Telekom spielt in den USA auf Zeit

Nach dem Aus für einen Deal mit Sprint fordert Vorstandschef Höttges Erleichterungen vom Regulierer - Konzern bestätigt Jahresziele

Telekom spielt in den USA auf Zeit

Nachdem ein Schulterschluss mit dem Wettbewerber Sprint-Nextel für T-Mobile USA außer Reichweite gerückt ist, fordert Telekom-Chef Timotheus Höttges vom Regulierer Erleichterungen für die beiden kleineren landesweiten Player im US-Mobilfunkmarkt. Zugleich machte er deutlich, dass sich die Telekom keinen Deal diktieren lassen werde.hei Frankfurt – Die Deutsche Telekom ist nach den Worten von Höttges in einer Telefonkonferenz zum Halbjahresergebnis “äußerst zufrieden” mit der operativen Entwicklung bei T-Mobile USA und hat daher keine Eile, sich einen Deal für die Tochter diktieren zu lassen. Nachdem die Softbank-Tochter Sprint-Nextel ihre Pläne für eine Akquisition von T-Mobile USA aufgrund des anhaltenden Widerstands der Telekomregulierungsbehörde FCC fallen gelassen hat, liege der Telekom derzeit kein Angebot vor, dass aus ihrer Sicht zu einer “weiteren Wertsteigerung für alle T-Mobile-Aktionäre” führen würde, so der Manager. Damit qualifizierte er die einzige vorliegende Offerte von Iliad für knapp 57 % an der US-Tochter als nicht ausreichend. Iliad bietet derzeit 15 Mrd. Dollar in bar für das Paket – eine Transaktion, die für die Telekom die Verwässerung ihres Anteils auf knapp 30 % zur Folge haben könnte.Die T-Aktie, die von einem Jahreshoch im Mai bei 13,15 Euro inzwischen auf 11,57 Euro zurückgekommen ist, pendelte gestern um den Vortagesschlusskurs. Sie hat damit seit Jahresanfang rund 5 % eingebüßt. Die europäischen Wettbewerber Telefónica und Orange liegen im Plus. Höttges räumte ein, von dem Angebot überrascht worden zu sein. Einmal mehr habe sich gezeigt: “Das M & A-Geschäft ist nicht vorhersehbar.” Zugleich gab sich der Telekom-Lenker zuversichtlich, dass sich für T-Mobile USA “noch viele andere Optionen” bieten, wobei sich alle dem Vergleich mit einem Alleingang stellen müssten. Bei einer “Veränderung” im US-Markt führe an T-Mobile USA jedenfalls “kein Weg vorbei”.Allerdings nahm Höttges zur Kenntnis, dass die FCC offenbar an einer Marktstruktur mit “landesweit vier Spielern” festhalten wolle, obwohl der Kapitalmarkt dazu ein eindeutig negatives Urteil abgegeben habe, wie die gestrigen Kursverluste zeigten. Als Konsequenz forderte er ein Umdenken in der Regulierung, damit den vergleichsweise finanzschwächeren Playern T-Mobile USA und Sprint ermöglicht werde, in dem kapitalintensiven Geschäft mitzuhalten. “Wir treten als David gegen Goliath an”, erklärte der Konzernchef im Hinblick auf die 2015 anstehende Auktion für Netzspektrum im 600-Megahertz-Bereich, bei der die ungleich finanzkräftigeren Riesen AT & T und Verizon im Vorteil seien. Zuvor war bekannt geworden, dass Sprint und T-Mobile als Bieter-Joint-Venture auftreten wollten, um bis zu 10 Mrd. Dollar bieten zu können. Auch dies hatte die FCC abgelehnt. Lock-up-Frist läuft ausWährend sich die meisten Experten einig sind, dass die Iliad-Offerte ohne Nachbesserung nicht überzeugen kann, gilt ein Teilrückzug der Telekom bei T-Mobile USA über die Börse als eine weitere Option. Die Lock-up-Frist läuft am 1. November aus, und der Bonner Konzern könnte 10 bis 20 % abgeben, um T-Mobile USA zu dekonsolidieren. Alternativ könnte die Telekom auch ein solches Paket für 33 Dollar je Aktie, die Iliad bietet, an die Franzosen geben.Dabei wird die Position der Telekom immerhin durch die operative Stärke von T-Mobile USA gestützt. Nach massiven Investitionen in die Kundengewinnung, die in den vergangenen Quartalen am Ertrag gezehrt haben, zeigt sich laut Höttges nun, dass der “Dreisprung” in der Geschäftsentwicklung funktioniere. Der anhaltend hohe Kundenzuwachs habe zu einer deutlichen Steigerung der Service-Erlöse geführt – im Quartalsvergleich bei vollständiger Einbeziehung von MetroPCS in den Vorjahreszeitraum um 5 %. Ergebnis erholtIn der “dritten Stufe” werde daraus eine Ergebnisverbesserung resultieren. T-Mobile USA konnte die Wechslerrate stabil halten und im Quartal 908 000 neue Vertragskunden gewinnen. Die Service-Umsätze kletterten um 15,3 %, und auch das bereinigte operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) erholte sich deutlich mit einem überproportionalen Plus von 22,1 %, wie Finanzvorstand Thomas Dannenfeldt hervorhob.Der Turnaround in den USA erwies sich auch im Konzern insgesamt als wichtiger Stabilitätsanker. So gelang es, den Umsatz und ebenso das bereinigte Ebitda im zweiten Quartal bei 15,1 Mrd. bzw. 4,43 Mrd. Euro stabil zu halten. Der bereinigte Konzernüberschuss ging um gut ein Fünftel auf 636 Mill. Euro zurück. Hier wirkten sich laut Dannenfeldt vor allem planmäßig erhöhte Abschreibungen auf die durch die Übernahme von MetroPCS gestiegenen Vermögenswerte bei T-Mobile USA aus.Der um 5,4 % rückläufige Free Cash-flow lag “klar im Rahmen unserer Planungen” so Dannenfeldt, der das Jahresziel von 4,2 Mrd. Euro bestätigte. Die Telekom hat für 2013 und 2014 einen deutlichen Knick beim freien Mittelzufluss avisiert, um erhöhte Investitionen, vor allem in Deutschland, zu stemmen. Der Vorstand bekräftigte, dass es 2015 bei der Kennziffer wieder aufwärtsgehen solle. Auch das Jahresziel 2014 wurde bestätigt.