einfuhr, ließ die Dynamik der Mobilfunk-Service-Erlöse gegenüber dem Vorquartal deutlich nach. Sie stagnierten mit minimalen + 0,1 %; von Januar bis März war dagegen eine Steigerung von 2,8 % gelungen. Dannenfeldt betonte jedoch, dass sich im Berichtsquartal Sondereffekte mit insgesamt 1 % in den Mobilfunk-Service-Erlösen niedergeschlagen hätten, unter anderem im Rahmen von Preisnachlässen der Kampagne Magentaeins. Bereinigt hätte sich ein Anstieg um 1,1 % ergeben. Dies liege völlig im Rahmen der mittelfristigen Ziele.Die augenscheinliche Schwäche im Mobilfunk wurde dennoch auch von einigen Analysten kritisch betrachtet. So will etwa Ottavio Adorisio von Société Générale dies nochmals “unter die Lupe nehmen”. Denn trotz des Erfolgs von Magentaeins trägt nach wie vor der Mobilfunk im Wesentlichen das Deutschland-Geschäft. Die Einnahmen im Festnetz waren im zweiten Quartal um 2,7 % rückläufig; die Umsätze im Breitbandmarkt zeigten sich mit +0,2 % nur knapp stabil. Höttges unterstrich, dass die Telekom bei der Neukundengewinnung Fortschritte macht und hob die Zielmarke fürs Gesamtjahr auf 250 000 von zuvor 100 000 Neukunden an. Hoffen auf VectoringAllerdings wurde auch deutlich, dass die Telekom, um ihre Position im Heimatmarkt vor allem gegen die Kabelkonkurrenz zu verteidigen, dringend darauf hofft, die Genehmigung für den geplanten Ausbau ihrer Teilnehmeranschlussleitungen mit Vectoring bald zu erhalten. Der Konzernchef nannte diese Genehmigung “alternativlos”. Die Telekom könne dann noch einmal 6,2 Millionen Haushalte anschließen. Darauf hätten die Kunden “Anspruch”. Die Wettbewerber laufen bei der Bundesnetzagentur Sturm gegen die Ausbaupläne und fürchten eine schleichende Remonopolisierung.Ein wenig verändertes Bild zeigen die Geschäftsbereiche Europa, wo Umsatz und Ergebnis weiter nachgeben, sowie T-Systems. Die Geschäftskundensparte zeigt dank Einsparungen im Gegensatz zum Vorjahresquartal eine positive Ebit-Marge von allerdings kümmerlichen 2 %.—– Wertberichtigt Seite 8