Halbzeit

Telekom steckt 12 Mrd. Dollar in US-Zukäufe

Die Telekom kommt im Ergebnis schneller voran als im Umsatz und erhöht ihr Cashflow-Ziel um 100 Mill. Euro, dank guter Geschäfte in den USA. Im heimischen Breitbandmarkt hofft sie auf erhöhte Dynamik in der zweiten Jahreshälfte.

Telekom steckt 12 Mrd. Dollar in US-Zukäufe

Telekom steckt 12 Mrd. Dollar in Zukäufe

Konzern profitiert im Heimatmarkt von Schwächen der Wettbewerber – Cashflow-Ziel leicht angehoben – Aktie steigt

hei Frankfurt

Die Telekom kommt im Ergebnis schneller voran als im Umsatz und erhöht ihr Cashflow-Ziel um 100 Mill. Euro, dank guter Geschäfte in den USA. Im heimischen Breitbandmarkt hofft sie auf erhöhte Dynamik in der zweiten Jahreshälfte. Die T-Aktie setzte sich an die Dax-Spitze und gewann 2,5%.

Bei der Deutschen Telekom spielt die US-Tochter eine stetig wachsende Rolle. Sie verzeichnet im ersten Halbjahr einen Ergebnisschub von 7,4%, so dass auch der Konzern insgesamt beim bereinigten operativen Gewinn nach Leasingkosten (bereinigtes Ebitda AL) um 6,2% zulegen konnte. Damit kommt das Ergebnis deutlich schneller voran als der Umsatz. Ein starker Kundenzulauf in den USA sorgt zudem für einen Anstieg der margenstarken Service-Erlöse, was sich im Gesamtjahr in einem höheren Free Cashflow niederschlagen soll.

Im zweiten Quartal haben sich Umsatzplus (+4,3%) und Ergebnisentwicklung (+7,8%) weiter beschleunigt. Das bereinigte Ebitda AL landete bei 10,8 Mrd. Euro nach 10,04 Mrd. im Vorjahresabschnitt. Der Free Cashflow sprang um 48%. Die Telekom hob ihre Zielmarke auf 19 Mrd. Euro an, ein Plus von 17% gegenüber Vorjahr, während die Prognose fürs bereinigte operative Ergebnis bei 42,9 Mrd. Euro unverändert bleibt. Der Konzern verarbeite dabei allerdings den Tarifabschluss im Heimatmarkt, der in Deutschland erhöhte Kosten verursacht, wie Vorstandschef Tim Höttges in einer Telefonkonferenz hervorhob. Bei sinkenden Investitionen im laufenden Geschäft in den USA, steckt die Telekom gleichwohl Milliarden in den Ausbau der Tochter. Sie gibt in Summe 12 Mrd. Dollar für die Akquisition von vier Unternehmen aus, wobei erst ein Zukauf, der des Prepaid-Anbieters Ka'ena, unter Dach und Fach ist. Für die anderen drei, darunter US-Cellular für 4,4 Mrd. Dollar, läuft noch das Genehmigungsverfahren. Dies gilt auch für Lumos, mit der T-Mobile im Glasfasermarkt Fuß fassen will.

Europameisterschaft gibt Schub

Auch wenn die US-Tochter unbestritten die Triebfeder im Konzern ist, zeigte sich Höttges nach eigenen Worten in „guter Laune und bei sommerlichem Gemüt“, weil auch das Deutschlandgeschäft Erfolge verzeichnen kann. Insbesondere das TV-Geschäft habe dabei „sehr stark von der Europameisterschaft profitiert“, so der Manager. Dort verzeichnete die Telekom im zweiten Quartal 114.000 Nettoneuzugänge nach 73.000 im Vorquartal. Inwiefern dabei auch der Wegfall des Nebenkostenprivilegs für die Kabelgesellschaften, der für die Telekom ein Einfallstor sein sollte, eine Rolle spielt, konnte Finanzchef Christian Illek nicht konkretisieren. Vodafone soll bereits 650.000 Kabelkunden verloren haben.

Mobilfunk glänzt

Im allgemeinen Breitbandgeschäft, mit dem sich der Vorstand zu Jahresbeginn unzufrieden gezeigt hatte, erwartet Illek in der zweiten Hälfte mehr Dynamik. Die von Höttges hervorgehobene „höhere Schlagzahl“ ließ sich an den Zahlen des zweiten Quartals noch nicht ablesen: die Zahl der Nettoneuzugänge zog nur mäßig auf 41.000 an. Glanzvoller präsentiert sich dagegen das heimische Mobilfunkgeschäft, wo die Telekom den Wettbewerb schon länger auf Distanz hält. Jüngst kamen ihr zudem unter anderem Kundenabwanderungen bei United Internet zu Pass. Vor allem der im Branchenvergleich mit organisch 3,7% deutliche Anstieg der Mobilfunk-Service-Erlöse trug dazu bei, dass das Segment Deutschland das Ergebnis trotz Kostenanstieg steigern konnte, allerdings nur um 1% bei einem Umsatzplus von 3,6%.

Der bereinigte Konzernüberschuss der Telekom kletterte im Berichtsquartal um 31% auf 2,5 Mrd. Euro. Dabei profitierte sie Illek zufolge von einem um 287 Mill. Euro verbesserten Finanzergebnis aufgrund des geänderten Zinsumfeldes. Gegenläufig wirkte unter anderem ein höherer Steueraufwand von 132 Mill. Euro sowie ein höherer Anteil von Minderheitseignern am Ergebnis. Die Nettoverschuldung ohne Leasing ist von April bis Juni um 2,8% gestiegen. Dabei spielten unter anderem Aufwendungen für den Kauf von Ka'ena sowie der Aktienrückkauf von T-Mobile US eine Rolle. Dieser schlug mit 2,2 Mrd. Euro zu Buche.