Nokia und Ericsson

Telekomausrüster kämpfen mit Wirtschaftsflaute und Lagerabbau

Die Lieferketten entspannen sich, die Kunden der Telekomausrüster bauen Lagerbestände ab. Das trifft Nokia und Ericsson. Beide Aktien rutschen deutlich ab. Nokia senkt den Jahresausblick.

Telekomausrüster kämpfen mit Wirtschaftsflaute und Lagerabbau

Telekomausrüster kämpfen mit Flaute und Lagerabbau

Nokia senkt Jahresausblick – Ericsson mit Gewinneinbruch im zweiten Quartal – Aktien unter Druck

hek Frankfurt

Die Telekommunikationsausrüster Nokia und Ericsson kämpfen mit der schwachen Wirtschaftslage und Investitionszurückhaltung der Kunden. Nokia setzt ihre Prognose für das Gesamtjahr herab, während Ericsson für das zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahres einen Gewinneinbruch meldet. Beide Aktien gaben am Freitag deutlich nach. Nokia notierte im Handelsverlauf 9% schwächer, Ericsson 10%.

Nokia siedelt ihre Umsatzprognose für das Gesamtjahr nun zwischen 23,2 Mrd. und 24,6 Mrd. Euro an. Bisher waren die Finnen von 24,6 Mrd. bis 26,2 Mrd. Euro ausgegangen. Im Vergleich zum Jahr 2022 ergibt sich bei konstanten Wechselkursen ein Rückgang von 4% bis zu einem Anstieg um 2%. Auch der Ausblick für die vergleichbare operative Marge fällt jetzt verhaltener aus. Nokia senkt den oberen Rand der Prognosespanne von 14% auf 13%, die Untergrenze bleibt bei 11,5%.

Im zweiten Quartal verbuchte Nokia nach vorläufigen Zahlen 5,7 Mrd. Euro Nettoumsatz. Währungsbereinigt entspreche das dem Vorjahresniveau, teilt der Konzern weiter mit. Die vergleichbare operative Marge siedelt das Management bei 11% an. Der operative Quartalsgewinn habe von etwa 80 Mill. Euro Nachholerlösen von Nokia Technologies profitiert. Die Veröffentlichung des Quartalsberichts ist für den 20. Juli geplant.

Kunden verschieben Projekte

Die schwächeren Nachfrageaussichten in der zweiten Jahreshälfte führt Nokia auf die maue Wirtschaftslage und den Lagerabbau der Kunden zurück. Hohe Inflationsraten und steigende Zinsen beeinträchtigten zunehmend die Ausgabenpläne der Abnehmer. Einige Projekte würde auf 2024 verschoben, vor allem in Nordamerika. Die Lagerbestände, die viele Kunden wegen der Lieferkettenprobleme der beiden Vorjahre aufgestockt hatten, normalisierten sich wieder. Nokia kündigt an, den Sparkurs fortzusetzen. Langfristig strebt der Konzern eine vergleichbare operative Marge von mindestens 14% des Umsatzes an.

Konkurrent Ericsson verbuchte im zweiten Quartal 64,4 Mrd. skr (5,6 Mrd. Euro) Umsatz, organisch ein Rückgang um 9%. Vor allem in Nordamerika gaben die Erlöse nach, während die Geschäfte in Indien weiter gut liefen. In der Netzwerksparte schrumpfte der Umsatz, bereinigt um Währungseffekte sowie Zu- und Verkäufe, um 13%. Der um Restrukturierungskosten bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) brach um 62% auf 2,8 Mrd. skr ein.

Die bereinigte Ebita-Marge (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Goodwillschreibungen zu Umsatz) fiel von 12% auf 5,7%. Unter dem Strich stehen rund 600 Mill. skr Nettoverlust, der vor allem auf Restrukturierungskosten zurückgeführt wird, nach 4,7 Mrd. skr Periodenüberschuss im Vorjahreszeitraum.

Jefferies hält Zahlenwerk für schwach

Die Performance im Berichtsquartal entspreche den Erwartungen, heißt es im Zwischenbericht. Im April hatte Ericsson für das zweite Quartal eine Marge im mittleren einstelligen Prozentbereich avisiert. Die Investmentbank Jefferies bescheinigt Ericsson ein schwaches Zahlenwerk. Der Telekomausrüster leide unter einem anhaltend negativen Marktumfeld. Nach Einschätzung der US-Bank Goldman Sachs ist das operative Ergebnis etwas besser ausgefallen als vom Markt erwartet, doch der Ebita-Ausblick auf das laufende Quartal habe klar enttäuscht.

Den Sparkurs hat Ericsson angesichts mauer Aussichten verschärft. Die Schweden wollen global 8.500 Stellen streichen. Für das dritte Jahresviertel erwartet Firmenchef Börje Ekholm ähnliche Markttrends wie im Vorquartal. Die Ebita-Marge werde auf ähnlichem Niveau oder etwas höher erwartet. Ekholm geht davon aus, dass sich der Markt für mobile Netzwerke gegen Ende des Jahres schrittweise erholen und 2024 verbessern wird. Im kommenden Jahr will Ericsson das untere Ende des langfristigen Ebita-Margenziels von 15 bis 18% erreichen. Das anhaltend schnelle Wachstum des Datenverkehrs treibe die Netzinvestitionen an.