Telekom prüft Funkmasten-Verkauf
Auch die Deutsche Telekom prüft derzeit den Verkauf von Funktürmen, um im Netz gebundenes Kapital freizusetzen. Sie folgt damit dem Beispiel von Telefónica. Konzernchef Timotheus Höttges rechnet mittelfristig mit einer Konsolidierung der Branche in Europa und will dabei mitmischen. Im Streit um Vectoring laufen Gespräche mit der EU.hei Köln – Nachdem die spanische Telefónica den Börsengang ihrer Infrastrukturtochter Telxius, in die sie u.a. Funktürme und Glasfaserkabel eingebracht hat, vorantreibt, prüft auch die Deutsche Telekom erneut den Verkauf von Sendemasten. “Ja, wir prüfen einen Verkauf von Funktürmen, aber wir prüfen ihn ergebnisoffen”, erklärte Finanzvorstand Thomas Dannenfeldt auf Fragen von Aktionären auf der Hauptversammlung in Köln. Die Telekom hatte als eine der Ersten in der Branche schon 2007 einen solchen Schritt angedacht, den Verkauf damals aber abgeblasen. Nun ist das Thema erneut auf die Tagesordnung gerückt, denn der Konzern steht vor einem großen finanziellen Kraftakt, namentlich in den USA, wo die großen Telekommunikationskonzerne seit Ende März für neue Mobilfunkfrequenzen bieten. Das Ergebnis der Versteigerung dürfte hoch ausfallen: Schätzungen reichen von 15 bis 45 Mrd. Dollar. Allerdings dürfte sich die Auktion noch hinziehen. Telekom-Chef Timotheus Höttges rechnet mit einem Abschluss erst in der zweiten Jahreshälfte.Der Konzernlenker unterstrich zum wiederholten Male, dass die Telekom in den USA für “wertschaffende” Vorschläge offen sei, so dass ein Verkauf der inzwischen operativ wieder sehr erfolgreichen Tochter auf der Tagesordnung bleibt. Auch in Europa werde die Telekom “unternehmerische Optionalitäten”nutzen, betonte der Manager mit Blick auf die 12-prozentige Beteiligung an BT Group, deren finanzieller Wert sich sowohl in steigenden Aktienkursen des britischen Wettbewerbers als auch in seiner Eigenschaft als “zuverlässiger Dividendenzahler” niederschlage. Überdies sei das Paket an BT sehr “fungibel”, so dass die Telekom jederzeit verkaufen könne.Die Frage nach der Weiterentwicklung der europäischen Telekom-Landschaft trieb die rund 2 000 anwesenden Aktionäre (64,8 % des Grundkapitals) ebenso um wie die weitere Portfoliostrategie der Telekom. Höttges rechnet mittelfristig mit einer Konsolidierung der Branche in Europa, wo 150 Netzbetreiber untereinander konkurrieren und aufgrund der gegenüber den USA beispielsweise um ein Drittel niedrigeren Preise für ihre Produkte häufig ihre Kapitalkosten nicht verdienen könnten. Der Manager stellte auf eine Frage von Jacques Abramowicz von TMT Consulting klar, dass die Telekom aktiv am Konsolidierungsprozess teilnehmen wolle und avisierte eine Fortsetzung der Portfoliostrategie der vergangenen Jahre.”Noch läuft das Geschäft nicht in allen Märkten gleich gut. Der Trend geht zu Anbietern mit Festnetz und Mobilfunk.” Ingo Speich, Fondsmanager von Union Investment, der viel Lob für den “wertsteigernden Umgang mit Beteiligungen” in den USA und Großbritannien fand, stellte indes fest, “für die reinen Mobilfunkaktivitäten in den Niederlanden und in Österreich muss noch eine Lösung gefunden werden. Wo geht die Reise hin?” Dabei wollte sich der Telekom-Chef auf keine klare Antwort festlegen. Höttges betonte nur, in den Niederlanden gewinne die Telekom seit drei Quartalen Kunden hinzu, in Österreich seien Umsatz und Ertrag zuletzt um 6 % gestiegen. Damit versuchte er, dem Eindruck entgegenzutreten, dass die Telekom unter Zugzwang stehen könnte, was die Preise verderben würde. “Jammern baut kein Netz”Markige Worte fand der Telekom-Chef im Streit um den geplanten Vectoring-Ausbau, bei dem die Wettbewerber die EU um Hilfe gerufen haben, nachdem die Bundesnetzagentur grünes Licht für die Pläne der Telekom gegeben hat. “Unsere Wettbewerber kritisieren und jammern in einer Tour”, schimpfte Höttges. “Jammern baut kein Netz. Besser investieren als kritisieren”, forderte er. Auf die Frage nach den Konsequenzen des EU-Konsultationsverfahrens, die u.a. Marc Tüngler von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) aufbrachte, sagte der Telekom-Chef, er rechne mit einer Verzögerung von etwa vier Monaten, in denen die Bedenken der EU ausgeräumt werden müssten. Zugleich deutete er einen Kompromiss als Lösung an. “Wir stehen in konstruktiven Gesprächen mit der EU.”Bewusst “schmallippig” äußerte sich der Manager zu der Frage von mehreren Aktionären nach dem Erwerb der Übertragungsrechte für die Fußball-Bundesliga, die von der DFL neu versteigert werden. “Attraktive Fußballspiele” seien Inhalte, mit denen sich die Telekom im Wettbewerb differenzieren könne. “Aber es muss ein vernünftiges Geschäftsmodell dahinter stehen.”