Telekom sucht US-Partner

T-Online steht auch offiziell zum Verkauf - "Steckerleiste" startet in Osteuropa

Telekom sucht US-Partner

Viel Lob von den Aktionären gab es auf der Hauptversammlung der Deutschen Telekom. Die Fragen der Anteilseigner konnte Telekom-Chef Timotheus Höttges aber nicht zur vollen Zufriedenheit beantworten.Von Heidi Rohde, zzt. Köln”Das war super!” Ein so kraftvolles Lob, wie es in diesem Jahr Thomas Hechtfischer als Vertreter der DSW (Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz) aussprach, hat der Vorstand der Deutschen Telekom auf der Hauptversammlung lange nicht gehört. Während Konzernchef Timotheus Höttges den Fortschritt der mittlerweile altvertrauten Baupläne zu der Netzumstellung auf IP-Technologie, Kundenwachstum und Ausbau von Partnerschaften hervorhob, entpuppten sich die angereisten Aktionäre aber trotz guter Stimmung als ungewohnt detailversessen. Wie geht es in den USA weiter? Warum wurde die Beteiligung an Everything Everywhere (EE) nicht in Bares umgemünzt statt in einen Minderheitsanteil an BT Group? Gibt es endlich erkennbare Resultate beim Dauerrestrukturierungsfall T-Systems? Portfolioumbau geht weiterHöttges machte deutlich, dass der Portfolio-Umbau keineswegs abgeschlossen ist. So stellte er T-Online, die ehemals börsennotierte Internettochter, die “heute nur ein General Interest Portal ist”, offiziell ins Schaufenster. Er unterstrich, dass das heutige Portalgeschäft für die Telekom “nicht mehr die Bedeutung hat, die es früher hatte”, insbesondere gebe es “keine Endkundenbeziehung” über T-Online mehr. Deshalb habe die Telekom die Tochter in eine eigene Gesellschaft ausgegliedert und “erwägt einen Verkauf”.Gespräche liefen bereits, bestätigte der Manager, ohne konkret auf mögliche Verhandlungen mit Springer einzugehen. Dem Vernehmen nach beißt die Telekom mit ihren Preisvorstellungen bei Springer auf Granit. Der Berliner Verlagskonzern soll das Thema von der Tagesordnung genommen haben. Springer hatte auch über den Erwerb der Scout-Gruppe mit der Telekom verhandelt, zog aber im Verkaufsprozess den Kürzeren. Scout ging zu 70 % an Hellman & Friedman für stolze 1,5 Mrd. Euro.In den USA bleibt die Telekom nach den Worten von Höttges offen für Partner. Es sei die Pflicht des Vorstandes, die Rendite von T-Mobile US weiter zu steigern, sagte Höttges laut Redetext auf der Hauptversammlung am Donnerstag in Köln. “Wenn wir einen Partner finden, der uns dabei hilft, werden wir dies selbstverständlich prüfen.” Es bestehe wegen der guten operativen Performance von T-Mobile US allerdings kein Grund zur Eile. Die Telekom unterstellt auch, dass sich die US-Tochter selbst finanzieren kann, jährlich sind dort Investitionen von 4,4 Mrd. bis 4,7 Mrd. Dollar geplant.Höttges verteidigte den Erwerb eines Minderheitsanteils an BT Group von 12 %. Die Telekom sei überzeugt “von dem Wertsteigerungspotenzial” der Beteiligung, die Zukunft gehöre nicht den reinen Mobilfunkanbietern, sondern integrierten Telekomgesellschaften. Finanzchef Thomas Dannenfeldt erklärte auf Fragen, die Telekom könne ihren Anteil aufstocken, aber in den nächsten drei Jahren nicht, es sei denn, Orange trenne sich von ihrem 4 %-Paket.Im Hinblick auf eine paneuropäische Netz- und Produktstrategie macht die Telekom nach den Worten von Höttges ebenfalls Fortschritte. Allerdings räumte er ein: “Auf unserer Steckerleiste ist noch viel Platz.” Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, auf Basis eines All-IP-Netzes neue Produkte und Dienste, die primär von Partnern zugeliefert werden sollen, europaweit zu skalieren. Es setzt dabei auf die Zusammenarbeit mit jungen, innovativen Firmen, denen es mittels seiner Netze Reichweite verschafft. Was für die Telekom konkret dabei herausspringt – abgesehen von einer steigenden Kundenbindung -, ist im Einzelfall noch nicht bekannt. Bis Ende des Jahres soll die “Steckerleiste” in vier osteuropäischen Ländern, Tschechien, Griechenland, Kroatien und Albanien, “live” geschaltet werden.Wenig überraschend musste der Telekomchef auch zugeben, dass bei der Geschäftskundensparte T-Systems, die er aufgrund der umfassenden Digitalisierung der Wirtschaft weiterhin als wesentlichen Baustein der Telekom-Strategie bezeichnete, der Masterplan 2015 zwar “sehr konsequent abgearbeitet” wird, aber konkrete Früchte noch ausstehen. Es sei gelungen, beim Umbau, insbesondere bei der Schließung von Rechenzentren und der Verlagerung an kostengünstigere Standorte, sogar schneller voranzukommen als “intern” geplant. Die Entwicklung in neuen Wachstumsfeldern wie Cloud-Geschäfte oder Security-Anwendungen mache Fortschritte.