Telekom tritt gegen Amazon an

Entertain-Plattform wird auch für Fremdanschlüsse verfügbar - Smart Speaker startet

Telekom tritt gegen Amazon an

hei Berlin – Die Deutsche Telekom zieht im Kampf gegen Amazon und Co neue Seiten auf. Die bisher nur für die eigenen Breitbandkunden verfügbare Entertain-Plattform, auf der die Telekom ein umfangreiches TV-Angebot, eigenen Content sowie auch die Inhalte von Over-the-Top-Playern (OTT) wie Amazon und Netflix bündelt, soll künftig nicht mehr an einen Internetanschluss von der Telekom gekoppelt sein, sondern auch Kunden von Wettwerbern zur Verfügung stehen.Damit macht sich der Bonner Konzern die Strategie der OTT-Player selbst zu eigen und steigert schlagartig die Reichweite seiner eigenen Plattform. Man könne nun einen Markt von rund 40 Millionen Teilnehmern adressieren, wie Michael Hagspihl, Privatkundenchef Deutschland, auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin sagte. Per Ende Juni zählte die Telekom rund 3,24 Millionen Kunden für ihr Entertain-TV-Produkt, das war ein Plus von 7 % gegenüber Vorjahr. Trotz des Wachstums hatte sich der Konzern vor einigen Jahren höhere Ziele gesetzt und 5 Millionen Kunden angepeilt. Bisher eher KundenbindungDie TV-Umsätze lagen im ersten Halbjahr bei 714 Mill. Euro, ein in etwa proportionaler Anstieg zu den Kundenzahlen. Damit ist die Plattform für die Telekom bisher eher ein Kundenbindungsinstrument, der Umsatzbeitrag ist relativ gering. Jedoch erhofft sich der Konzern nun mehr. Denn mit der Öffnung trägt die Telekom auch dem Umstand Rechnung, dass ihr Marktanteil im Breitbandmarkt fast allen großen Städten nur noch bei 27 % bis 30 % liegt, wie Deutschland-Vorstand Dirk Wössner zuvor gesagt hatte. Hier eröffnet ein OTT-Angebot daher mehr Chancen. Es treffe zudem den “Zeitgeist, der eine ganz neue TV-Generation umtreibt”, so Hagsphil in Berlin. Details zu dem Angebot, das über eine App der Betriebssysteme Android (Google) und iOS (Apple) verfügbar sein wird, soll es im Oktober geben. Dessen ungeachtet soll “Amazon Prime”, der letzte Baustein auf der Entertain-Plattform von September an mit eingebunden sein. Zugleich baut die Telekom auch eigenen Content und exklusive Serienangebote aus.Anstelle einer Umarmungsstrategie tritt die Telekom in einem anderen Bereich nun in direkten Wettbewerb mit den großen Internet-Playern, die – allen voran Amazon – bisher auch im Markt für sprachgesteuerte Personal Assistents die Nase vorn haben. Künftig müssen sich “Alexa”, “Ok Google” und “Siri” auf Konkurrenz durch “Hallo Magenta” einstellen. Der Smart Speaker der Telekom zielt zunächst darauf ab, die Steuerung des Home Entertainment zu erleichtern, also TV und Musik, aber auch sprachgesteuerte Telefonie. Der Markt für diese Geräte steht nach Einschätzung von Experten vor einer rasanten Aufwärtsentwicklung. Sie soll mittelfristig auch durch neue Geschäftsfelder, zum Beispiel in der Telemedizin oder Security-Anwendungen getrieben werden. Starkes Wachstum erwartetNach Angaben des Bitkom nutzen in Deutschland bis 12 % aller Haushalte einen solchen Smart Speaker. Dementsprechen groß ist das Potenzial. Gartner geht davon aus, dass die Nutzerzahlen stark ansteigen. Schon 2020 sollen ein Fünftel der Nutzer in Industrieländern ein solches Gerät im Alltag nutzen.